2015-05-28 12:32:00

Papstpredigt: Christen sollen zu Gott hinführen und ihn nicht für sich allein haben wollen


Menschen, die zu Jesus hinbringen und solche, die von Jesus entfernen – so hat Franziskus in seiner Predigt an diesem Donnerstag ein authentisches von einem „heuchlerischen“ Christsein unterschieden. Bei seiner Morgenmesse in der Casa Santa Marta ging der Papst zunächst von einer der Heilungsgeschichten aus, von denen das Evangelium erzählt: Der blinde Bettler Bartimäus hatte Jesus um Heilung angefleht, war aber von den Jüngern gerügt worden und sollte schweigen. Die Begebenheit sei Beispiel für Christen, die ein „geschlossenes, egoistisches“ Verhältnis zu Jesus wollten, in dem Bedürftige keinen Platz hätten, so der Papst:

„Diese Menschen hören auch heute nicht den Schrei derjenigen, die Jesus brauchen. Es ist eine Gruppe Gleichgültiger: sie hören nicht und glauben, dass das Leben ihr Grüppchen sei. Sie sind zufrieden, sie sind taub für den Schrei vieler Menschen, die Erlösung brauchen, die die Hilfe Jesu brauchen, die die Kirche brauchen. Diese Leute sind egoistisch und leben für sich selbst. Sie sind unfähig, die Stimme Jesu zu hören.“

 

Was geht mich das an: Exklusive und gleichgültige Christen

Ein weiteres Beispiel für Christen, die den Schrei nach Hilfe vernähmen, ihn aber zum Schweigen bringen wollten, sei der Umgang der Jünger mit den Kindern gewesen. Sie wollten die Kinder von Jesus fernhalten, „damit sie den Herrn nicht stören“ und wollten den Herrn ausschließlich für sich. Solche exklusiven Christen entfernten andere Menschen, die Glauben und Erlösung bräuchten, von Gott, so Franziskus. Auch die Händler im Tempel seien so gewesen – Jesus jagte sie schließlich hinaus, weil sie im Haus Gottes Geschäfte machten und seinen Namen missbrauchten: „Das sind Christen nur dem Namen nach, Wohnzimmerchristen, Empfangszimmerchristen, doch ihr innerliches Leben ist nicht christlich, es ist weltlich. Einer, der sich Christ nennt und weltlich lebt, entfernt die Hilfsbedürftigen von Jesus.“

 

Die Heuchler: Gesetze machen und sie dann selbst nicht befolgen

Distanz zwischen den Menschen und Gott schafften auch die Schriftgelehrten und Pharisäer, ergänzte der Papst mit Verweis auf Kapitel 23 des Matthäusevangeliums. Diese „Strengen“ „reden nur, tun aber selbst nicht, was sie sagen“ (Vers 4). Sie seien „Heuchler“, so Franziskus, „sie schnüren schwere Lasten zusammen und legen sie den Menschen auf die Schultern, wollen selber aber keinen Finger rühren, um die Lasten zu tragen“ (Vers 5).

Schließlich gebe es auch solche Christen, „die dabei helfen, sich Jesus zu nähern“, so Papst Franziskus abschließend. Christen, die sozusagen eben jene „Kultur der Begegnung“ fördern und leben, von der der Papst immer wieder spricht: Bei diesen Menschen gebe es – anders als bei den Gleichgültigen, den Exklusiven und den Pharisäern – „eine Kohärenz zwischen dem, was sie glauben, und dem, was sie leben“, lobte Franziskus:

„Sie helfen dabei, sich Jesus zu nähern, helfen den Menschen, die schreien, die Erlösung brauchen, die die Gnade und spirituelle Gesundheit für ihre Seele erbitten. Auch uns wird die Gewissensprüfung gut tun, um zu verstehen, ob wir Christen sind, die Menschen von Jesus entfernen oder sie ihm nähern und den Schrei all derjenigen vernehmen, die für ihr eigenes Heil um Hilfe bitten.“

 

(rv 28.05.2015 pr)








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