2015-06-23 10:15:00

Arbeitsdokument der Synode: Noch nicht das letzte Wort


Die Zeit rennt: In etwas über drei Monaten beginnt im Vatikan die Versammlung der Bischofssynode zum Thema Familie. Dazu hat der Vatikan an diesem Dienstag das Arbeitsdokument – das so genannte Instrumentum Laboris – vorgestellt.

„Wir haben jetzt noch ein Jahr, um die hier vorgeschlagenen Ideen in einer wirklichen geistlichen Unterscheidung reifen zu lassen und konkrete Lösungen für alle Schwierigkeiten und die unzähligen Herausforderungen zu finden, denen die Familien begegnen müssen.“ So hatte Papst Franziskus zum Abschluss der vergangenen Versammlung der Synode die damals anstehende Arbeit genannt. Eine wichtige Etappe dieser Arbeit ist mit dem vorliegenden Papier erst einmal zu Ende gegangen.

Papst Franziskus hatte das von der Synode abgestimmte Dokument  - die „Relatio Synodi" - umgehend zum Vorbereitungsdokument der kommenden Synode - „Lineamenta" - gemacht und direkt nach Abschluss der Beratungen veröffentlichen lassen. Im Dezember vergangenen Jahres ging dieser Text, versehen mit einem Fragebogen, an alle Bischofskonferenzen. Diese sollten bis zum 15. April Ergänzungen, Eingaben und die Beantwortung der Fragen an den Vatikan zurück schicken. Aus den Reaktionen der Ortskirchen erstellte das Sekretariat der Bischofssynode das nun vorliegende Dokument.

 

Aus dem Abschlussdokument hervor gegangen

Seiner Entstehung geschuldet, ist das Instrumentum Laboris kein völlig neues Dokument, sondern es ist aus dem Abschlussdokument hervorgegangen. Das Synodensekretariat hat die Eingaben und Vorschläge zu kurzen Abschnitten gebündelt und in den älteren Text integriert. In der Druckversion des Textes – der noch nicht in deutscher Übersetzung vorliegt – sind die „alten“ Textteile kursiv markiert und haben in Klammern auch noch die alte Nummerierung, um die Entstehung nachvollziehen zu können. Es sind alle Abschnitte außer dem letzten in den Text eingegangen, also auch diejenigen, die bei der Abstimmung in der Synode 2014 keine Zweidrittelmehrheit bekommen hatten. Der letzte Abschnitt – Nr. 62 – brauchte nicht aufgenommen zu werden, weil der sich auf die zwischen den beiden Synodenversammlungen zu leistende Arbeit bezog, die jetzt abgeschlossen ist. 

Papst Franziskus hat in seinen Katechesen bei den Generalaudienzen seit Dezember vergangenen Jahres über das Thema Familie gesprochen. Ihm war und ist es ein Anliegen, möglichst konkret zu werden. Diesen Gedanken greift das Dokument auf.

Zu fast allen Kapiteln aus dem Vorläufertext gibt es Ergänzungen, Erweiterungen oder Vorschläge. Meistens beziehen sie sich auf einzelne Begriffe oder Ideen der Vorlage und führen diese weiter aus. Das macht den Text etwas sperrig in der Lektüre, aber er ist ja auch als Arbeitsdokument gedacht, nicht als fertige Vorlage.

 

Fast zu allen Kapiteln gibt es Ergänzungen

In einer Ergänzung (Nr. 7) kann sich etwa die deutschsprachige Kirche gut wiederfinden. Dort heißt es zum Beispiel, dass nur noch eine Minderheit der Gläubigen nach den Lehren der Kirche in Sachen Ehe lebe. Immer wieder finden diese Realitäten Eingang in das Dokument.

Im ersten Teil, in dem es um die Herausforderungen für die Familie geht, gibt es eine ganze Reihe von Ergänzungen, die Armut, Migration und die ausschließende Wirtschaft als Gefährdungen beschreiben. Das ist auch in der Synodenaula immer wieder gesagt worden: Hier spiegelt die Ergänzung also einen Wunsch der Weltkirche wieder, dieses Thema stärker zu betonen.

An einigen Stellen gestärkt worden ist auch die Rolle der Frau. Es geht um Würde und Rechte, aber auch um die Übernahme von Verantwortung in der Kirche. Nicht unkritisch gesehen werden allerdings einige Auswüchse des Feminismus.

Deutlich häufiger wird die Familie auch als „Hauskirche“ bezeichnet; die Bedeutung der Familie für die Kirche als solche wird somit stärker betont.

 

Gradualität und wiederverheiratete Geschiedene

Häufiger als im Originaldokument findet sich der Verweis auf  wiederverheiratete Geschiedene, und das nicht nur zu den beiden Abschnitten, die keine Mehrheit bekommen hatten. Auch der Begriff Gradualität, der bei und nach der Synode stark umstritten war, findet wieder Eingang in den Text.

Im Zusammenhang gesehen sind die neuen Textstücke recht uneinheitlich. Einige wenden sich eher generell gegen allerlei –ismen, andere machen konkrete Vorschläge, wieder andere fügen Einzelthemen hinzu. Andere Gedanken wiederholen sich im Text, weil sie zu verschiedenen Textstellen hinzu gefügt wurden. Das alles ist dem Entstehungsprozess geschuldet. Es ist nun an der Synode, das alles zu beraten und einen neuen Text zu erstellen.

In seiner Abschlussansprache zur vergangenen Synode hatte Papst Franziskus deutlich gemacht, dass er sich in seinem Amt als Garant für die Einheit verstehe. Es solle offen und ohne Angst gesprochen werden. Mit dem nun vorliegenden Dokument ist das nun also auch für die kommende Synodenversammlung möglich. Das vorliegende Dokument ist noch nicht das letzte Wort, im Gegenteil, es will und soll Anregung und Arbeitsgrundlage für viele weitere Debatten sein.

(rv 23.06.2015 ord)








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