2015-04-20 13:12:00

Armenien/Italien: Warnung vor „Kultur des Wegschauens"


Ein in Italien veröffentlichtes Manifest zum Armenier-Genozid, das auch von Kirchenvertretern unterzeichnet wurde, erinnert an die „Kultur des Wegschauens" vor hundert Jahren und warnt vor einem gleichen Verhalten heute. Das berichtet die Stiftung „Pro Oriente" am Montag. Hintergrund sind die jüngsten Diskussionen um den Ausdruck „Völkermord". Das Manifest erinnert an die entsprechenden klaren Aussagen von Papst Franziskus und dem Europäischen Parlament. 

Die Unterzeichner betonen ihre „volle Solidarität" mit dem armenischen Volk, mit Katholikos Karekin II. und Papst Franziskus. Sie fordern eine weltweite Anerkennung des Völkermords. Die Unterzeichner, die aus dem religiösen und intellektuellen Bereich kommen, benennen ihre Sorge darüber, dass „eine bestimmte Kultur des Wegschauens" den Völkermord an den Armeniern Jahrzehnte hindurch schuldhaft „teils zugedeckt, teils vernachlässigt" hat.

Zugleich erinnern die Unterzeichner daran, dass zwar Türken in erster Linie die Täter gewesen seien; aber auch in anderen europäischen Ländern – „vor allem in Deutschland" - habe man „gewusst, nicht interveniert, sondern im Gegenteil kollaboriert, was eine Übereinkunft unter Verfolgern war". Dazu komme "gestern wie heute" das Schweigen vieler katholischer und protestantischer Christen.

Im Anschluss daran schlägt das Manifest einen Bogen zur Verfolgung religiöser Minderheiten heute. „Wenn die westlichen Regierungen und die Exponenten der westlichen Kultur angesichts des Versuchs, das Gedenken an die hunderttausenden von Ermordeten der Vergangenheit auszulöschen, nur mit den Schultern zucken, was können wir uns für die christlichen - und jüdischen - Minderheiten des Nahen Ostens erwarten? Und was für die Zukunft des Westens und der freien Welt?"

Wenn man damit anfange, aus Gründen der Opportunität einen Völkermord zu leugnen, könne man morgen einen anderen leugnen und von dem im Gang befindlichen an den orientalischen Christen, an Jesiden und anderen wegschauen. Mehr denn je gehe es heute um gegenseitigen Respekt und vertiefte und ehrliche Kenntnis. Dieser schwierige Weg schließe „Schweigen, Revisionismus und Leugnung der Wahrheit“ aus.

Unterzeichnet wurde das Manifest wurde unter anderem von den katholischen italienischen Bischöfen Luciano Monari (Brescia) und Luigi Negri (Ferrara-Comacchio), von den Rabbinern Giuseppe Laras und Roberto Della Rocca, von der italienisch-armenischen Schriftstellerin Antonia Arslan, dem Philosophen Salvatore Natoli und dem Journalisten Beppe Severgnini.

(kap 20.04.2015 gs)








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