2015-06-17 12:05:00

Papst: „Liebe ist stärker als der Tod“


Der Umgang mit Verlust und Trauer in der Familie stand an diesem Mittwoch im Zentrum der päpstlichen Generalaudienz. Das Lukasevangelium erzählt vom Tod eines jungen Mannes aus Nain und von Jesu Mitleid für dessen Mutter, eine Witwe (vgl. LK 7, 11-15). Davon ausgehend führte Franziskus in seiner Katechese aus, was es bedeutet, „den Tod nicht das letzte Wort haben zu lassen“.  

In der Familie erscheine der Tod eines Kindes oder Elternteils oftmals als „schwarzes Loch“, so Papst Franziskus. Wenn Eltern ihre Kinder überlebten, werde dies wie ein Widerspruch zum tiefsten Sinn der Familie selbst empfunden, als etwas Unnatürliches: „Der Verlust eines Sohnes oder einer Tochter ist, wie wenn die Zeit stehenbleibt: Es öffnet sich ein Schlund, der die Vergangenheit und die Zukunft verschlingt. Der Tod, der das kleine Kind mit sich nimmt, ist ein Schlag für die mit Freude gemachten Versprechungen, die Gaben und Opfer der Liebe an das Leben, das wir geboren haben. (…) Die ganze Familie ist wie gelähmt und zum Schweigen gebracht.“

Ebenso erscheine der Tod eines Elternteils für ein kleines Kind oft als unbegreiflich: „,Wo ist Papa? Wo ist Mama?‘, fragt das Kind. - ,Er/sie ist im Himmel.‘ - ,Doch warum sehe ich ihn/sie nicht?‘ Diese Frage zeigt die Angst im Herzen des Kindes – es bleibt allein. Die Leere des Verlustes, die sich in ihm öffnet, ist umso beängstigender, weil es nicht genügend Erfahrung hat, um dem ,einen Namen zu geben‘, was geschieht. (…) Was soll man antworten? In diesen Fällen ist der Tod wie ein schwarzes Loch, das sich im Leben der Familie öffnet und für das wir keinerlei Erklärung haben.“

An dieser Stelle werde auch oft Gott die Schuld gegeben. Vor dem Hintergrund des „großen Schmerzes“, den ein solcher Verlust mit sich bringe, habe er Verständnis für Menschen, die hier fragten: ,O Gott, warum hast du mir meinen Sohn, meine Tochter genommen?‘, so Papst Franziskus. Allerdings müsse man aufpassen, dass mit der Erfahrung von Verlust nicht „Hass“, „Neid“, „Hochmut“ oder „Kleinlichkeit“ einhergingen. Sie seien die „Komplizen des physischen Todes“, die „Sünde der Welt, die für den Tod arbeitet und ihn noch schmerzhafter und ungerechter“ mache:

„Die Gefühle der Familie erscheinen wie die prädestinierten und wehrlosen Opfer dieser Hilfsmächte (des Todes, Anm.), die die Geschichte des Menschen begleiten. Denken wir an die absurde ,Normalität‘, mit der in bestimmten Momenten und an bestimmten Orten Ereignisse, die zum Horror des Todes hinzukommen, durch Hass und Gleichgültigkeit anderer Menschen entstehen. Der Herr möge uns davon schützen, uns an so etwas zu gewöhnen!“

Hier dürfe dem Tod „nicht das letzte Wort“ überlassen werden, appellierte der Papst, und er erinnerte an Familien, denen dies aus der Kraft des Glaubens heraus gelinge. Dies sei jedes Mal der Fall, wenn „eine Familie angesichts eines Verlustes – eines schrecklichen Verlustes – die Kraft findet, den Glauben und die Liebe zu bewahren, die uns mit denen verbinden, die wir lieben. Und die zum Zeitpunkt des Todes nicht zulassen, dass er sich alles nimmt. Der Dunkelheit des Todes muss mit einer umso intensiveren Arbeit der Liebe begegnet werden. (…) Wir können verbieten, dass der Tod uns das Leben vergiftet, unsere Gefühle nichtig macht und uns in tiefste Dunkelheit fallen lässt. (…) Die Liebe ist stärker als der Tod!“

Diese Form der Bewältigung sei eine Chance, betonte der Papst, sie könne nicht nur die familiären Bindungen, sondern auch die Offenheit für andere Familien verstärken, die leiden: „Geboren und wiedergeboren werden aus der Hoffnung – das gibt uns der Glauben.“

Franziskus richtete auch einige Worte an Seelsorger: Erfahrungen mit dem Tod in der Familie bräuchten mehr Aufmerksamkeit, das Recht auf Trauer sei sehr wichtig – „auch Jesus ist in Tränen ausgebrochen“, so der Papst. Einer „nihilistischen“ Sicht des Todes sei hier ebenso entgegenzuwirken wie der Vorstellung, dass Tod eine Strafe bedeute.

(rv 17.06.2015 pr)

 








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