2015-03-30 11:13:00

Irak: Erzbischof fordert ausländische Militärintervention


Am Freitag hat sich, zum ersten Mal überhaupt, der UNO-Sicherheitsrat auf Betreiben Frankreichs mit der Verfolgung von Christen und anderen Minderheiten im Irak und in Syrien beschäftigt; auch der chaldäische Patriarch Raphael Sako und ein Vertreter des Heiligen Stuhls ergriffen dabei das Wort. Jetzt fordert der assyrisch-katholische Erzbischof Petros Mouché von Mossul ein bewaffnetes Eingreifen von außen. Die irakische Millionenstadt Mossul ist in der Hand der Terrorgruppe ‚Islamischer Staat’. Auf unsere Frage, ob er eine ausländische Intervention im Irak will, sagte Mouché:

„Das ist das, was wir uns wünschen, mittlerweile – ja. Denn zu unserer Regierung haben wir alles Vertrauen verloren. Sie hat uns verraten! Wir wollen eine internationale Armee, die wenigstens für einen gewissen Zeitraum dabei hilft, uns zu beschützen. In der Zeit kann eine wirklich starke irakische Armee gebildet werden, die diesen Schutz später übernimmt. Aber zuerst braucht es eine internationale Armee, um unsere Dörfer zu beschützen!“

Was sollte eine solche Truppe von außen genau leisten, wollten wir vom Erzbischof von Mossul wissen. Seine Antwort: „Wirklich unsere Gebiete befreien! Und eine Schutzzone, in der wir Christen sicher als Christen leben können. Wir Christen sind doch keine Bürger zweiter Klasse, wir brauchen dieselben Rechte wie jeder andere Bürger auch.“

Erzbischof Mouché ist froh darüber, dass sich jetzt auch der UNO-Sicherheitsrat mit der Christenverfolgung in seiner Heimat beschäftigt hat. „Immerhin ist es das erste Mal, dass das Schicksal der vom ‚Islamischen Staat‘ vertriebenen Christen auf so hoher Ebene eine Rolle spielt. Ich hoffe, dass davon nicht nur Worte bleiben, sondern eine Bewegung ausgeht, die zur Befreiung unserer Städte und Dörfer führt, damit unsere Leute in die Heimat zurückkehren können. Wir sind davon überzeugt, dass unsere Rolle als Christen darin besteht, unseren Glauben im Irak zu bezeugen – das muss weitergehen, so lange wie möglich!“

Welche Länder genau Truppen für eine Militärintervention im Irak zugunsten der Christen stellen sollten, sagt Erzbischof Mouché nicht. Er begrüßt, dass Papst Franziskus für die Karwoche den italienischen Kurienkardinal Fernando Filoni zu den Flüchtlingen im Irak geschickt hat, als Zeichen der Solidarität. Filoni hatte schon letztes Jahr vor Ostern christliche, jesidische und schiitische Flüchtlinge im Nordirak besucht. Auf die Frage, mit welchen Gefühlen die irakischen Christen dieses Jahr die Kar- und Ostertage feiern werden, sagt Mouché: „Das ist wirklich eine große Trauer für uns… Früher hatten wir, vor allem in meinem Dorf, in dem nur Christen lebten, immer eine zweistündige Palmsonntags-Prozession um das ganze Dorf herum: Das war festlich, die jungen Leute und der Chor sangen auf Aramäisch und Arabisch – und dieses Jahr nichts dergleichen. Wir denken an Jesus, der verleugnet und misshandelt wird von Menschen, die alle Menschlichkeit abgelegt haben, und fühlen uns selbst verleugnet und misshandelt von Menschen, die über keinen Sinn für Menschlichkeit mehr verfügen.“

(rv 30.03.2015 sk)








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