2015-05-28 11:13:00

Gefangen in Gefühlswelt: Schwester von entführten Pater


Immer wieder werden Ordensleute und Priester in Krisenzonen entführt, oder auch getötet. Der vor rund zwei Jahren aus Syrien entführte Jesuitenpater Paolo dall’Oglio ist ein besonders tragisches Beispiel. Er wollte sein „Land“, sein „Volk“ nicht im Stich lassen, auch als der Bürgerkrieg in Syrien unausweichlich schien. Der italienische Jesuit leitete jahrzehntelang eine von ihm selbst gegründete monastische Gemeinschaft in der Nähe von Damaskus. Seit dem 29. Juli 2013 ist er spurlos verschwunden, von Islamisten entführt. Ihm zu Ehren und um den Konflikt in Syrien zu beleuchten organisierte der italienische Presseverband ein Treffen unter dem Titel „Das Syrien von Pater Paolo und mehr“. Seine Schwester Francesca Dall’Oglio bedankte sich für das Trost-spendende Ereignis, weiß jedoch nicht so ganz wie sie mit der Situation umgehen soll:

„Es ist schwierig. Einerseits ist da eine große Aufregung, andererseits ein großes Leid, seit dem Tag seiner Entführung. Es ist eine große Wunde, die wir in uns tragen, aber auch eine Chance – für uns: Familie und Geschwister – um in die Gedankenwelt von Paolo einzutreten, mitzuleiden mit dem syrischen Volk.“

Auch Papst Franziskus erwähnte die Entführung des Paters, der dem syrischen Volk immer nahe sein wollte in einer Predigt. Unlängst ist wieder ein Geistlicher entführt worden: Der Prior des Klosters Mar Elian südlich von Homs, den syrisch-katholischen Priester Jacques Mourad, lebte in derselben klösterlichen Gemeinschaft wie Pater Paolo Dall’Oglio. Er trat zuletzt als Vermittler im Tauziehen zwischen syrischer Armee und den Rebellen in der Region auf und soll ebenso wie D’Oglio sein Leben für andere aufs Spiel gesetzt haben. Er ist bereits der sechste Priester, der im Zuge des syrischen Bürgerkrieges entführt wurde. Eine „Gotteslästerung“ nennt Präsident der Basisgemeinschaft San’t Egidio Marco Impagliazzo diese Entführungen der Ordensleute:

„Das bedeutet den Namen Gottes zu verfluchen. Gott, der niemanden tötet oder misshandelt. Heute sind diese Menschen, die in den Händen der Entführer sind, vielleicht auch uns unbekannt, unglaublich wichtig. Der Ort braucht sie. Sie könnten neue Wege des Friedens, des Dialogs und des Treffens in Syrien erschließen.“

 

(rv 28.05.2015 no)








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