2015-07-02 13:23:00

Vatikan-Klimakonferenz: „Megafon“ der Umwelt-Enzyklika


Als eine Art „Megafon“ der päpstlichen Umwelt-Enzyklika versteht sich eine Vatikan-Klimakonferenz, die an diesem Donnerstag und Freitag rund 200 Wissenschaftler, Politiker, Menschenrechtler und Kirchenvertreter an der Päpstlichen Universität Augustinianum in Rom versammelt. Neben Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und der UN-Sondergesandten für den Klimawandel Mary Robinson trägt auch die kanadische Globalisierungsgegnerin Naomi Klein auf der Tagung vor. Die Veranstaltung hat der Päpstliche Friedensrat zusammen mit dem Dachverband katholischer Entwicklungsorganisationen CIDSE organisiert.

Viele Etiketten hat Papst Franziskus‘ Enzyklika seit ihrer Veröffentlichung schon erhalten – so aber wurde sie bislang wohl kaum beschrieben: „Laudato sì“ sei „poetisch“ und zugleich „mutig“, sagte die kanadische Globalisierungsgegnerin Naomi Klein am Mittwoch vor Journalisten im Vatikan; das päpstliche Lehrschreiben sei ein „Dokument des Gemeinsinns“, das nicht nur zur katholischen Welt, sondern zu „allen Menschen auf dem Planeten“ spreche. Dass Franziskus in dem weit gefächerten Text auch auf wirtschaftliche Aspekte des Komplexes Klima und Umwelt eingeht, hatten einige Kritiker bemängelt. Klein sieht das anders:

„Ich widerspreche solchen Stimmen vehement! Die Wahrheit ist doch, dass wir zum Teil in diese gefährliche Lage geraten sind, weil viele dieser Wirtschaftsexperten versagt haben, indem sie ihre Macht und technokratischen Fähigkeiten ohne Weisheit eingesetzt haben. Sie haben Modelle entwickelt, die dem menschlichen Leben empörend wenig Wert zugesprochen haben, vor allem den Armen, und die stattdessen Unternehmensgewinne und Wirtschaftswachstum vorangestellt haben.“

Ihr selbst habe das Papstschreiben einen „Schock im positiven Sinne“ verpasst, so Klein, die sich selbst als „säkulare jüdische Feministin“ bezeichnet. Dass der Vatikan sie zur Klimakonferenz einlud, habe sie „ziemlich überrascht“.

In „Laudato sì“ beschreibt Papst Franziskus das Klima und die Ressourcen als „gemeinschaftliches Gut aller und für alle“. Dazu sagte der deutsche Klimaforscher Ottmar Edenhofer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung auf der Pressekonferenz zur Umwelt-Tagung: „Diese Aussage über das gemeinschaftliche Gut wird zum ersten Mal in der Geschichte der Katholischen Soziallehre auf die globalen Kohlenstoff-Vorkommen angewendet. Dazu gehören die Ozeane, die Atmosphäre, die Wälder und teilweise Land. Die Nutzung dieses Gemeingutes ist ein menschliches Grundrecht, und seine Nutzung muss nach dem Prinzip der Gerechtigkeit erfolgen.“

Betroffenen eine Stimme geben

Die Papst-Enzyklika dokumentiert auch die geleistete Arbeit im Bereich des Klima- und Umweltschutzes - das sagte der Generalsekretär des Zusammenschlusses katholischer Entwicklungsorganisationen CIDSE. Das Schreiben sei ein „Gemeinschaftswerk“, in das die Expertise zahlreicher Experten eingeflossen sei. Mit Blick auf die Ende November in Paris startende Klimakonferenz COP 21 erinnerte Bernd Nilles daran, dass es im Kontext solcher Veranstaltungen zu einer enormen Mobilisierung der Zivilgesellschaft für den Klimaschutz komme. Hier seien Religionsgemeinschaften ebenso beteiligt wie Entwicklungshelfer, Klimaschützer und einfache Bürger: Wie Franziskus in „Laudato sì“ herausgearbeitet habe, sei beim Klimaschutz jeder Einzelne dazu aufgerufen, den eigenen Lebensstil zu überdenken. Auf der aktuellen Klimakonferenz wolle man auch den vom Klimawandel am meisten Betroffenen eine Stimme geben. So sind Grundfragen der Vatikan-Klimakonferenz etwa Klimagerechtigkeit, Lebensmittelsicherheit und Nachhaltigkeit.

(rv 02.07.2015 pr)








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