2015-05-25 11:19:00

IS und der Psycho-Krieg in „Sirak“


Alles andere als geschwächt: Trotz der Luftangriffe einer internationalen Koalition gewinnt die Terrorgruppe Islamischer Staat offenbar an Boden. Den USA bleibt da nicht viel mehr, als den „fehlenden Kampfeswillen“ der irakischen Armee zu rügen, die den Islamisten unlängst Ramadi überließ. Die Armee sei in Ramadi doch eigentlich den Extremisten zahlenmäßig weit überlegen gewesen, dennoch habe sie sich zurückgezogen, sagte US-Verteidigungsminister Ash Carter in einem CNN-Interview vom Sonntag: „Die irakischen Truppen haben einfach keinen Willen zum Kampf gezeigt“. Jetzt hat IS den strategisch wichtigen syrisch-irakischen Grenzübergang Al-Walid erobert und kontrolliert damit weite Teile der Route zwischen Bagdad und Damaskus. Der italienische Polit-Analytiker Alessandro Politi prägt mit Blick auf die IS-Terroristen einen neuen Begriff:

„Es gibt kein Syrien und keinen Irak mehr, sondern nur noch Sirak: Es handelt sich um einen komplett anderen Raum, denn in Wahrheit sind beide Länder von einem Bürgerkrieg zerrissen, und die Macht der Regierungen ist äußerst eingeschränkt. Mehr als die Feuerkraft der IS-Miliz wiegt die Schwäche ihrer Gegner. Und wo sich einmal ein Vakuum auftut, wird es schnell von jemand anderem gefüllt.“

Dass der IS mittlerweile die ganze irakisch-syrischen Grenze kontrolliere, sei strategisch von einiger Bedeutung. Jetzt kann die Terrorgruppe beliebig Soldaten und Waffen zwischen der westirakischen Provinz Anbar und der syrischen Provinz Homs verschieben. Den Übergang Al-Tanf auf der syrischen Seite der Grenze hatte die Terrormiliz bereits vor drei Tagen erobert, nachdem sie die antike Wüstenstadt Palmyra und andere Gebiete der Provinz Homs unter ihre Kontrolle gebracht hatte.

In Palmyra haben die Terroristen ein Massaker verursacht, berichtet der Gouverneur der Provinz Homs, Talal Barasi. Viele Zvilisten seien entführt worden. Das syrische Staatsfernsehen berichtet unter Berufung auf Bewohner von 400 Toten in der Stadt, die meisten von ihnen Frauen und Kinder. Einige Leichen seien geschändet worden. Neuen Berichten zufolge versucht die Terror-Miliz nun auch, über Pakistan an eine Atombombe zu kommen. Dazu sagt Politi im Gespräch mit Radio Vatikan: „Solche Drohungen kann man natürlich auch als lächerlich abtun – aber in Wirklichkeit sind das sogenannte ‚psy-ops‘. Das ist ein psychologischer Krieg, nicht so sehr um die westliche Öffentlichkeit zu beunruhigen – die hat ganz andere, konkrete Probleme wie die Arbeitslosigkeit oder Schulden –, sondern um die westliche Elite zu beeindrucken. Man weiß, dass das ein psychologischer Krieg ist. Aber diese Drohungen werden eingesetzt, um ihr Terroristen-Profil zu schärfen.“

(rv 25.05.2015 no)








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