2015-05-22 13:19:00

Koch: „Für einen Trialog ist es noch zu früh“


Dieses Jahr ist das Jahr des Jubiläums des Zwieten Vatikanischen Konzils, vor genau 50 Jahren endete es, Anlass für eine ganze Reihe von Konferenzen. So auch diese Woche in Washington, dort ehrt man das Konzilsdokument ‚Nostra aetate’ und den Dialog zu Juden und Muslimen. Die Konferenz ging der Frage nach, was für einen Einfluss das Dokument für den Dialog der Religionen und für die Ökumene hatte.

Für einen Trialog, also einen Dialog zwischen Christen, Juden und Muslimen – den abrahamitischen Religionen – ist es für Kurienkardinal Kurt Koch aber noch zu früh. Der Unterschied zwischen den drei Weltreligionen sei gerade für Christen besonders deutlich, erklärt der Präsident des päpstlichen Einheitsrates im Gespräch mit Radio Vatikan in Washington. „Der Islam ist eine Religion, die nach dem Christentum gekommen ist und gleichsam sich als Vollendung des Christentums versteht. Demgegenüber steht das Judentum, die Mutter und der Boden des Christentums, auf dem wir stehen. Insofern kann man diese beiden Dialoge nicht einfach auf dieselbe Ebene nehmen. Man redet zwar heute gerne über eine abrahamitische Ökumene, das ist auch richtig, weil alle drei Religionen sich auf Abraham beziehen. Aber auf der anderen Seite haben wir natürlich jüdisch, christlich und muslimisch eine andere Interpretation von Abraham und das muss in den Dialog mit einbezogen werden.“

Das Dokument ‚Nostra Aetate’ war, so Koch, ein Meilenstein für die Beziehung der katholischen Kirche mit anderen Glaubensrichtungen. Dennoch könne man die Differenzen, die trotz aller Ökumene bestehen, nicht ignorieren. Für den interreligiösen Dialog sei es auch wichtig, genau diese Differenzen anzusprechen. Ob ein solcher Dialog irgendwann möglich wäre, werde sich erst in der Zukunft zeigen, aber man müsse im Sinne des Zweiten Vatikanums weitergehen.

Eng verbunden in einem solchen Trialog sei aber nicht nur die Theologie, man müsse auch die politische Seite betrachten. Das der Vatikan Palästina nun explizit als Staat anerkannt hat, hat im Judentum für Unmut gesorgt. Darüber war Koch überrascht, wie er zugibt: „Über die Reaktionen bin ich durchaus überrascht, weil schon die Einladung von Papst Franziskus an die beiden Präsidenten von Israel und Palästina nach Rom zu kommen an Pfingsten letztes Jahr, um für den Frieden zu beten, eigentlich eine deutliche Anerkennung dessen ist, was der Heilige Stuhl schon immer verfolgt, dass es eine Lösung im Nahen Osten nur auf der Ebene einer Zwei-Staaten-Lösung geben kann.“

In einer inhaltlichen Reflexion des Dokuments haben die Konferenzteilnehmer trotz der politischen Differenzen, die bestehen, noch einmal betont, welche „tiefe Bande“ zwischen Judentum und der Katholischen Kirche bereits besteht. Es sei ein gemeinsames Erbe, das immer wieder vertieft werden muss, berichtet Koch: „Und natürlich, dass wir als Christen gegen den Antisemitismus eingestellt sein müssen. Dann war es mir auch ein Anliegen zu zeigen, dass alle Päpste seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil Paul VI., Johannes Paul II., Benedikt XVI. und auch Franziskus ganz auf dem Boden von ‚Nostra Aetate’ stehen und diese Überzeugung von der engen Verbundenheit zwischen Judentum und Christentum vertieft und fortgeführt haben. Johannes Paul II. hat das einmal sehr schön gesagt, die Beziehung zwischen der katholischen Kirche und dem Judentum ist nicht eine äußerliche sondern ist eine innerliche Beziehung.“ Diese Beziehung und dieser Boden gehören fest zum Christentum, sie gehört zur Identität des Christentums, so Koch weiter. Die große Herausforderung sei es, dass der Inhalt von ‚Nostra Aetate’ immer mehr in das alltägliche der Kirche mit einfließe.

 

(rv 22.05.2015 pdy)








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