2015-05-15 09:47:00

Umwelt: „Wenn die Kirche nichts zu sagen hätte, wer dann?“


Die ‚arme Kirche für die Armen’ und die Frage nach Umwelt und Klima gehören zusammen, denn es sind die Ärmsten, die besonders von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind. Das wirkt sich auch auf die Arbeit der internationalen Caritas aus, die in diesen Tagen in Rom ihre Generalversammlung abhält. So schätzt Prälat Peter Neher die Herausforderungen der Caritas für die kommenden Jahre ein. Neher ist Präsident des Deutschen Caritasverbandes und Teilnehmer an der Generalversammlung. Gudrun Sailer traf Peter Neher in Rom und fragte ihn zunächst nach dem neu gewählten Präsidenten, Kardinal Luis Antonio Tagle.

Prälat Peter Neher: „Kardinal Tagle ist ein engagierter Mann. Auf den Philippinen ergreift er ganz deutlich das Wort für die Armen und die Ausgegrenzten, die Menschen am Rande. Er scheint außerdem jemand zu sein, der auch in Rom hohe Anerkennung und Wertschätzung hat. Von daher glaube ich, dass er den Weg, den Kardinal Oscar Maradiaga mit der internationalen Caritas eingeschlagen hat, gut weiter gehen kann.“

RV: Gehen wir auf die Generalversammlung von Caritas Internationalis ein: 164 nationale Caritas-Organisationen sind hier vertreten, unter anderem, um die Leitlinien der nächsten Jahre festzuklopfen. Worum geht es dabei?

Neher: „Da müssen wir zunächst auf unsere vergangenen zwei Tage schauen, wir haben hier ja das Motto ‚One Human Family. Caring For Creation’, also eine Menschheitsfamilie, Verantwortung für die Schöpfung. So waren auch die inhaltlichen Teile der vergangenen Tage aufgebaut, und das ist auch der Hintergrund für die nächsten vier Jahre. Der Klimawandel trifft gerade die Ärmsten der Armen – damit ist man bei einer ,armen Kirche für die Armen‘.

Und dann natürlich das Thema Solidarität: Gerade als Vertreter einer Caritas aus einem wohlhabenden Land muss ich deutlich machen, wo auch unsere Verantwortung liegt. Wir haben eine gut ausgebaute Katastrophenhilfe in unseren Ländern, müssen aber eingestehen, dass wir Teil der Ursachen sind, die diesen Klimawandel begünstigen.“

RV: In Kürze soll die Umwelt-Enzyklika von Papst Franziskus herauskommen, die dazu sehr gut passt. Nun registrieren wir ein sehr großes Interesse für diese Umweltenzyklika. Andere Stimmen sagen, dass das doch gar nicht das Kerngeschäft der katholischen Kirche ist. Wie erklären Sie sich dieses Interesse? Trifft Papst Franziskus mit diesem Thema den Nerv der Zeit?

Neher: „Ich würde mich fragen: Wenn es uns nicht angeht, wen denn dann? Und zwar geht es nicht um wissenschaftliche Fragestellungen, sondern um unsere Verantwortung für die uns anvertraute Welt und für die Menschen, die von diesem Klimawandel in ganz besonderer Weise betroffen sind: die Armen, die Bedrängten, die am Rande Stehenden. Von daher ist es naheliegend, dass der Papst sich mit dem Thema beschäftigt, dass sich die Kirche und ihre Caritas damit beschäftigen, und zwar nicht erst dann, wenn Nothilfe gebraucht wird, sondern schon vorher, indem wir Menschen ermutigen, dem Klimawandel etwas entgegen zu setzen. Noch einmal: Wenn hier die katholische Kirche und der Papst nichts zu sagen hätten, wer denn dann?“

(rv 15.05.2015 gs/ord)








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