2015-04-28 11:38:00

Papstmesse: „Offen sein für die Überraschungen des Geistes“


Wenn die Kirche nicht offen ist für das Neue, bleibt sie stehen und verkümmert: Das sagte Papst Franziskus an diesem Dienstag bei seiner Frühmesse im Vatikan. Er bezog sich in seiner Predigt auf die Lesung aus der Apostelgeschichte, die von den Anfängen der christlichen Gemeinden nach der Steinigung des Stephanus außerhalb von Jerusalem berichtet (Apg 11,19-26). In Antiochia begannen die aus Jerusalem Geflüchteten auch den Nichtjuden die Frohe Botschaft zu verkünden. Denselben „apostolischen Mut“ wie die ersten Christen bräuchten auch die von heute, damit „das christliche Leben nicht zu einem Souvenir-Museum“ werde.

Viele jüdische Neu-Christen hätten damals nicht verstanden, warum das Heil „auch den Griechen“ verkündet werde: „Sie verstanden nicht. Sie verstanden nicht, dass Gott der Gott der Neuheit ist: ‚Seht, ich mache alles neu’, sagt er uns. Dass der Heilige Geist genau deswegen gekommen ist: um uns zu erneuern, um uns immer und immer wieder zu erneuern. Das macht natürlich ein bisschen Angst. In der Kirchengeschichte sehen wir von Anfang an bis heute, wieviel Ängste es vor den Überraschungen des Heiligen Geistes gibt. Es ist der Gott der Überraschungen!“

Überraschung, ja – aber nicht um ihrer selbst willen, so fuhr der Papst fort. Es gebe „Neuheiten und Neuheiten“ und nicht alle kämen von Gott. Wie man das nun unterscheiden könne? Franziskus verwies darauf, dass die Apostelgeschichte sowohl bei Barnabas als auch, zuvor, bei Petrus vermerkt, sie seien „erfüllt vom Heiligen Geist“. Alle beide sähen also durch die Hilfe des Heiligen Geistes die Wahrheit. „Von allein können wir das nicht, mit unserer Intelligenz sind wir dazu nicht imstande“, so der Papst. „Wir können die ganze Heilsgeschichte, wir können die ganze Theologie studieren, aber ohne den Geist können wir nicht verstehen“: Es sei der Heilige Geist, der uns die Wahrheit verstehen lasse, der uns in die Wahrheit einführe.

Dank dem Heiligen Geist hörten wir die Stimme Jesu – und durch das Gebet könnten wir dann auch sicher sein, dass das wirklich die Stimme Jesu sei: „Ohne Gebet gibt es keinen Platz für den Geist. Bitten wir Gott, dass er uns diese Gabe schicken möge: ‚Herr, gib uns den Heiligen Geist, damit wir jederzeit unterscheiden können, was wir tun sollen’... Die Kirche geht voran mit diesen Überraschungen, mit diesen Neuheiten des Heiligen Geistes. Man muss unterscheiden, und um zu unterscheiden, muss man beten, muss man um diese Gnade bitten. Barnabas war voll des Heiligen Geistes und hat sofort verstanden; Petrus hat (eine Vision) gesehen und gesagt: ‚Wer bin ich denn, um hier die Taufe zu verweigern?’ ER ist es, der uns nicht irregehen lässt. ‚Aber Pater, warum sollen wir uns so viele Scherereien einhandeln? Machen wir’s doch einfach wie immer, dann sind wir auf der sicheren Seite...’“

Doch nein, das gehe nicht, widersprach Franziskus: Alles so machen, wie es immer schon gemacht wurde, führe zum „Tod“. Vielmehr gelte es, „zu riskieren, mit dem Gebet, viel zu riskieren, mit der Demut“, und zu handeln, wenn uns der Geist bitte, etwas zu „ändern“: „Das ist der Weg!“

„Der Herr hat uns gesagt: Wenn wir seinen Leib essen und sein Blut trinken, dann werden wir das Leben haben. Jetzt fahren wir in dieser (Eucharistie-) Feier fort mit diesem Wort: ‚Herr, du bist bei uns in der Eucharistie, wir werden dich in uns aufnehmen – gib uns die Gnade des Heiligen Geistes! Gib uns die Gnade, keine Angst zu haben, wenn der Geist mir mit Bestimmtheit sagt, einen Schritt vorwärts zu machen.’ Bitten wir in dieser Messe um diesen apostolischen Mut, Frucht zu bringen und aus unserem christlichen Leben kein Souvenir-Museum zu machen!“

(rv 28.04.2015 sk)








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