2015-06-30 11:18:00

Erzbischof Koch über Synode: Spannungen sind ein gutes Zeichen


Der designierte Berliner Erzbischof Heiner Koch hält Spannungen in der Kirche mit Blick auf die kommende Familien-Bischofssynode für ein gutes Zeichen. Koch ist einer der gewählten Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz, die im Oktober zur Synode nach Rom reisen werden. Bei der Synode rede man „nicht über eine Sache“, sondern über Beziehung und persönliche Erfahrung, erklärte Koch im Interview von Radio Vatikan.

„Alles, was Sie sagen, berührt die Menschen, verletzt sie auch, macht Wunden wieder wach, die in ihrem Leben, ihrer Biografie passiert sind. Von daher ist es auch ein sehr betreffendes und aufwühlendes Thema. Und wir sind in der Kirche da auch in einer gewissen Spannung, das wird deutlich. Eigentlich ist das ein gutes Zeichen - wenn man miteinander diese Spannung ins Gespräch bringt und überlegt - und vielleicht zu überraschenden Ergebnissen kommt, die man noch gar nicht im Blick hatte.“

Die Erwartungen in Deutschland an die Synode seien „stark differierend“ und sicherlich überzogen, so Koch weiter; „ich weiß auch nicht, ob es gut ist, wenn eine Synode alle Erwartungen erfüllten würde, für mich wäre das nicht die Hauptfrage“. Jedenfalls habe er als Zuständiger für die deutschen katholischen Gemeinden im Ausland in den vergangenen Monaten auf Reisen immer versucht, auch mit dem jeweiligen Familienbischof zu sprechen. „Und ich habe gemerkt, wie unterschiedlich die Erwartungen schon von den Themen her auf diese Synode sind. Das ist schon eine große Schwierigkeit. Ich glaube, die Synode wird sich da auch auf Themen beschränken müssen.“

Hauptpunkt sei für ihn die Frage „wie wir es schaffen können, die Frohe Botschaft von der Ehe überhaupt wieder zum Thema zu machen. Wir reden über wiederverheiratete Geschiedene, das ist zweifelsohne ein wichtiges Thema – aber immer weniger wollen heiraten“. Erst recht stelle sich die Frage, was eine kirchliche Ehe überhaupt sei. „Ist der einzige Unterschied, dass man sich nicht scheiden lassen darf? Wo bleibt die Frohe Botschaft, die Ermutigung, die Kraft, die Vitalität der Ehe? Das ist ein Sakrament, das ist für uns eine Verheißung, ein Aufbruch, das ist Berufung! Die Verbindung der soziologischen Dimension Ehe mit dem Glauben – das wäre mir ein Hauptanliegen.“ Auch die Frage gemischter Ehen, Migrantenfamilien und Diskriminierung kinderreicher Familien hält Koch für besonders dringlich. „Es brennt an vielen Punkten außer an diesen beiden bei uns immer bevorzugten Themen der wiederverheirateten Geschiedenen und der Homosexuellen – so wichtig diese Themen auch sind.“

Zu seiner Abberufung aus Dresden Richtung Berlin, die in Ostdeutschland auf offene Kritik gestoßen war, rückte Erzbischof Koch zurecht, die Entscheidung sei im Dialog gefallen. „Ich habe mit dem Verantwortlichen hier in Rom gesprochen, mir ging es gar nicht um Berlin, sondern um die Situation in Dresden.“ Er habe seine Gründe, vorerst an der Elbe bleiben zu wollen, dargelegt. Im Vatikan habe man „die Situation in Dresden und im Osten Deutschlands sehr wach und lebendig im Blick“.

Auf die Frage, ob er als Erzbischof von Berlin mit einer Erhebung in den Kardinalstand rechne, sagte Koch, das sei nicht seine Angelegenheit. Er gehe „nicht nach Berlin, um Kardinal zu werden. Der Heilige Vater wird wissen, wen er wann warum beruft – ich bin jetzt erst einmal mit Berlin gut bedient.“

Der Erzbischof von Berlin erhielt bisher traditionsgemäß die Kardinalswürde. Allerdings brach Papst Franziskus bei seinen bisherigen zwei Kardinalserhebungen mit bestimmten Traditionen. Inhaber einiger Hauptstadt-Erzbistümer wie Madrid oder Brüssel gingen leer aus, während Bischöfe aus der Peripherie wie Tonga, die Kapverden oder Myanmar unerwartet zu Kardinalshüten kamen.

(rv 30.06.2015 gs)








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