2015-05-17 11:37:00

Glaubensfest mit Gästen aus dem Nahen Osten: Papst spricht Ordensschwestern heilig


Die Weltkirche hat zwei neue arabische Heilige: Papst Franziskus hat an diesem Sonntag die beiden palästinensischen Ordensfrauen Maria Alfonsina Danil Ghattas und Maria von Jesus dem Gekreuzigten heiliggesprochen – es war ein internationales Glaubensfest auf dem Petersplatz mit tausenden Pilgern aus dem Heiligen Land, darunter Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas, der Franziskus am Samstag bereits unter vier Augen traf. Am Sonntag umarmten sich die beiden auf dem Petersplatz nochmals herzlich. Neben den beiden palästinensischen Ordensfrauen erhob der Papst am Sonntag auch die Ordensschwestern Jeanne Emilie de Villeneuve aus Frankreich und Adelaide Brando aus Italien zur Ehre der Altäre. Drei der vier neuen Heiligen sind Ordensgründerinnen.

Maria Alfonsina Danil Ghattas und Maria von Jesus dem Gekreuzigten, die beide im 19. Jahrhundert im Heiligen Land wirkten, sind die ersten Heiligen aus der Stammregion des Christentums in der Neuzeit. An der feierlichen Messe nahmen allein 2.100 Pilger aus Israel, Jordanien und den Palästinensergebieten teil, die mit dem lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Fouad Twal, zur Heiligsprechung nach Rom gekommen waren. Auch Palästinenser-Präsident Mahmoud Abbas und eine israelische Delegation waren vor Ort. Aus Frankreich war Innenminister Bernard Cazeneuve angereist. Insgesamt war der Petersplatz komplett gefüllt, seit den frühen Morgenstunden strömten Gruppen aus Italien, Frankreich und dem Heiligen Land vor die Basilika, die mit den Bildnissen der vier neuen Heiligen geschmückt war. Das Ereignis wurde von einem hohen Sicherheitsaufgebot begleitet. Die Heilige Messe, in die die Heiligsprechungen eingebettet waren, wurde über die Medien auch in den palästinensischen Autonomiegebieten aufmerksam verfolgt, wo Christen nur etwa zwei Prozent der Bevölkerung ausmachen. 

Zwei palästinensische Ordensfrauen „Zeuginnen der Sanftmut und Einheit“

In seiner Predigt hob der Papst die vier Ordensfrauen als leuchtende Glaubenszeuginnen hervor, deren Zeugnis auch heute beispielgebend sei. Sie hätten in besonderer Weise gezeigt, dass die Nachfolge Christi „kein Amt“ und „keine individuelle Aufgabe“ sei, sondern ein „Dienst“, ein gemeinschaftlich vollzogener Dienst, so Papst Franziskus, der auf die Entstehung der ersten christlichen Gemeinden einging, über die die Apostelgeschichte erzählt.

Ein Wesensmerkmal des christlichen Zeugnisses ist die Einheit der Christenheit, so Franziskus ausgehend von Jesu Einheit mit Gott, dem Vater: „Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins sind wie wir.“ (Jh 17, 11) Aus dieser Liebe nährten sich der christliche Auftrag und die christliche Gemeinschaft, fuhr der Papst fort, der auf die neue Heilige Mariam Baouardy aus Abellin in Galiläa zu sprechen kam: „Daraus entspringt immer neu die Freude, dem Herrn auf dem Weg der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams zu folgen; und dieselbe Liebe ruft dazu auf, das kontemplative Gebet zu pflegen. Dies hat auf hervorragende Weise Schwester Maria Baouardy erfahren, die – demütig und Analphabetin – extrem klare Ratschläge und theologische Erklärungen zu geben verstand, die Frucht eines beständigen Dialoges mit dem Heiligen Geist waren. Ihre Fügsamkeit dem Heiligen Geist gegenüber hat sie auch zum Instrument der Begegnung und der Einheit mit der muslimischen Welt gemacht.“

Hierfür stehe in ähnlicher Weise die Gründerin des Ordens der Rosenkranzschwestern, Maria Alfonsina Danil Ghattas, so Franziskus: „Auch sie hat gut verstanden, was es bedeutet, im Apostolat die Liebe Gottes auszustrahlen und zur Zeugin der Sanftmut und Einheit zu werden. Sie gibt uns ein klares Beispiel dafür, wie wichtig es ist, gegenüber anderen Verantwortung zu übernehmen und im gegenseitigen Dienst am Nächsten zu leben.“ Der Orden der 1843 in Jerusalem geborenen Maria Alfonsina Danil Ghattas macht sich bis heute im Heiligen Land für Erziehung und interreligiöse Verständigung stark und führt dort zahlreiche Schulen, die von Muslimen wie Christen geschätzt werden.

Neue Heilige aus Frankreich und Italien: Barmherzigkeit mit Menschen am Rande

Im Dienst am Nächsten sei auch die Französin Jeanne Emilie de Villeneuve ein Vorbild gewesen, die den Orden der Schwestern von der unbefleckten Empfängnis gründete, so Franziskus. De Villeneuve kümmerte sich vor allem um Bildung für Kinder aus armen Familien. Das Geheimnis und die Fruchtbarkeit der Heiligen liege darin, „in Christus zu bleiben“, führte der Papst aus, der erneut aus dem Johannesevangelium zitierte: „Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch.“ (Jh 15, 4/9): „Und diese Frucht ist nichts anderes als Liebe. Diese Liebe erstrahlt im Zeugnis von Schwester Jeanne Emilie de Villeneuve, die ihr Leben Gott und den Armen geweiht hat, den Kranken, den Häftlingen, den Ausgebeuteten, und für sie und alle zum konkreten Zeichen der barmherzigen Liebe des Herrn wurde.“

Diese Verbundenheit mit Gott lasse alle Hindernisse überwinden, erinnerte der Papst. Das zeige auch das Wirken von Maria Cristina (Adelaide) Brando aus Italien, die Gründerin des Sakramentinerinnen-Ordens: „Sie wurde komplett von der glühenden Liebe für den Herrn erfasst; durch aus dem Gebet, aus der Begegnung Herz an Herz mit dem auferstandenen Jesus, der in der Eucharistier anwesend ist, erhielt sie die Kraft, um die Leiden auszuhalten und sich wie gebrochenes Brot vielen Menschen hinzugeben, die von Gott entfernt waren und die nach authentischer Liebe hungerten.“

Einheit und Barmherzigkeit, Frieden und Glaubensstärke – dazu könnten die vier neuen Heiligen auch heute inspirieren, unterstrich der Papst: „Möge ihr leuchtendes Beispiel auch unser christliches Leben anrühren: Auf welche Weise bin ich Zeuge des auferstandenen Christus? Das ist eine Frage, die wir uns stellen müssen. Wie bleibe ich in ihm, wie wohne ich in ihm? Bin ich dazu in der Lage, in der Familie, in der Arbeitswelt, in meiner Gemeinschaft den Samen dieser Einheit zu säen, den er uns geschenkt hat, indem er uns hat teilhaben lassen am dreifaltigen Leben?

Mögen wir heute die Freude dieser Begegnung mit dem auferstandenen Herrn mit uns nach Hause tragen und in unseren Herzen der Verpflichtung nachgehen, in seiner Liebe zu bleiben, mit ihm und unter uns vereint zu bleiben und dem Vorbild dieser vier Frauen, Modellen der Heiligkeit, zu folgen, die uns die Kirche nachzuahmen einlädt.“

Ermutigung der Christen im Nahen Osten

Nach der Heiligsprechungsmesse ermutigte der Papst die Christen im Heiligen Land zu Einheit und neuem missionarischen Eifer und grüßte die offiziellen Delegationen und Kirchenvertreter, die zur Heiligsprechung nach Rom gekommen waren. Inspiriert vom Zeugnis der neuen Heiligen sollten die Christen des Nahen Ostens Barmherzigkeit und Versöhnung leben und hoffnungsvoll in die Zukunt blicken, so Franziskus beim traditionellen Mittagsgebet der Osterzeit, dem Regina Coeli. 

(rv 17.05.2015 pr)








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