2015-04-01 11:26:00

Kardinal Filoni im Irak: 6.000 Osterkuchen für Flüchtlinge


Es ist, wie schon 2014, ein Solidaritätsbesuch im Auftrag des Papstes: Kardinal Fernando Filoni verbringt auch dieses Jahr die Kartage unter Flüchtlingen und Vertriebenen im Irak. Der Präfekt der Missionskongregation ist zu Beginn der Woche, nach einem Abstecher ins jordanische Amman, im Nordirak eingetroffen. Sein erster Programmpunkt beinhaltete das Treffen Spitzenpolitiker der autonomen Provinz Kurdistan in der Hauptstadt Erbil. „Alle haben mir versichert, dass die Christen ganz oben auf ihrer Prioritätenliste stehen und dass sie sich über die Präsenz der Christen hier freuen. Das scheint mir in politischer Hinsicht etwas sehr Schönes: Keiner soll sich hier fremd fühlen, und auch wenn die Christen in diesem Moment am meisten leiden, gibt es doch Hoffnung für sie, dass allmählich – auch mit Hilfe der Behörden – das Leben wieder für sie in Gang kommt.“

Der Gast aus dem Vatikan hat seinen kurdischen Gesprächspartnern erzählt, dass die katholische Kirche ab dem 8. Dezember 2015 ein außerordentliches „Heiliges Jahr der Barmherzigkeit“ begehen will. Und er hat einen Vorschlag: „Auch unsere muslimischen Brüder könnten doch lernen, ein Sabbatjahr der Barmherzigkeit zu begehen, vor allem weil auch sie an einen barmherzigen, allerbarmenden Gott glauben. Wenn also auch die Muslime zusammen mit den Christen die Barmherzigkeit feiern würden, könnte man diese Brüderlichkeit, diese Nähe wieder herstellen. Das alles würde auf dem Geheimnis Gottes aufbauen, denn Frieden, Versöhnung und Barmherzigkeit können nur Gott zum Fundament haben. Hoffen wir, dass diese Botschaft allmählich um sich greifen kann.“

Tatsächlich ist die Barmherzigkeit zentral für das Gottesbild der Muslime. Die Christen und Angehörigen von Minderheiten, die vor dem Terror des ‚Islamischen Staats’ in den Nordirak geflohen sind, haben allerdings vor allem Unbarmherzigkeit erlebt. Bei vielen ist das Vertrauen zu den früheren muslimischen Nachbarn zerstört. „Aus psychologischem Blickwinkel besteht die Angst ein wenig darin, dass sich die Lage noch nicht in der Hinsicht lösen lässt, dass die Menschen in ihre Dörfer zurück und dort ihr Leben wieder in die Hand nehmen könnten. Das ruft einige Spannung hervor, denn je mehr Zeit vergeht, umso mehr haben die Menschen den Eindruck, dass es für sie womöglich keine Zukunft gibt. Es handelt sich also darum, sie in ihrer Geduld ... ein bisschen zu bestärken, auch weil die Probleme extrem heikel und schwerwiegend sind.“

Eben das sei das Ziel seiner Reise: Den Flüchtlingen Nähe demonstrieren; ihnen zeigen ,dass sie nicht vergessen sind. Er sei übrigens, so Kardinal Filoni, bei weitem nicht der einzige Kirchenmann, der die Flüchtlinge besuche, immer wieder komme es zu ähnlichen Solidaritäts-Visiten. Natürlich habe die Tatsache, dass seine Mission in der Karwoche stattfinde, „eine geistliche Bedeutung“. „Ich habe schon einigen Gruppen gesagt, dass das Geheimnis ihres Leidens in den Augen Gottes wertvoll ist, weil es mit dem Leiden Christi in dieser Karwoche verbunden wird. Sie sollen also nicht denken, dass dieses Leiden unnütz und wertlos wäre. Selbst wenn ihre Lebensbedingungen in diesem Moment wenig Platz für Hoffnung lassen – in den Augen Gottes zählt das, es ist wertvoll. Das ist, neben der materiellen, eine spirituelle Ermutigung, die wir anbieten.“

Der Kardinal, der zu Saddam Husseins Zeiten einmal Nuntius im Irak war, hat viele Begegnungen mit Flüchtlingen vor sich. Übrigens nicht nur mit christlichen, sondern auch mit solchen, die zu anderen Minderheiten gehören wie die Jesiden und Schiiten. Er verteilt an sie 6.000 italienische Osterkuchen, sogenannte „colombe“, die Menschen aus dem Bistum Rom gespendet haben und die er mit in den Irak gebracht hat.

„Ich habe schon ein paar kleine Gruppen von Flüchtlingen in Amman und in Bagdad getroffen; jetzt werde ich einige Dörfer im Norden besuchen. Allgemein gesehen hat sich die Lage der Flüchtlinge, wenn ich sie mit (meinem Besuch im vergangenen) August vergleiche, natürlich verbessert: Die Familien haben mittlerweile eine Unterkunft, vielleicht auch zwei Familien im selben Haus – in dieser Hinsicht hat sich die Lage sicher gebessert. Es gibt keine Familien, die auf der Straße leben müssen. Trotzdem bleibt die Lage immer noch schwierig und heikel... Ich habe gehört, dass alles, was man für die Flüchtlinge – ob Christen oder Nichtchristen – hat tun können, im Wesentlichen dank der großen Hilfe aus der katholischen Kirche geleistet werden konnte. Viele internationale Organisationen, aus Europa und Amerika, haben sich engagiert und haben sich darauf eingestellt, dass die Krisensituation länger anhält.“

(rv 01.04.2015 sk)








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