2015-04-25 13:41:00

Glück: Offene Debatten sind nun möglich


Der Dialogprozess in der deutschen Kirche hat offene Debatten möglich gemacht. Dieses Resümee zieht der Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, bereits jetzt, noch vor Ende des Prozesses. Diese Debatten seien auch möglich, weil Papst Franziskus diese anrege. Im Gespräch mit Radio Vatikan zeigt sich Alois Glück zuversichtlich. In den vergangenen Jahren habe sich in der Kirche einiges getan, viele Themen seien nun präsenter und könnten offener diskutiert werden. „Der ganze Themenkreis Aufgabe und Rolle der Frau in unserer Kirche ist deutlich vorangekommen. Die Bischofskonferenz hat einen ganzen Studientag dazu gemacht. Es kommen immer mehr Frauen in die Diözesanleitung, in wichtige Aufgaben und generell hat diese Thematik bzw. diese Aufgabe heute einen ganz neuen Stellenwert in der Kirche. Es gibt andere Themen, die nicht so direkt greifbar sind, aber beispielsweise haben sich in vielen Diözesen eine neue Offenheit im Miteinander entwickelt hat. Auch im Ringen um Fragen des kirchlichen Lebens, partnerschaftliche Formen der Zusammenarbeit,“ erläutert Alois Glück.

Doch man müsse nun auch gemeinsam mit der Bischofskonferenz konkreter werden, wie es zu Meinungsbildung kommen kann, ohne gleich die Leitungsstrukturen der Kirche selbst zu verändern. Für diesen Prozess, der nach dem Dialogprozess weitergehen muss, muss aber auch eine Delegation der Laien angedacht werden. Doch zunächst muss der aktuelle Prozess abgeschlossen werden. Für die letzte Veranstaltung im September sitzt die Bischofskonferenz bereits an einem zusammenfassenden Bericht. „Das wird natürlich auch Gegenstand der letzten Veranstaltung in Würzburg sein, dass alle Miteinander auch noch mal Bewertungen abgeben und das Ergebnis wird sicher auch sein, dass Themen benannt werden, an denen jetzt weitergearbeitet werden muss. Es darf jetzt nicht einfach so auslaufen.“

Insgesamt ist das Zentralkomitee der Katholiken mit dem Prozess der vergangenen Jahre sehr zufrieden. Lange hatten sich die Laien um einen Ort des gemeinsamen Dialogs bemüht. Ohne die Missbrauchsskandale aber hätte es den Dialogprozess über eine innere Erneuerung in der Kirche gegen den Reformstau nie gegeben, so Glück. Anlass waren auch die über 100.000 Kirchenaustritte, die der Missbrauchsskandal nach sich zog. „Es ist mittlerweile eine ziemlich entspannte Atmosphäre. Das schließt eine kontroverse Diskussion nicht aus, gerade das ist ja das Gute, wenn man auch kontrovers über Themen diskutieren kann, ohne dass man gewissermaßen persönliche Spannung aufbaut. Das ist jetzt eine gute Basis. Es muss ja auch leidenschaftliche Debatten geben, wenn es um Inhalte geht. Aber sie sind möglich geworden, diese offene Debatten. Vor vier Jahren wäre das noch undenkbar gewesen.“

Herausforderungen und Chancen Katholikentag in Leipzig

Herausforderung für das Zentralkomitee der Katholiken ist auch der bevorstehende Katholikentag in Leipzig. Mit vier Prozent Katholiken ist die Stadt Diaspora par excellence. Für den Generalsekretär des ZdK Stefan Vesper eine große Chance: „Auch in Leipzig gibt es engagierte Katholiken. Wir sind mit ihnen in einer guten Vorbereitung. Es sind wenige. Das interessante Phänomen aber ist, dass es so richtige Gegner von Kirche und von Glaube auch nur ganz wenige gibt. Die große Mehrheit, das sagen uns auch unsere Freunde in Leipzig, sind diejenigen, die noch nie etwas gehört haben von Glauben, von Kirche. Das ist eine große Chance und Herausforderung für den Katholikentag. Leuten zu sagen, warum wir aus dem Glauben heraus in der Gesellschaft engagieren, was wir alles machen, wo wir bei den Menschen sind und was uns antreibt.“

Das Leitwort des Katholikentages, „Seht, da ist der Mensch“, sei bewusst doppeldeutig zu verstehen. Christen können es aus der biblischen Sicht, also der Mensch als Antlitz Gottes, aber auch der säkulare Mensch aus Leipzig, der noch nie was vom Glauben gehört habe, könne mit dem Thema etwas anfangen, wie Vesper sich ausdrückt. Doch neben der Herausforderung der Diaspora würde auch die Finanzierung von Katholikentagen immer mehr zu einer Herausforderung. Die Stadt Münster – Ort des Katholikentages 2018 – hat im März erst eine Beteiligung an der Finanzierung des Katholikentags abgelehnt und lediglich Sachleistungen in Aussicht gestellt. Diese Problematik hat sich mitunter durch die Debatte nach Limburg entwickelt, weiß Glück: „Aber es ist insgesamt schon spürbar, dass Leistungen für den kirchlichen Raum nicht mehr selbstverständlich sind, sondern dass sie unter Umständen einer sehr genauen Begründung bedürfen. Dabei muss man oft erst Mal deutlich machen, dass es hier nicht um eine innerkirchliche Gebetsveranstaltung geht, sondern es geht um wesentliche Themen der Entwicklung und des Dialogs in unserer Gesellschaft. Die Ministerpräsidentin von NRW hat gesagt, der Katholikentag und Kirchentag sind noch die wenigen Anlässe, wo bei uns eine offene Debatte stattfindet über gesellschaftliche und politische Entwicklungen.“

Reformationsjubiläum

Nach dem Katholikentag in Leipzig 2016 kommt das von viele langersehnte Refomationsjubiläum. Katholische und Evangelische Kirche würden noch darum ringen, wie man dieses Gedenken auch gemeinsam begehen könne. Vielerorts sei von einem Besuch von Papst Franziskus die Rede. Doch Alois Glück geht nicht davon aus, dass der Papst gerade in diesem Jahr Deutschland besuchen wird: „Ich halte das für sehr unwahrscheinlich, weil der Papst anderen Regionen der Welt gegenwärtig die Priorität gibt. Ich denke, wenn dann wird es eher ein Anlass sein auf der Ebene des lutherischen Weltbundes, wo Papst Franziskus ein Zeichen setzen wird,“ so Glück.

 

 (rv 25.04.2015 pdy)








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