2015-04-20 11:41:00

Morgenmesse: Der Herr gebe uns die Gnade des Staunens


Märtyrer helfen uns aus der Gefahr, den Glauben in Macht zu verwandeln. Das hat Papst Franziskus an diesem Montag bei der Morgenmesse in seiner Residenz Santa Marta gesagt. Das Tagesevangelium (Joh 6,22-29) berichtet von den vielen Menschen, die Jesus nach der wundersamen Vermehrung der Fische und der Brote suchten, aber sie kamen nicht aus „religiösem Staunen“, sondern aus „materiellem Interesse“, wie Franziskus anmerkte. So gebe es im Glauben die Gefahr, die eigentliche Sendung des Herrn nicht zu verstehen. Das geschehe, wenn man sich der Gestalt Jesus bemächtige und so „auf die Macht zuschlittert“.

„Diese Haltung setzt sich in den Evangelien fort: Viele folgen Jesus aus Eigeninteresse. Sogar unter den Aposteln, etwa die Söhne des Zebedäus: Der eine wollte Regierungschef sein, der andere Finanzminister. Sie wollten Macht. Der Auftrag, den Armen die frohe Botschaft zu bringen, den Gefangenen die Befreiung, den Blinden das Sehen, den Unterdrückten die Freiheit und ein Jahr der Gnade zu verkünden – wie sich das verdunkelt, verliert und in eine Sache der Macht verwandelt...“

Dasselbe Muster sei in den Versuchungen Jesu durch den Teufel zu beobachten, fuhr der Papst fort. Die Versuchung des Weltlichen sei eine „tägliche Versuchung der Christen, von uns allen, die wir Kirche sind“. So aber falle man in eine Lauheit, die, wenn sie immer weiter wachse, zu jener Haltung führe, die Jesus Heuchelei nannte. Dann sei der Christ ein Christ nur noch dem Namen nach. Und die Kirche werde geschwächt.

„Der Herr weckt uns mit dem Zeugnis der Heiligen, mit dem Zeugnis der Märtyrer, die uns jeden Tag verkünden, dass der Weg Jesu der Weg seiner Sendung ist: das Jahr der Gnade ausrufen. Die Menschen (im Evangelium) verstehen den Vorwurf Jesu und fragen: Was müssen wir tun, um die Werke Gottes zu vollbringen? Und Jesus antwortet ihnen: Das ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat!“

Franziskus beschloss die Predigt wie gewöhnlich mit einem Gebet, das zugleich Anregung war: „Der Herr gebe uns die Gnade des Staunens in der Begegnung, und er helfe uns auch, nicht in den Geist der Weltlichkeit zu fallen, jenen Geist, der uns unter einer christlichen Lackschicht wie Heiden leben lässt.“

(rv 20.04.2015 gs)








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