2015-07-07 00:59:00

„Ecuadorianer sind erstaunt, wie wir in der Kirche singen“


Martin Schlachtbauer ist seit 14 Jahren Pfarrer der deutschsprachigen katholischen Gemeinde in Quito. Gleichzeitig ist er auch als Seelsorger in einer ecuadorianischen Pfarrei tätig. Er hat somit die Möglichkeit, sowohl die „deutsche“ als auch die „ecuadorianische“ Spiritualität direkt zu erfahren. Die Lateinamerikaner hätten „meist von Haus aus eine fromme Spiritualität“, so Schlachtbauer im Gespräch mit unserem Korrespondenten in Quito, Mario Galgano. „Selbst Leute, die nicht zur Kirche gehen, haben eine Verbindung hin zu Gott und auf jeden Fall eine positive Ausrichtung, was Glaube und Kirche betrifft. Es ist ein einfacher Glaube, ein Glaube, das aus dem Herzen kommt und von Freude geprägt ist.“

Der Europäer – und vor allem der deutschsprachige Gläubige – sei hingegen einer, der vor allem über seinen Glauben nachdenkt, so Schlachtbauer. „Was auffällt, ist die Tatsache, dass die Ecuadorianer, wenn sie zu unserer deutschen Kirche kommen, erstaunt sind, wie wir alle so gut vom Blatt die Kirchenlieder singen. Die Leute hier singen zwar auch, aber man macht das nicht mit dem Gotteslob. Da sieht man die kulturellen Unterschiede.“

Das werde auch bei der kommenden Familiensynode im Herbst wohl ersichtlich, dass es unterschiedliche Schwerpunkte und Herausforderungen zum Thema „Familie“ gibt. „Klar, manches ist ähnlich und doch gibt es auch Themenbereiche, die nicht gleich sind. Vielleicht sollte man alles ein bisschen breiter sehen und diskutieren. Grundsätzlich geht es ja darum, den Menschen aus dem Glauben heraus zu helfen.“

Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene oder Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Paare: in Lateinamerika sind das zwar auch Themen, aber es gibt noch weit wichtigere. „Bei uns ist die Frage, was bedeutet das Ehesakrament, viel dringender. Hier sind ja die meisten durchaus gläubig, aber man muss sie heranführen an die Bedeutung eines Sakraments, weil die Menschen hier nicht unbedingt spüren, was es heißt, kirchlich zu heiraten. Sie nehmen Teil am kirchlichen Leben.“ Pfarrer Schlachtbauer hofft von der Papstreise nach Ecuador, dass der Glaube „eifriger gelebt“ wird.

(rv 06.07.2015 mg)








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