2015-06-06 18:30:00

Papst an bosnische Jugendliche: Sorgt für Frieden!


Mit einer großen Begegnung mit Jugendlichen ist der Ein-Tages-Besuch von Papst Franziskus in Bosnien-Herzegowina am Samstag zu Ende gegangen. Bei dem Treffen, eine Art ‚Mini-Weltjugendtag‘, kam auch eine junge bosnische Serbin zu Wort; sie berichtete über ein ökumenisches Projekt katholischer und orthodoxer Jugendlicher. „Unser Ziel ist es, dass wir uns besser kennenlernen, unsere Ähnlichkeiten wahrnehmen und unsere Unterschiede verstehen. Damit wollen wir die Vorurteile überwinden, die unter uns bestehen, und den Frieden in Bosnien-Herzegowina bewahren.“ Ein multiethnischer Kinderchor sang von Versöhnung.

Wie schon zuvor in der Kathedrale verzichtete Franziskus auf das Verlesen seiner vorbereiteten Rede; stattdessen ließ er sich auf ein Frage-Antwort-Spiel mit ein paar jungen Leuten auf dem Podium ein. Ja, es stimme, dass er seit den neunziger Jahren kein TV mehr sehe, sagte er auf eine entsprechende Frage; er habe damals „gemerkt, dass das Fernsehen mir nicht gut tat“. Bestimmt sei er in dieser Hinsicht „antik, aus der Steinzeit“, und er verstehe ja auch, dass sich die Zeiten geändert hätten und wir jetzt „in der Zeit der Bilder“ lebten. „Aber in der Zeit des Bildes muss man dasselbe tun, was man früher in der Zeit der Bücher tat: auswählen, was mir guttut!“

Die Fernsehanstalten hätten eine große Verantwortung, mahnte der Papst. „Aber die Verantwortung, das richtige Programm auszuwählen, haben wir selbst. Wenn da etwas läuft, was uns nicht guttut, was die Werte niedermacht, auch Schweinereien – den Kanal wechseln! Das machten wir schon in meiner Steinzeit mit den Büchern so.“

Jugendliche sollten nicht „am Computer kleben und Sklaven des Computers sein“, sonst hätten sie keine Freiheit. „Und wenn du da schmutzige Programme suchst, verlierst du die Würde! Schaut Fernsehen und nutzt den Computer, aber für Dinge, die uns wachsen lassen und die uns guttun!“

Nie Mauern bauen, immer nur Brücken

Franziskus sagte den Jugendlichen, sie seien die erste Generation seit langem, die in Bosnien ohne Krieg aufwachse. „Ich sehe, dass ihr keine Zerstörungen wollt – das ist etwas Großartiges! Ob du Muslim, Jude, Orthodoxer, Katholik bist – wir gehören zusammen, und wir wollen den Frieden! Das ist eine Erfahrung eurer Generation. Ihr habt eine große Berufung: Nie Mauern bauen, immer nur Brücken!“ Er habe mal einen Film über Sarajevo mit dem Film „Die Brücke“ gesehen: Wenn wir – wie während der Belagerung Sarajevos – blockiert seien, dann sei die Zukunft der Stadt in Gefahr.

Alle redeten von Frieden, fuhr der Papst fort: „Einige Mächtige der Welt sagen schöne Dinge über Frieden, aber gleichzeitig verkaufen sie Waffen! Von euch erwarte ich mir Ehrlichkeit – Kohärenz zwischen dem, was ihr denkt, sagt und tut. Das Gegenteil heißt Scheinheiligkeit.“ Zum Schluß der Begegnung wurde dem Papst eine Bronzestatuette seines Vorgängers, des heiligen Johannes Paul II. überreicht. Der polnische Papst hatte Sarajevo 1997, zwei Jahre nach Kriegsende, besucht.

Franziskus grüßte auch die vor dem Zentrum wartenden Jugendlichen, die im Innern keinen Platz mehr gefunden hatten, und bezog sich einmal mehr auf das Motto seiner Reise: „Mir vama, Friede sei mit euch! Das ist die Aufgabe, die ich euch hinterlasse. Frieden schließt man mit allen, mit Muslimen, Orthodoxen, Juden – alle sind wir Brüder, alle sind wir Kinder Gottes! Niemals Trennung zwischen euch! Brüderlichkeit und Einigkeit!“

(rv 06.06.2015 sk)








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