2015-06-30 14:26:00

Franziskus in Südamerika: Themenschwerpunkte und Coca-Blätter


Papst Franziskus will mit seiner Südamerika-Reise die Aufarbeitung der Militärdiktaturen und autoritären Regime in Ecuador, Bolivien und Paraguay voranbringen. Der Papst wolle zu einer „Erneuerung des sozialen und politischen Lebens" und zur „demokratischen Teilhabe" in den drei Ländern ermutigen, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi am Dienstag vor Journalisten im Vatikan. Franziskus besucht vom 5. bis zum 13. Juli Ecuador, Bolivien und Paraguay. Erste Station der ganzen Reise ist am Sonntag die ecuadorianische Hauptstadt Quito.

Die bekannteste Militärdiktatur war die des deutschstämmigen Generals Alfredo Stroessner, der von 1954 bis 1989 in Paraguay mit brutaler
Hand regierte. In Bolivien war von 1971 bis 1978 der ebenfalls deutschstämmige General Hugo Banzer an der Macht. In Ecuador herrschte von 1972 bis 1976 General Guillermo Rodriguez Lara. Diese Vergangenheit ist bislang kaum aufgearbeitet.


Franziskus hat Opfern und Angehörigen der Militärdiktatur in seinem Heimatland Argentinien wiederholt Hilfe bei der Aufarbeitung der Vergangenheit in Aussicht gestellt. Derzeit lässt er dazu eine Freigabe der Akten über die Militärdiktatur in den Vatikanischen Archiven prüfen.

Meldungen, wonach der Papst bei seiner Lateinamerika-Reise kommende Woche auch Coca-Blätter kauen werde, wollte Lombardi nicht bestätigen. Die Blätter gelten als Droge, sind aber unter Indigenen seit jeher außerordentlich populär. 

„Mir ist nicht bekannt, dass der Papst Coca-Blätter kauen wird. Ihr Journalisten könnt das gerne tun, aber ob das der Papst machen wird, ist nicht geplant. Es kann aber durchaus sein, weil sich Papst Franziskus gerne an den örtlichen Traditionen orientiert. Es ist ja auch bekannt, dass der Papst gerne Mate trinkt.“

Eine weitere Nachricht, die bereits kursiert, lautet, der Papst habe darum gebeten, zu einem Treffen der Volksbewegungen Verfechter der Rechte für Homosexuelle einzuladen. Auch bei den Treffen mit Indigenen gibt es in Südamerika bereits vor der Reise „kritische Töne“. Dazu präzisiert Vatikansprecher Lombardi:

„Ich habe davon gehört, dass eine Delegation von Homosexuellen bei einem Treffen dabei sein wird. Das ist Sache der Gastgeber. Bei den Teilnehmern der Volksbewegung ist sicherlich nicht der Papst derjenige, der angibt, wer kommen soll und wer nicht. Der Papst hat zu keinem Treffen besondere Anmerkungen gemacht. Das gilt auch für die Vertreter der indigenen Bevölkerung. Wer die Situation dort kennt, weiß, dass das eine heikle Angelegenheit ist.“

Der Papst kenne die drei lateinamerikanischen Länder persönlich und sei bereits früher dorthin gereist, erläuterte Lombardi weiter. Er wolle in jedem der drei Länder bestimmte Schwerpunkte setzen. So wird der Papst jeweils nur einmal während der gesamten Reise bestimmte Gruppen treffen, zum Beispiel ältere Menschen oder Kranke, damit es keine Doppelungen gibt und für die gesamte Reise genügend Platz für verschiedene Anliegen bleibt. In Ecuador (5.-8. Juli) geht es um Erziehung und Klerus, in Bolivien (8.-10. Juli) trifft er Indios und besucht eines der größten Gefängnissen des Kontinents. In Paraguay (10.-12. Juli) widmet sich Franziskus der marianischen Frömmigkeit und der lateinamerikanischen Gesellschaft.

(rv 30.06.2015 mg)








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