2015-05-19 12:54:00

Franziskus: Adieu-Sagen will gelernt sein


Vertrauen wir uns dem Vater an, wenn wir uns aus dieser Welt verabschieden: Papst Franziskus hat bei der Morgenmesse über das Hinübergehen ins Ewige Leben meditiert, wie es im Tagesevangelium Jesus tat, ehe er sich dem Leiden auslieferte (Joh 17,1-11a). Franziskus erinnerte an dieser Stelle an das Schicksal von verfolgten Christen und Jesiden im Irak sowie an die Rohingya, muslimische Flüchtlinge aus Myanmar, die auf Booten im Meer treiben und von Malaysia wieder aufs Meer zurückgeschickt werden.

 

„Im Leben gibt es viele Abschiede, große und kleine, und manche bringen Tränen und Leid“, sagte der Papst in seiner Predigt in der Casa Santa Marta. „Denken wir heute an diese armen Rohingya aus Myanmar. Als sie aus ihrer Heimat flohen, um den Verfolgungen zu entgehen, wussten sie nicht, was aus ihnen wird. Und jetzt sind sie dort seit Monaten im Boot auf dem Meer. Sie legen in einer Stadt an, wo man ihnen Wasser und Essen gibt und dann sagt: Geht weg. Das ist eine Verabschiedung. Heute geschehen diese großen, existenziellen Abschiede. Denkt an die Abschiede der Christen und der Jesiden, die nicht daran glauben, dass sie in ihre Heimat zurückkehren können, weil sie aus ihren Häusern vertrieben wurden. Heute.“

Ein Abschied sei es auch, wenn eine Mutter ihren Sohn in den Krieg ziehen lässt und dann jeden Morgen mit der Angst aufstehe, dass jemand kommt und ihr sagt: „Wir danken für die Großzügigkeit Ihres Sohnes, der sein Leben für die Heimat gegeben hat.“ Bei den ganz großen Abschieden, so Franziskus, entbietet man den Gruß „Adieu“ – wörtlich: auf Gott. Und damit habe es seine Richtigkeit.

 

Es tue uns gut, fuhr der Papst fort, an unseren großen Abschied zu denken. „Wer wird mir die Augen schließen? Was hinterlasse ich?“ Paulus in der Lesung (Apg 20,17-27) und Jesus im Evangelium hielten beide eine Art letzter Gewissensprüfung, eine Bilanz. „Wann es soweit ist, weiß man nicht, aber es wird der Augenblick kommen, in dem das „auf später“, „auf Morgen“, Auf Wiedersehen“ ein „Adieu“ wird. Bin ich darauf vorbereitet, meine Lieben Gott anzuvertrauen? Und mich selbst Gott anzuvertrauen? Gott vertraue ich meine Seele an, Gott vertraue ich meine Geschichte an, Gott vertraue ich alles an. Jesus möge uns - das war seine letzte Anrufung - den Heiligen Geist schicken, damit wir jenes Wort lernen, damit wir es aussprechen lernen, mit dem Leben, mit aller Kraft: das letzte Wort, Adieu.“

(rv 19.5.2015 gs)








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