2015-07-02 12:45:00

EU/Irak: „Europa könnte den ungerechten Angreifer aufhalten"


Der Erzbischof von Bagdad erhebt schwere Anklage gegen die Politik Europas. Hinter Realitäten wie dem sogenannten Islamischen Staat stünden Gruppen, „die ihnen helfen, die sie finanzieren und manipulieren. Die Politiker des EU-Parlaments müssten das wissen“, sagte Erzbischof Jean Benjamin Sleiman gegenüber Radio Vatikan. Der irakische Kirchenmann nahm am Mittwoch im EU-Parlament in Brüssel an einer Konferenz über Christenverfolgung in der Welt teil. „Wir Christen müssen aufwachen und die Wahrheit verteidigen“, sagte der Erzbischof von Bagdad. „Wer Christen verteidigt, verteidigt die Wahrheit: die Wahrheit der Menschen, der Statuten, der Rechte“. Sleiman:

„Es gibt, und darauf bestehe ich sehr, ein Klima der Verfolgung. Das ist aus vielen Elementen gemacht, etwa wenn der andere immer als Gefahr gesehen wird, die es zu verfolgen gilt. Es gibt ein großes Problem in der arabisch-muslimischen Kultur mit der Alterität, dem Anderssein des anderen. Wie gehe ich mit dem anderen um? Solange er sich nicht zu meinem Glauben bekehrt, wird er immer eine Gefahr, eine Bedrohung bleiben. Wir wissen, dass in der Geschichte ein Statut für die Nichtmuslime erfunden wurde, für Christen wie Juden. Sie wurden auf diese Weise von anderen abgegrenzt, und wenigstens dürfen sie überleben…“

Das Überleben der Christen freilich ist heutzutage keineswegs überall gesichert. Eines der Grundprobleme ortet Erzbischof Sleiman in der Gewalt. „Ich glaube, es hat nie Anstrengungen gegeben, um Gewalt zu entmythologisieren und zu kontrollieren. Denn manchmal hat die Gewalt als wirtschaftliches Instrument gedient, um zu überleben. Gewalt ist deshalb so gefährlich, weil sie immer in Verfolgungen endet.“

Das Ziel der Konferenz am EU-Parlament in Brüssel war es, die öffentliche Meinung in Europa für das Thema Christenverfolgung zu sensibilisieren. Debattiert wurde auch über die Annahme einer Resolution des EU-Parlaments zum Thema Christenverfolgung; der Text war vergangenen April nach dem Massenmord an Studenten einer Universität in Kenia durch die islamistische al-Shabaab-Miliz vorgelegt worden. An der Konferenz nahmen auch das Oberhaupt der chaldäisch-katholischen Kirche, Patriarch Louis Raphael Sako von Babylon (Irak), sowie der Patriarch von Antiochien Ignace Youssif III. Younan (Syrien) teil.

(rv 02.07.2015 gs)








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