2015-04-22 12:22:00

Russland/Vatikan: Papstworte nicht „missbrauchen“


Russische Staatsmedien behaupten, der Papst habe sich gegen die westlichen Sanktionen ausgesprochen. Dazu zitieren sie einen Rabbiner, der Franziskus am Montag beim Treffen des Papstes mit Europas Rabbinern im Vatikan besucht hatte. Im offiziellen Redetext des Papstes ging es jedoch um die Verurteilung des Antisemitismus in Europa. Der Papst ging dabei nicht auf politische Themen oder gar speziell auf Russland ein. Auch Vatikansprecher Federico Lombardi sagt auf Anfrage von Radio Vatikan, es sei „nicht korrekt, wenn man keinen schriftlichen Text oder Aufzeichnung des Papstes hat, dem Papst Äußerungen zuzuschreiben, die nicht überprüfbar sind“. Vor allem gelte dies bei einem „so heiklen Thema“ wie Sanktionen. Es sei falsch, sich auf persönliche Zeugnisse zu stützen, die „einseitig sein können“.

Die verbreiteten und nicht überprüfbaren Papstäußerungen reihen sich ein in den seit Monaten tobenden Informationskrieg, der von russischen Medien geführt wird, wie Margo Gontar vom ukrainischen Medienkontrollverein „StopFake“ im Gespräch mit Radio Vatikan sagt. Der Krieg in der Ostukraine werde nämlich nicht nur klassisch auf dem Schlachtfeld im Donbass ausgetragen, sondern auch im Fernsehen und neuerdings im Internet. „Die von einigen russischen Medien verwendete Methode besteht darin, Äußerungen von Nicht-Russen zu nehmen, aus dem Kontext zu reißen und dann so umzubiegen, dass es für ihre Sicht der Dinge passt“, so Gontar.

Ihre Gruppe besteht vor allem aus jungen Ukrainern, die im Internet und anderen Medien nach „Falschmeldungen“ suchen und anprangern. Im Krieg sei das erste, was verloren gehe, die Wahrheit. „Die Lage in der Ostukraine ist derzeit dem Anschein nach ruhig. Wir rechnen aber damit, dass es im Sommer wieder schlimmer wird. Unsere Internetseite versteht sich nicht als Propaganda, sondern wir wollen gerade in einer solchen Situation wie der gegenwärtigen zumindest aufzeigen, dass viel Falsches über die Ukraine auf der Welt verbreitet wird.“ Russische Medien seien mittlerweile auf der ganzen Welt präsent und in vielen Sprachen zugänglich, die ukrainische Seite hingegen werde kaum wahrgenommen.

Zurück zu den Papst-Äußerungen: Gontar fügt an, dass ihr bisher nicht oft aufgefallen sei, dass religiöse Persönlichkeiten bei diesem Informationskrieg „benützt“ würden. „Bisher haben russische Medien vor allem das ukrainische orthodoxe Oberhaupt des Kiewer Patriarchats genommen und ihn als ,Spinner' gebrandmarkt. Es ging dabei nicht um religiöse Themen, sondern um die Person an sich.“

Die Sanktionen der USA, der EU und anderer westlicher Ländern gegen Russland sind eine Antwort auf die unrechtmäßige Annexion der Krim sowie den Krieg in der Ostukraine. 

(rv 22.04.2015 mg)








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