2015-06-30 13:03:00

Papst: Christen und Juden sind „Freunde und Geschwister“


Papst Franziskus hat ein deutliches Bekenntnis zum Judentum abgelegt. „Die Christen, alle Christen haben jüdische Wurzeln“, sagte er am Dienstag bei einem Treffen mit dem Internationalen Rat der Christen und Juden (ICCJ) im Vatikan. Bestandteil der katholischen Lehre sei ein „unwiderrufliches Nein zum Antisemitismus“, betonte er unter Verweis auf die Konzilserklärung „Nostra aetate“. Das 50 Jahre alte Dokument habe eine neue Epoche „der Freundschaft und gegenseitigen Verständigung“ zwischen Katholiken und Juden eingeleitet und eine neue Basis gelegt, würdigte Franziskus.

„Wenn wir uns heute als ,Freunde und Geschwister´ bezeichnen können und nicht mehr als Fremde, dann liegt es an dem damaligen Wunsch, einen wahrhaftigen Dialog aufzunehmen“, so der Papst. In die Sala Clementina im Apostolischen Palast waren über 250 Mitglieder des Verbands gekommen. Sie hatten sich zuvor zu einer Konferenz zum 50-Jahre-Jubiläum von „Nostra aetate“ zusammengetan. „Ich bin Gott dafür dankbar, dass in Sachen Freundschaft und gegenseitigem Verständnis in diesen 50 Jahren so viel geschehen ist, weil Sein Heiliger Geist unsere Bemühungen um Dialog begleitet hat. Unsere menschlichen Spaltungen, unsere Befürchtungen und unser Stolz wurden überwunden, dank dem Geist des allmächtigen Gottes, und so konnten immer mehr das gegenseitige Vertrauen und unsere Geschwisterlichkeit gestärkt werden. Wir sind keine Fremden mehr, sondern Freunde und Geschwister.“

Das Christentum sei ohne Judentum schlechterdings nicht vorstellbar. Auch wenn es verschiedene Sichtweisen gebe, so der Papst weiter, gelte für alle, dass Gott der Schöpfer sei, der Herr der Geschichte, und dass er in seiner unendlichen Güte und Weisheit den Einsatz für den Dialog segne.

„Die verschiedenen christlichen Konfessionen finden ihre Einheit in Christus; das Judentum findet seine Einheit in der Thora. Die Christen glauben, dass Jesus Christus das Wort Gottes ist, das Mensch geworden und in die Welt gekommen ist; für die Juden ist das Wort Gottes vor allem in der Thora gegenwärtig. Beide Glaubenstraditionen beziehen sich auf den einen Gott, den Gott des Bundes, der sich der Menschheit durch Sein Wort offenbart hat. Auf der Suche nach dem richtigen Verhalten gegenüber Gott wenden sich die Christen Christus zu, der für sie die Quelle des neuen Lebens ist, und die Juden wenden sich der Lehre der Thora zu.“

Diese Gedanken seien der Ausgangspunkt von „Nostra aetate“, so Papst Franziskus. Er hoffe, dass der Dialog im Lauf der Zeit noch viele weitere Früchte hervorbringen werde.

(rv 30.06.2015 mg)








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