2015-07-07 00:00:00

Papst über Familie: „Der beste Wein kommt noch“


Auch wenn alle Hochrechnungen und Statistiken zum Thema Familie das Gegenteil behaupteten, der „beste Wein“, die Freude und Fülle, kommt noch. Das war die Botschaft, die Papst Franziskus am ersten vollen Tag seiner Papstreise den Familien Ecuadors mitgebracht hatte. In Guayaquil feierte der Papst die Heilige Messe am Montagmittag (Ortszeit) mit Familien. Über eine Million Menschen hatten sich in der schwülen Hitze versammelt und lange auf die Ankunft des Papstes gewartet. In guter Tradition zog Papst Franziskus zunächst im Papamobil seine Runden, bevor dann mit etwas Verspätung die Messe begann. Auf dem großen zur Verfügung gestellten Gelände wirkte die Präsenz der Messbesucher geradezu aufgelockert.

Besuch und Gebet im Heiligtum

Zuvor hatte der Papst nach seiner Ankunft aus Quito – nach einem halbstündigen Flug – das Heiligtum „Divina Misericordia“ (Göttliche Barmherzigkeit) besucht, wo er kurz betete und von einer großen Menschenmenge begrüsst wurde.

Es folgte die Heilige Messe im „Parque de Los Samanes“ in Guayaquil, wo bereits vor 30 Jahren Papst Johannes Paul II. zu Besuch war. In seiner Predigt legte Franziskus die Erzählung aus dem Johannesevangelium von der Hochzeit in Kana aus: Maria bemerkt, dass es keinen Wein mehr gibt, geht zu Jesus und dann zu den Dienern des Hauses.

Aufmerksam und zuvorkommend

Der Wein in dem Gleichnis sei Zeichen der Freude, Liebe und Fülle, so der Papst. „Wie viele unsere Kinder und Jugendlichen spüren, dass es ihn in ihren Häusern schon eine Weile nicht mehr gibt. Wie viele Frauen, die allein und traurig sind, fragen sich, wann die Liebe erloschen ist, aus ihrem Leben verschwunden ist. Wie viele alte Menschen fühlen sich bereits außerhalb des Festes ihrer Familien, vernachlässigt“. Arbeitsmangel, Krankheit oder andere schwierige Situationen könnten ebenso ein „Fehlen des Weines“ sein. Maria sei zuvorkommend und aufmerksam und merke das Fehlen der Freude, so der Papst. Sie wende sich an Jesus und zeige so, dass sie Sorgen der Menschen auch die Sorgen Gottes seien. Sie lehre das sich Gott Anvertrauen: „Beten zieht uns immer aus dem Umfeld unserer Sorgen heraus, lässt uns über das, was uns schmerzt, bewegt oder uns selbst fehlt, hinausgehen.“

Schule des Gebets und des Dienens

In diesem Zusammenhang ging der Papst dann auf das Thema ein, das über der Messfeier stand: Die Familie. Für das Gebet sei sie unerlässlich, denn „die Familie ist eine Schule, in der das Gebet uns auch daran erinnert, dass es ein Wir gibt, dass es einen unmittelbaren, konkreten Nächsten gibt: er lebt unter demselben Dach, teilt unser Leben und ist bedürftig.“ Fast beschwörend war Franziskus, als er sagte, in den Familien seien Wunder möglich.

In der Familie lerne man auch das Dienen, so der Papst, und das Dienen sei „das Kriterium der wahrhaftigen Liebe.“ „Im Schoß der Familie wird niemand ausgeschlossen; (…) dort „lernt man, um Erlaubnis zu bitten, ohne andere zu überfahren, ‚danke‘ zu sagen als Ausdruck einer aufrichtigen Wertschätzung dessen, was wir empfangen, Aggressivität oder Unersättlichkeit zu beherrschen und um Verzeihung zu bitten, wenn wir irgendeinen Schaden angerichtet haben.“

„Echte soziale Schuld“

Keine Einrichtung könne die Familie ersetzen, deswegen gelte es, sie zu unterstützen und zu fördern, auch von staatlicher Seite. Diese Hilfen seien keine Almosen, „sondern eine echte ‚soziale Schuld’ hinsichtlich der Institution der Familie“, fügte der Papst hinzu.

Aber nicht nur für die Gesellschaft sei die Familie fundamental, dasselbe gelte auch für die Kirche: „Die Familie bildet ebenso eine kleine Kirche, eine ‚Hauskirche’, die mit dem Leben die Zärtlichkeit und Barmherzigkeit Gottes vermittelt. In der Familie mischt sich der Glaube mit der Muttermilch: Wenn man die Liebe der Eltern erfährt, spürt man die Liebe Gottes nahe.“

Zurück zur Erzählung des Johannesevangeliums: Alles habe damit begonnen, dass Maria bemerkt habe, dass es keinen Wein mehr gebe. Die Aufmerksamkeit für den Mangel habe dann aber die besten Folgen gehabt, „sie kosteten den besten Wein“.

Die gute Nachricht

„Und das ist die gute Nachricht: der beste Wein ist da, um geschöpft zu werden, das Angenehmste, Tiefste und Schönste für die Familie kommt noch. Die Zeit kommt, wo wir die tägliche Liebe kosten, wo unsere Kinder den Raum, den wir teilen, wieder entdecken, und die alten Leute bei der Freude jeden Tages zugegen sind. Der beste Wein kommt noch für jeden Menschen, der zu lieben wagt“.

Auch wenn alle Hochrechnungen und Statistiken das Gegenteil behaupteten, „murmelt es, bis man es glaubt: der beste Wein kommt noch; flüstert es den Verzweifelten und Lieblosen ins Ohr. Gott nähert sich immer den Peripherien derer, die ohne Wein geblieben sind, die nur Mutlosigkeit zu trinken haben. Jesus hat eine Schwäche dafür, den besten Wein mit denen zu verschwenden, die aus dem einen oder anderen Grund schon spüren, dass sie alle Krüge zerbrochen haben.“

(rv 06.07.2015 ord/mg)








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