2015-07-07 11:29:00

Ecuador: Zwischen Fest und Protest


Ecuador ist im Stillstand, denn der Papst ist da. Medienmengen, Menschenmengen. Menschen laufen dem Papa-Mobil nach, Papst Franziskus küsst und segnet die Mengen. Bilder einer besonderen Papstreise, Bilder von Papst Franziskus in seinem Heimatkontinent, schwirren um die Welt. Es ist eine Riesenfeier, das sagt auch der Sprecher der ecuadorianischen Bischöfen, Pater David de la Torre, im Gespräch mit Radio Vatikan.

„Alle Ecuadorianer, alle Menschen des Landes, wollen an den Papstmessen teilnehmen, an den Treffen….Für uns ist es ein Fest: ein Glaubensfest, aber auch ein Fest der Menschheit.“

Doch ist nicht alles Gold, was glänzt. Ecuador erlebt eine politische und gesellschaftliche Krise. Während Papst Franziskus und der ecuadorianische Präsident Rafael Correa bei ihrem Treffen von der Terrasse gelöst und lächelnd winkten, ist die Bevölkerung gespalten. Mehrere tausend Menschen haben in Ecuador in den vergangenen Wochen gegen Correas Politik protestiert. Für Unmut sorgten vor allem die geplanten Steuerreformen  - unter anderem der Erbschaftssteuer - der Regierung. Die Proteste wurden von Bürgermeister und Oppositionsmitglied Jaime Nebot angeführt, den Papst Franziskus in der Jesuitenkirche San Francisco in Quito trifft. Papst Franziskus könnte auch hier eine Vermittlerrolle zwischen den Fronten einnehmen. Für la Torre entspricht die Vermittlerrolle, die Rolle des Mediators in Ecuador auch der grundsätzlichen Haltung der Kirche.

„Die Kirche hat die fundamentale Aufgabe, den Dialog zu fördern sowie die Vereinigung von allen Parteien, allen ideologischen und politischen Positionen. Meiner Meinung nach sind wir uns dessen bewusst, dass die Kirche an den aktuellen Debatten teilnehmen muss. Die Kirche kann sich nicht nur auf die liturgischen und religiösen Handlungen beschränken. Der Glaube muss auch in der sozialen Realität gelebt werden – sozial, politisch und kulturell. Ich denke, der Besuch von Papst Franziskus stellt die ecuadorianische Kirche in das Zentrum des sozialen Geschehen. Und das ist in den letzten Jahren verloren gegangen.“

(rv 07.07.2015 no)








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