2015-04-23 09:53:00

Flüchtlinge: Das Scheitern der Politik Afrikas


Die Tragödie der mehr als 800 auf dem Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlinge wiegt auch in Afrika schwer, eine senegalesische Zeitung titelt „Untergang der Verantwortungsträger Afrikas“. Sie beklagt die Untätigkeit Europas, aber auch die der Politiker Afrikas, die sich unfähig zeigten, die Probleme der Wirtschaft und sozialen Sicherheit zu lösen. Der Afrikaspezialist Vincenzo Giradina arbeitet für die Nachrichtenagentur Misna und betont, dass das nicht nur für wenige Zeitungen gelte: Die Kritik an der politischen Klasse sei in Afrika und seinen Medien weit verbreitet. „Absolut. Die Medien kritisieren, dass die Führer Afrikas sich die Hände in Unschuld waschen - das ist einer der Ausdrücke, die bei dieser Tragödie benutzt werden. Präsident Denis Sassou Nguesso von der Republik Kongo hat darauf aufmerksam gemacht, dass es in Europa dauernd Gipfeltreffen zu wichtigen Themen gibt, während die Afrikanische Union so einen Gipfel bisher noch nicht abgehalten hat - und auch nicht abzuhalten gedenkt. Es fehlt also eine koordinierte und starke Antwort von Seiten der Vertreter der Politik Afrikas.“

Ein Grund dafür liege darin, dass die meisten Flüchtlinge aus Ländern kämen, die kein Interesse an freiem Meinungsaustausch hätten: Eritrea zum Beispiel habe mit die strengsten Zensurbestimmungen auf der Welt. Ein weiterer Grund liege in der Instabilität einiger Länder. „Das gilt für das Horn von Afrika, also Somalia und Eritrea. Ein weiteres Land ist Libyen, wo es fast keine Struktur von Politik oder Regierung gibt. Diese beiden ergänzen sich, denn viele Flüchtlinge aus Somalia oder Eritrea kommen nach Libyen. Das braucht ein internationales Eingreifen und eine Zusammenarbeit für die Entwicklung, die das Problem der Flüchtlinge in den Blick nimmt.“

Der Blick Afrikas auf die Krise weist auch auf das Fehlen einer mittel- oder gar längerfristigen Perspektive zum Beispiel bei den Interventionen in Libyen hin. Man vergisst in den Medien des Kontinents aber auch nicht, dass die Auswirkungen des Problems nicht nur in den Tragödien auf dem Mittelmeer zu spüren sind. „Es ist vielleicht interessant, sich daran zu erinnern, dass in Afrika derzeit über zwei Flüchtlingsprobleme gesprochen wird. Zum einen über das der Menschen, die über das Mittelmeer nach Europa fliehen. Dann aber auch über die Unruhen dieser Wochen in Südafrika. Dort werden in Afrika Flüchtlinge, die auch aus Eritrea kommen oder aus dem Kongo, als „Arbeits-Diebe“ bezeichnet, Diebe der wenigen Mittel und Ressourcen, welche die Menschen in den Slums zur Verfügung haben.“

(rv 23.04.2015 ord)








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