2015-06-12 14:58:00

Öffnung der Vatikan-Archive für Weltkriegsjahre verzögert sich


Die Öffnung der vatikanischen Archive für die Weltkriegsjahre im Pontifikat von Pius XII. (1939-1958) verzögert sich nach Aussage von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. Die Vorbereitungen erforderten mehr Zeit als vorhergesehen, sagte er in einem Interview der Tageszeitung „Jerusalem Post“. Verantwortlich dafür seien vor allem „technisch-archivalische Fragen“, so Parolin in dem Gespräch, das das Internetportal „Vatican Insider“ jetzt im Wortlaut veröffentlichte. Die „imposante Zahl“ von Archiven im Vatikan habe die Situation komplexer gemacht. Einen Zeitpunkt für die Freigabe der Akten nannte er nicht. Bislang hatte der Vatikan sie bis 2015 in Aussicht gestellt.

Jüdische Verbände und Historiker fordern schon seit längerem die Freigabe dieser Akten für die Forschung. Sie erhoffen sich davon weitere Aufschlüsse über das umstrittene Verhalten von Pius XII. angesichts des Holocaust. Der Vatikan hatte wiederholt darauf hingewiesen, dass die Archivare erst die rund 16 Millionen Papiere aus dieser Zeit sortieren und katalogisieren müssten. Erst dann seien die Bestände für die Wissenschaft überhaupt benutzbar. Außerdem sei das Vatikanische Geheimarchiv mit rund 50 Mitarbeitern personell vergleichsweise schlecht ausgestattet. Hinzu komme, dass sich die Unterlagen der päpstlichen Botschaften osteuropäischer Länder durch Kriegseinwirkungen oder die Zeit des Kalten Kriegs in extremer Unordnung befänden.

Weiter sagte Parolin, mit der Freigabe der Akten wolle der Vatikan seinen Beitrag dazu leisten, die komplette historische Wahrheit ans Licht zu bringen. Nötig sei insbesondere eine vertiefende Beschäftigung mit jenen Akteuren und Einrichtungen, die der „Barbarei des Holocaust“ Widerstand leisteten und teils ihr Leben dafür opferten, Juden zu retten.

(kna/vaticaninsider 12.06.2015 mg)








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