2015-06-24 14:02:00

Benediktiner in Israel fühlen sich alleingelassen


Die Benediktiner in Israel fühlen sich alleingelassen. Nach dem Brandanschlag auf das Kloster Tabgha gab es eine ernorme Solidaritätsbekundung, viele Minister aus Israel waren da, es gab eine klare Stellungnahme vom Oberrabbinat, von Drusen, von den Muslimen, von den unterschiedlichsten christlichen Riten, Staatspräsident Riflin hat sogar angerufen und auch Ministerpräsident Netanjahu hat sich sehr klar geäußert. Doch für den Jerusalemer Benediktiner Nikodemus Schnabel von der Dormitio-Abtei auf dem Zionsberg reichen die bloßen Solidaritätsbekundungen nicht aus, wie er dem Domradio sagt: „Die Worte haben gut getan, aber jetzt ist Dienstag. Der Brandanschlag war am Donnerstag! Es gibt bis heute immer noch keine Ergebnisse, wer das getan hat - und nicht nur bei diesem Anschlag, sondern wir hatten letztes Jahr einen Brand in der Dormitio, der bis heute nicht aufgeklärt ist! Wir hatten im April letzten Jahres Verwüstungen in Tabgha, an unseren Freiluftaltären direkt am See - auch da ist nichts aufgeklärt worden und vor zwei Jahren wurden zwei Autos schwer beschädigt, auch da ist nichts aufgeklärt. Vor zwei Jahren wurden uns Überwachungskameras auf dem Zion versprochen, die sind bis heute nicht da. Wir sind ein bisschen gebrannte Kinder; wir hören die Worte gerne, aber wir würden gerne auch Ergebnisse sehen!“

Direkt nach dem Anschlag waren radikale jüdische Siedler als Täter in Verdacht geraten, weil eine hebräische Inschrift hinterlassen wurde. Doch Nikodemus sagt ganz klar, dass nichts bestätigt, aber auch nichts widerlegt sei. Der Verdacht selber sei übrigens von der israelischen Polizei und nicht etwa von den Benediktinern geäußert worden. Doch Nikodemus hofft, dass ein Besuch aus Deutschland die Dinge bald voranbringt: Das Präsidium des Deutschen Bundestags wird nach Israel reisen und auch die Domitio-Abtei besuchen, Anlass sind fünfzig Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Israel und Deutschland. „Ich glaube, dass die deutschen Politiker als eine der engsten und wichtigsten Verbündeten und Freunde Israels auch im guten und im freundschaftlichen Sinn Israel sagen können, wir sind in Sorge! Es geht ja nicht nur um uns Mönche, wir sind freiwillig hier. Ich bin zum Beispiel 2003 eingetreten, da sind hier Busse hochgegangen, Cafés in die Luft gesprengt worden. Ich weiß, worauf ich mich hier einlasse, aber wir haben ja Verantwortung für junge Menschen, die bei uns im Studienjahr studieren, für die Pilger und Gäste.“

Nikodemus sieht sich als Christ genauso schutzbedürftig, wie etwa auch manche jüdische Einrichtungen in Deutschland geschützt werden müssen. Man müsse in Israel möglichst präventiv ansetzen, findet er, und zwar bei der Bildung. Es gebe immer noch das Problem, dass in israelischen Schulen das Christentum nur zweimal vorkomme: einmal im Rahmen der Kreuzzüge und einmal im Rahmen der Shoah. Nikodemus wünscht sich, dass in den Lehrbüchern endlich einmal ein positives Bild vom Christentum gezeichnet wird. „Wir haben natürlich eine schwarze Geschichte, und wir können ja auch als Christen hier im Land sehr offen und klar benennen, dass der Antisemitismus seine Wurzeln im christlichen Antijudaismus hat. Darum bitten wir auch um Vergebung, nur - mindestens seit fünfzig Jahren muss man uns doch zugestehen, dass das Christentum und die Kirche dazugelernt haben! Das würde ich gerne gewürdigt sehen, und dass sollten auch die jungen Israelis wissen.“

(domradio 24.06.2015 pdy)








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