2015-07-14 13:10:00

Ukraine: Orthodoxes Vereinigungskonzil gescheitert?


Erneut gescheitert sind offenbar die Pläne zu einem Zusammenschluss der beiden vom Moskauer Patriarchat abgespaltenen orthodoxen Kirchen in der Ukraine. Am 14. September sollte in der berühmten Kiewer Sophienkathedrale das Vereinigungskonzil abgehalten werden. Nach Angaben der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur KNA haben sich die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche des Kiewer Patriarchats (UOK-KP) und die Ukrainisch Autokephale Orthodoxe Kirche (UAOK) vor allem wegen eines Streits über die jeweilige Delegiertenzahl beider Kirchen und das damit verbundene Kräfteverhältnis bei einem Treffen in der vergangenen Woche aber wieder überworfen. Die Delegationen beider Kirchen waren am 9. Juli im Kiewer Michaelskloster zusammengekommen, wo sie sich bereits einen Monat zuvor auf die Kirchenunion geeinigt hatten. Die rund 1.200 Pfarren umfassende UOK forderte dabei, dass sie beim Konzil genauso viele Delegierte stellt wie das Kiewer Patriarchat (UOK-KP), das mit fast 4.900 Gemeinden deutlich größer ist.

Das Kiewer Patriarchat wies den Vorstoß mit Verweis auf die Kirchenstatistik als „ungerecht und inakzeptabel“ zurück. Alle ihre Gliederungen müssten beim Konzil vertreten werden. Pro 15 Gemeinden solle es einen Delegierten geben, verlangte das Kiewer Patriarchat. Man sei über das erneute Scheitern von Verhandlungen mit der UAOK „enttäuscht und traurig“, hieß es in einer Erklärung.

Die UAOK pochte bei der jüngsten Tagung auch darauf, dass ein Vertreter des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel das Konzil leitet. Zudem sollten alle Bischöfe beider Konfessionen Kandidaten für den Posten des Oberhaupts der geplanten vereinten Kirche sein. Dieser Vorstoß richtet sich gegen die Favoritenrolle des 86-jährigen Kiewer Patriarchen Filaret für das Amt. Die UOK-KP warf der Spitze der UAOK vor, ihr gehe es „nicht um die Ukraine, sondern um die Befriedigung ihrer eigenen Interessen und Ambitionen“.

Russischer Einfluss?

Nach dem erneuten Scheitern der geplanten Kirchenunion hofft das Kiewer Patriarchat nun, dass sich ihr zumindest ein Teil der UAOK anschließt. Zugleich behauptete es, die russisch-orthodoxe Kirche habe die Kehrtwende durch Geld herbeigeführt, was die UAOK empört zurückwies. Die rund 30 Millionen orthodoxen Christen in der Ukraine verteilen sich auf drei Kirchen: die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats (UOK-MP), das 1992 gegründete Kiewer Patriarchat (UOK-KP) und die nach der Russischen Revolution vor 95 Jahren entstandene Autokephale Kirche (UAOK). Einzig die UOK-MP wird vom Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel und der Weltorthodoxie anerkannt - aus Rücksicht auf die russisch-orthodoxe Kirche.

Vorher Treffen Bartholomaios-Hilarion

Um die orthodoxe Kirche in der Ukraine ging es wahrscheinlich auch bei einem Treffen des Außenamtschefs des Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion, mit dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., am 6. Juli in dessen Residenz in Istanbul. Laut russischen Angaben stand dabei das 2016 anstehende Panorthodoxe Konzil im Vordergrund, das für die orthodoxe Kirche eine ähnlich große Bedeutung haben könnte wie vor 50 Jahren das Zweite Vatikanum für die katholische Kirche. In der Ukraine gehen Beobachter davon aus, dass sich Hilarion bei der Begegnung mit Bartholomaios I. gegen eine Unterstützung Konstantinopels für die ukrainische Kirchenfusion gestellt hat.

Die moskautreue ukrainisch-orthodoxe Kirche begrüßte das Scheitern der Fusionspläne und betonte, sie sei auf der Grundlage des Kirchenrechts und der Regeln der Weltorthodoxie zum Dialog mit allen Teilen der Orthodoxie in der Ukraine bereit. Sie kritisierte, der ukrainische Staat habe die UAOK zur Vereinigung mit dem Kiewer Patriarchat gedrängt. Dieser Druck erzeuge Widerstand.

(kna 14.07.2015 mg)








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