2015-05-21 14:50:00

Vatikan-Kongress über Frauen und Entwicklung


Mit dem Beitrag der Frau zur Entwicklung der Gesellschaft beschäftigt sich eine internationale Konferenz des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden. Das Treffen findet am Freitag und Samstag in Rom statt. Es zielt bewusst auf den Ende September bevorstehenden Gipfel der Staats- und Regierungschefs bei den Vereinten Nationen in New York, auf dem die sogenannte Post 2015-Agenda für Nachhaltige Entwicklung beschlossen werden soll, erklärte Kardinal Peter Turkson, der Präsident des Rates, bei der Vorstellung der Konferenz.

Katholikinnen weltweit sollen ihre Stimmen einbringen, um diesen UN-Gipfel in die richtige Richtung zu leiten, so Turkson. „Die Frage der Frau ist übergreifend und zentral für die meisten der aktuellen Vorschläge der Entwicklungsziele: denn die Frau hat eine Schlüsselrolle in der Bekämpfung der Armut und des Hungers in der Welt sowie in der Erziehung. Aber sie ist auch Hüterin des Lebens in jeder Phase.“

Die vatikanische Konferenz nähert sich dem Thema Frauen und Entwicklung auf mehreren Ebenen, erläuterte Turkson. Am Beginn stehen Klärungen zu anthropologische Fragen, besonders zur sogenannten Gender-Theorie, die in ihren Auswüchsen von der Kirche sehr kritisch gesehen wird. Danach geht es um die Rolle der Frau in der Erziehung. Der Kardinal ging an dieser Stelle auch auf selektive Abtreibung von Mädchen in einigen Ländern der Welt ein. „In bestimmten Fällen ist die Bildung sogar die hauptsächliche Ressource für den Genuss des Rechts auf Leben,“ so Turkson. „Dieses Recht wird in unseren Tagen in einigen Weltgegeben verneint, so die Geburt eines Mädchens als Unheil betrachtet wird, da ihr einziges Schicksal als Frau jenes der Verheiratung ist, wofür ihre Familie eine Mitgift einbringen muss.“

Turkson lobte hier ausdrücklich einen Vorstoß der Regierung in Indien. Dort sterben jeden Tag rund 2000 ungeborene Mädchen durch selektive Abtreibung. Das Programm „Rette deine Tochter, erziehe deine Tochter“ soll diese Zahl reduzieren.

Ein weiterer Schwerpunkt der vatikanischen Frauen-Konferenz ist der interreligiöse Dialog. Turkson verwies zum einen auf aktuelle Episoden „unbeschreiblicher Gewalt“ gegen Frauen, die einen religiös grundierten Hintergrund hätten. Um solche Grausamkeiten gemeinsam zu verurteilen, brauche es nicht nur Dialog zwischen den Religionen, es gelte auch an die „gemeinsame menschliche Natur“ zu appellieren, die unabhängig von Religionen und Kulturen gegeben sei. Die Frauen seien aber nicht nur Opfer, sondern auch notwendige Agentinnen und Vermittlerinnen dabei, über Erziehung zum Respekt zwischen den Religionen aufzurufen.

Armut ist großteils weiblich – auch diesem Sachverhalt widmet sich die vatikanische Frauenkonferenz zu Gerechtigkeit und Frieden. Viele Länder hätten da Fortschritte gemacht, räumte Turkson ein. Aber eben noch nicht genug. „Viele Frauen haben überhaupt keinen Schutz in vielen Feldern der Arbeit, besonders im Haushalt, in der Fabrik und in der Landwirtschaft.“

Beim Gipfel von 25. bis 27. September 2015 in New York wollen die Staats- und Regierungschefs die Post 2015-Agenda für Nachhaltige Entwicklung beschließen. In dieser Zeit wird auch Papst Fanziskus seine Rede vor der UN-Vollversammlung halten. Ziel ist eine international vereinbarte, global ausgerichtete und auf alle Länder universell anwendbare Strategie, die Armutsbekämpfung und nachhaltige Entwicklung verknüpft. 

Die Post 2015-Agenda ist das Nachfolgeprojekt der Millenniumsentwicklungsziele der Vereinten Nationen, die 2015 auslaufen. Die neue Agenda führt erstmals Ziele für Entwicklung und Umwelt zusammen in einen weltweit geltenden Zielkatalog für Nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDG). Eine von den Vereinten Nationen eingesetzte Arbeitsgruppe hatte im Sommer 2014 einen Katalog mit 17 Zielen vorgelegt – von der Armutsbekämpfung bis zum Umbau der Volkswirtschaften hin zu mehr Nachhaltigkeit. Die katholische Kirche betrachtet einige Punkte mit Sorge, etwa wo es um die Themen Bevölkerungsentwicklung und Abtreibung geht.

 

(rv 21.05.2015 gs)








All the contents on this site are copyrighted ©.