2015-05-29 15:58:00

Adveniat fordert Korruptions-Bekämpfung bei der Fifa


Die jüngsten Korruptionsvorwürfe beim Fußballweltverband FIFA richten sich vor allem gegen Funktionäre aus Lateinamerika. „Das ist kein Zufall“, sagt Christian Frevel vom Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat im Interview mit dem Kölner Domradio. „Adveniat hat auch schon im Zusammenhang mit der Fußball-WM 2014 in Brasilien angekreidet, dass es bei der WM selbst auch Korruption gegeben hat – etwa bei der Vergabe von Bauaufträgen oder bei der Frage, wer darf welchen Handel dort treiben“, so Frevel und fügt an: „Das ist ein System, das hineingeht bis an die Graswurzeln des Fußballs in Brasilien. Zum Beispiel durften die Menschen, die normalerweise rund um die Stadien auf den Straßen in Brasilien Getränke verkauft haben, das während der Fußball-WM dann nicht mehr. Stattdessen wurden diese Jobs vergeben an Bekannte, Verwandte und Mitläufer von Fußball-Funktionären in der niedersten Ebene. Das zieht sich wirklich von ganz oben bis ganz unten runter.“

Fifa-Chef Joseph Blatter stellte sich trotzdem hin und sagte, das seien nur Einzeltäter. Adveniat-Mitarbeiter Frevel sieht das anders: „Die Herren, die dort verhaftet wurden, sind ja zum großen Teil auch schon länger dabei und deshalb sind die Seilschaften, die dort herrschen, auch schon seit vielen Jahren präsent. Nehmen sie Jose Maria Marin, einen der Verhafteten, 83 Jahre alt, der frühere Präsident des brasilianischen Fußballbundes und Stellvertreter von Blatter. Das ist schon ein Name, der seit vielen Jahren mit dabei ist und der auch zu den Hauptorganisatoren der Fußball-WM in Brasilien gehörte.“

Die Milliarden stecken vor allem im Handel mit TV-Sportrechten. Und da gibt es auch eine Verbindung zwischen diesem Sportrechte-Handel und der organisierten Kriminalität, so Frevel. „Zum einen führen die TV-Rechte dazu, dass diese Vermarktungsagenturen in Lateinamerika das große Geld machen. Die Vereine vor Ort bekommen davon ja kaum was ab. Wer heute zum Beispiel in die kolumbianische oder brasilianische Liga geht, der sieht leere Stadien, weil die ganzen interessanten Spieler, die in den Nationalmannschaften spielen, längst ins Ausland vermarktet wurden. Das heiß, da sind Vermarktungsagenturen, die davon profitieren, dass Spieler ins Ausland gehen und die davon profitieren, dass – meistens über Pay-TV-Kanäle – diese Spiele aus Europa dann wieder in Lateinamerika gezeigt werden. Wenn man sich die Vorwürfe, die jetzt erhoben wurden, genau durchliest, sieht man, dass es vor allem darum geht, dass zwischen diesen Vermarktungsagenturen und den Funktionären korruptive Beziehungen geherrscht haben sollen. Und das kreiden wir insbesondere an, weil damit wird niemandem Gutes getan, der an der Basis für den Sport arbeitet.“

Frevel fordert deshalb für die Fußball-Weltmeisterschaften aber auch für die Olympischen Spiele – die nächsten finden im kommenden Jahr in Brasilien statt – dass die Gewinne offengelegt werden und auch die benachteiligte Bevölkerung am Austragungsort profitieren soll.

 

(domradio 29.05.2015 mg)








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