2015-04-02 10:12:00

Kardinal Sandri: Johannes Paul II. und die Hymne an das Leben


Vor exakt zehn Jahren war es Kardinal Leonardo Sandri, Präfekt der Kongregation für orientalische Kirchen, der den Tod des Heiligen Papst Johannes Paul II. vor tausenden von Gläubigen am Petersplatz verkündete:

„Liebe Brüder und Schwestern, um 21:37 ist unser geliebter Heiliger Vater Papst Johannes Paul II. zurückgekehrt ins Haus des Herren. Beten wir für ihn.“

Über viele Jahre hinweg war Kardinal Sandri ein enger Mitarbeiter des heiligen Papstes. „Ich begleitete ihn in seinen letzten Jahren, als seine Gesundheit immer schwächer wurde, vor allem nach seinem letzten Besuch in Lourdes“, erzählt Kardinal Sandri im Gespräch mit Radio Vatikan. Seine Erinnerung an den polnischen Papst sei heute noch überaus lebendig. „Wir müssen uns an seine große Persönlichkeit erinnern; von der intellektuellen, doktrinären und natürlich pastoralen Warte aus gesehen. Und all das im Kontext einer Weltsicht, die sich veränderte mit der Welt. Er hat das nicht direkt gemacht, aber um diese Veränderung zu verwirklichen, hat er den Menschen gepredigt, sich an die Lehren von Jesus Christus anzunähern, an die Liebe; die Gerechtigkeit, die Freiheit, die Solidarität… Ich denke, dass diese Aspekte von Johannes Paul II. in der Kirche heute wiederauffindbar sind, auch in der Person von Papst Franziskus. Ich beziehe mich hier vor allem auf seine Nähe zum Volk, die Papst Johannes Paul II. mit überraschenden Gesten, vor allem aber mit seinem Blick ausdrückte. Ein Blick, der die Herzen der Gläubigen erreichte und mit ihnen auch diejenigen, die lange am Rande des Glaubens blieben.“

Johannes Paul II. war der Papst der Herzen, der Sprachen, der Reisen. Er war der erste Nicht-italienische Papst seit Jahrhunderten. Und er war jung, als er sein Pontifikat antrat mit nur 58 Jahren im Jahr 1978.

„Zehn Jahre nach seinem Tod denke ich, dass die Persönlichkeit von Johannes Paul II. in unterschiedlichen und außergewöhnlichen Erinnerungen wiedererlebt und wiedergeboren werden kann, zum Beispiel mit den internationalen Reisen. Viele Völker und Nationen erinnern sich an Johannes Paul II. mit Zuneigung und Dankbarkeit. Die Erinnerung an ihn lebt und wächst mit jedem Tag, der vergeht… Johannes Paul II. lebte all das, was er sagte, was er in seinem Leben lehrte.“ Kurz nach dem Konklave vom Herbst 1978 habe Kardinal Agostino Casaroli gesagt, die Wahl von Wojtyla habe „großen Mut“ bewies; Mut, den der neue Papst in seiner ersten Predigt zeigte, als er die Welt dazu aufrief, die Türen für Christus zu öffnen. Drei Jahre später wurde dieser Mut mit dem dramatischen Attentat mit Blut bedeckt. Das körperliche Leid wusste er nur zu gut mit Würde zu nehmen, mit Mut und vor allem mit seiner markanten Persönlichkeit. Er zeigte uns, dass Schmerz die Rettung der Welt sein kann, das erinnert an die Rettung von Christus selbst.“

Mehr als 26 Jahre war Johannes Paul II. Papst. Er wurde zum Inbegriff der katholischen Kirche, verkörperte den Menschenkontakt und die Nähe, aber auch den Schmerz mit seiner eigenen Lebensgeschichte. Er setzte sich für interreligiösen Dialog und Ökumene ein. In seiner polnischen Heimat wurde er zum Symbol des antikommunistischen Widerstands.

„Das Erbe von Johannes Paul II. ist eine Hymne an das Leben selbst, das Leben des Papstes. Das ist sicherlich das, was uns bleibt. Er hat uns die Menschenwürde des Lebens gezeigt, ein Christ, der an Christus glaubt, kann die Höhen der Höhen erleben, auch in ihren Grenzen, die jeder hat. Es ist ein Zeugnis, das Papst Johannes Paul II. auch übermitteln konnte, als sein Körper nicht mehr die Agilität besaß; denken wir an sein letztes Angelusgebet, als er nicht mehr dazu in der Lage war zu sagen, was er den Gläubigen sagen wollte. In dem Moment haben wir gesehen, dass Gott in uns arbeitet, und er hat diese Wahrheit bezeugt mit seiner Wahrheit und seinem Leben. Man könnte sich an vieles von ihm erinnern, was fundamental war - wie zum Beispiel der Fall des Kommunismus. Wir können uns auch an die vielen apostolischen Reisen erinnern, die Weltjugendtage, oder auch die Dokumente von großer Bedeutung und großen kirchlichen Initiativen, aber das was sich zu allererst herauskristallisiert, ist sein Leben; ein wahres Leben, ein Leben, das immer kohärent im Glauben mit Gott geblieben ist.“

Für viele war Johannes Paul II. schon zu Lebzeiten ein Heiliger. Und tatsächlich, letztes Jahr wurde er als 81. Papst von seinem Nachfolger Franziskus und der katholischen Kirche heilig gesprochen.

(rv 02.04.2015 no)








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