2015-04-24 11:45:00

Vatikan/EU: Leben der Flüchtlinge retten hat Priorität


Die oberste Priorität beim Flüchtlingsdrama im Mittelmeer sollte die Rettung von Menschenleben sein. Das betonte der Vatikanvertreter bei der UNO in Genf, Erzbischof Silvano Tomasi, im Gespräch mit Radio Vatikan. Die EU-Staats- und Regierungschefs sehen das zwar theoretisch auch so, wollen aber den Schwerpunkt der Hilfseinsätze im Mittelmeer vor allem auf Grenzschutz legen. Das zeigte sich bei ihrem Sondergipfel in Brüssel am Donnerstagabend. Die Seenotrettung sei nicht die zentrale Aufgabe der Einsätze, hieß es im Anschluss an die Beratungen. In Genf beim europäischen Sitz der Vereinten Nationen sagt der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhls, Erzbischof Tomasi, dass der Vatikan und die UNO die Lage auf dem Mittelmeer „mit Sorge verfolgen“.

„Die EU muss einen radikalen neuen Ansatz wählen, der über den Grenzschutz hinausgeht! Ansonsten befürchte ich, dass sich die Lage nicht sonderlich ändern wird. Die oberste Priorität ist – und das hat ja der Heilige Vater oft betont – die Rettung von Menschenleben. Damit verbunden ist die Tatsache, dass wir nicht an Kosten oder Interessen einzelner Länder denken sollten. Das ist der Ausgangspunkt.“

Die EU-Regierungschefs haben auch über die Zerstörung von potentiellen Flüchtlingsbooten nachgedacht, für die allerdings - und da wird's dann kompliziert - militärische Unterstützung notwendig wäre. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini soll dafür die völkerrechtlichen Möglichkeiten ausloten, hieß es in Brüssel. Frankreichs Präsident François Hollande kündigte eine Resolution im UNO-Sicherheitsrat an.

„Das löst aber das Problem auch nicht“, sagt Erzbischof Tomasi dazu. „Die Flüchtlingswelle ist nicht das Problem an sich, sondern Teil eines größeren Zusammenhangs. Es geht schlussendlich auch um Fragen wie den Umgang mit Menschenrechten und um Waffenhandel. Diese und weitere Faktoren führen dazu, dass Menschen ihre Häuser verlassen!“

Europa solle deshalb die Aufnahmekriterien ändern und sich öffnen. Es sei auch nicht hinnehmbar, so der Vatikanmann in Genf, dass einige europäische Länder großzügig Flüchtlinge aufnähmen, andere hingegen alle Türen verschlössen. Die große Herausforderung vieler Länder in Europa sei deshalb die Überwindung von Fremdenhass und Rassismus, so Erzbischof Tomasi. 

(rv 24.04.2015 mg)








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