2015-04-21 13:02:00

Vatikan: Zwischen Menschenhandel und Illegalität unterscheiden


Das gegenwärtige Flüchtlingsdrama auf dem Mittelmeer zeigt vor allem eines: Europa hat ein Menschenhandels-Problem. Das wurde bei der Pressekonferenz der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften im Vatikan an diesem Dienstag betont. Die Akademie, die in den letzten Tagen ihre Vollversammlung durchgeführt hat, kündigt ein Vatikandokument zum Thema Menschenhandel an. Darin werde unterstrichen, dass Flüchtlinge „nicht mit sogenannten illegalen Migranten“ in Verbindung gebracht werden dürften. Dies sei gerade in Europa „aus politischen Gründen“ wichtig, da es Kräfte und Parteien gebe, die die Mittelmeerflüchtlinge als die „üblichen Wirtschaftsmigranten“ einstuften.

Der italienische Professor Pierpaolo Donati ist Mitglied im Vorstand der Päpstlichen Akademie und erläutert dazu: „Erstens müssen wir klar sagen, dass jene Bootsflüchtlinge, die zu uns kommen, alle um Asyl bitten und nicht wegen einer bloßen Aufenthaltsbewilligung hierher kommen. Und zweitens müssen wir auch festhalten, dass Flüchtlinge an sich keine Sklaven sind, sondern dass sie erst, nachdem sie hier bei uns ankommen, von kriminellen Organisationen zu Sklaven werden können. Jene, die wir illegale Migranten nennen, kommen auf andere Weise zu uns und sind einzig von der Armut getrieben. Diese Unterscheidung zwischen Flüchtlingen und Migranten ist deswegen sehr wichtig, weil man die einen (die Flüchtlinge nämlich) nicht ausweisen kann.“ Die Akademie werde in ihrem Schreiben, das in den kommenden Tagen veröffentlicht werden soll, auch für Migranten, bei denen eine Ausweisung rechtlich möglich wäre, nur eine freiwillige Rückführung empfehlen.

In dem Vatikan-Dokument der Akademie werde auch vorgeschlagen, dass Schlepper und Schleuser systematischer verfolgt und härter bestraft werden sollten. Das unterstrich die Präsidentin der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften, Margaret Archer, bei der Presskonferenz im Vatikan. Weitere Vorschläge sehen einen Boykott von Produkten vor, die durch Zwangsarbeit entstanden sind. Die Päpstliche Akademie für Sozialwissenschaften schlug auch die Gründung einer internationalen Agentur zur Bekämpfung von Menschenhandel vor. Am Montag veranstaltet die Akademie im Übrigen eine internationale Konferenz in Rom über den Menschenhandel mit Kindern, zu der auch die schwedische Königin Silvia erwartet wird.

(rv 21.04.2015 mg)








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