2015-05-06 14:36:00

Klimawandel in Lateinamerika: Umwelt-Enzyklika des Papstes „von existenzieller Bedeutung“


Schon in wenigen Tagen könnte sie veröffentlicht werden: Papst Franziskus‘ Enzyklika zum Thema Umwelt, in der es auch um den Klimawandel gehen soll. Dieser macht sich auch in der Region Lateinamerikas bemerkbar, die der Papst Anfang Juli besuchen wird: „Es ist eine Frage der Zeit, bis wir eine große Wasserkrise haben werden in den Andenländern“, prognostiziert Claudio Moser, Referatsleiter für Europa und Lateinamerika bei Caritas international in Freiburg. Im Interview mit Radio Vatikan schildert er die Auswirkungen der Erderwärmung in der Andenregion.

„Nehmen wir zum Beispiel Ecuador oder Bolivien. Die Gletscher in den Anden gehören zu den Gletschern weltweit, die am stärksten von dem Klimawandel betroffen sind. Wir haben hier Abschmelzraten, die besonders hoch sind. Das führt erst einmal dazu, dass mehr Wasser da ist. Wasser fließt die Berge runter, man denkt, es ist mehr Wasser da, macht sich aber keine Gedanken darüber, was denn ist, wenn das Wasser eines Tages nicht mehr fließt und die Gletscher abgeschmolzen sind.“

Heute schon gebe es Berge in Bolivien, Ecuador und Peru, deren Gletscher deutlich geschrumpft seien. Zusammen mit anderen Faktoren könnte diese Entwicklung zu einer ernsten Wasserkrise in der Region führen, so Moser: „Wenn das Wasser eines Tages nicht mehr nachkommt, wenn der Schneefall in den Anden nachlässt, wenn die Gletscherbildung nicht mehr so erfolgt wie bisher, wird das dazu führen, dass in den ländlicheren Regionen auf einmal weniger Wasser da ist für die Bewässerung. Aber auch die großen Städte in den Andenländern leben vom Gletscherwasser, das eines Tages nicht mehr so verfügbar sein wird.“

Klimawandel trifft die Ärmsten

Auch in dieser Weltregion trifft der Klimawandel in erster Linie die Ärmsten, so der Experte: Bauern und Selbstversorger, die auf Wasser für die Landwirtschaft angewiesen sind. Weil aufgrund der Abschmelzung derzeit die Bäche noch voll seien, gebe es für das Problem in den Andentälern insgesamt noch zu wenig Aufmerksamkeit, so Moser weiter: „Meistens fehlt das Bewusstsein, man weiß ja nicht, was 300 oder 400 km weiter oben passiert, hat nicht so den Blick dafür, und es fehlt auch oft die Information.“

Informationen über die Folgen des Klimawandel verbreite in den betroffenen Ländern vor allem die Kirche, ergänzt er. Teilweise auch mit Erfolg: „Man ergreift schon erste Maßnahmen und versucht, angepasst zu wirtschaften und Wasserhaltebecken anzulegen.“ Um die Ursachen des Klimawandels anzugehen, müsse aber freilich weltweit und auf höchster Ebene mehr getan werden: „Dafür braucht es eine internationale Anstrengung, dafür braucht es endlich mal Fortschritte bei den internationalen Klimakonferenzen, da muss was geschehen! Und da ist es extrem wichtig und von existentieller Bedeutung, dass der Papst mit seiner Enzyklika noch einmal dafür ein Bewusstsein schafft, und noch einmal die Kirche in Dialog bringt und sagt, wie wichtig es ist, dass man sich für einen effizienten Schutz der Natur weltweit einsetzt.“

Caritas international hilft Opfern des Klimawandels

Papst Franziskus besucht vom 6. bis 12. Juli Ecuador, Bolivien und Paraguay. In Ecuador wird er u.a. den Wallfahrtsort El Quinche in Quito besuchen, im bolivianischen Santa Cruz voraussichtlich an einem Welttreffen für Volksbewegungen teilnehmen. Dritte und letzte Station der ersten Lateinamerikareise von Jorge Mario Bergoglio als Papst ist die Hauptstadt Paraguays, Asuncion.

Projektschwerpunkte von Caritas international in Lateinamerika sind die Armen- und Altenfürsorge, Jugend- und Behindertenarbeit, Drogen- und Gewaltprävention. Auch den Folgen des Klimawandels geht das Hilfswerk an: So hat Caritas international in Bolivien etwa ein Frühwarnsystem aufgebaut, das den Wasserstand der Flüsse misst und Bauern so ermöglicht, möglichem Wassermangel oder Überschwemmungen vorzubeugen. Die Gemeinden im Amazonasgebiet Boliviens haben etwa immer häufiger mit unregelmäßigen und dann übermäßigen Regenfällen und Überflutungen zu tun.

(rv/caritas international 06.05.2015 pr)








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