2015-03-29 10:58:00

Palmsonntag: Es gibt keine Demut ohne Demütigung


Papst Franziskus hat am Sonntagvormittag auf dem Petersplatz die liturgische Feier zum Palmsonntag als Auftakt der Karwoche zelebriert. Zur Begrüßung schwenkten die in Rom versammelten Pilger Ölzweige. Diese erinnern an den Einzug Jesu' in Jerusalem, während die Verlesung der Passionsgeschichte während der Messe bereits das Gedenken an Kreuzigung und österliche Auferstehung vorwegnimmt.

Der Weg der Christen

Der Weg Jesu in der Karwoche, vom Jubel bis ans Kreuz, ist auch der Weg der Christen. Das betonte Papst Franziskus in seiner Predigt an diesem Palmsonntag auf dem übervollen Petersplatz. Jesus habe sich selber erniedrigt und in Jesus habe Gott sich gedemütigt, so der Papst.

„Dieses Wort zeigt uns den Stil Gottes und des Christen: Die Demut. Ein Stil, der niemals aufhört uns zu überraschen und uns in eine Krise zu bringen: An einen demütigen Gott gewöhnen wir uns nie!“ Es gebe keine Demut ohne Demütigung, so Papst Franziskus, und so sei in den Demütigungen der Karwoche der „Stil Gottes“ zu erkennen: „Gott erniedrigt sich, um mit Seinem Volk zu gehen, um Seine Untreue auszuhalten. Man sieht das gut im Buch Exodus: Was für eine Demütigung für den Herrn, alles dieses Gerede zu hören, die Klagen! Sie richteten sich gegen Moses, aber im Grunde gegen ihn selbst, ihren Vater, der sie aus der Sklaverei herausgeführt hatte und sie den Weg durch die Wüste zum Land der Freiheit führte.“ In seiner Predigt gibt der Papst meditativ diese Demütigungen Jesu durch, er lud die Menschen auf dem Petersplatz ein, nicht nur die Geschichte zu hören, sondern die Menschen auch zu sehen.

„Wir hören die Verachtung der Ältesten seines Volkes und ihren Betrug, um ihn zu Fall zu bringen. Wir sind beim Verrat des Judas dabei, einer der Zwölf, der ihn für dreißig Denare verkauft. Wir sehen, wie der Herr verhaftet und weggeführt wird wie ein Verbrecher; verlassen von seinen Jüngern; vor den Sanhedrin geschleppt, zum Tode verurteilt, geschlagen und geschmäht wird.“ Dann die Verleumdung, die „Ans Kreuz mit ihm“ Rufe, die Verspottung.

Der Weg Gottes

„Das ist der Weg Gottes, der Weg der Demut. Es ist der Weg Jesu, es gibt keinen anderen. Es gibt keine Demut ohne Demütigung.“ Demut bedeute Dienst und bedeute, Gott Raum zu geben und selber „leer“ zu werden, zitierte der Papst die Schrift. Und wie häufig in seinen Predigten wies er auch auf das Gegenteil hin, die Versuchung der Weltlichkeit, des Erfolges. Auch Jesus sei ihr in den Versuchungen in der Wüste ausgesetzt gewesen, habe aber widerstanden. „Und gemeinsam mit ihm können auch wir diese Versuchung besiegen, nicht nur zu wichtigen Gelegenheiten, sondern auch im Alltag des Lebens.“ Beispiele dafür gäbe es viele im Leben der Christen, so der Papst weiter, er erwähnte vor allem die Stille Hilfe im Dienst am anderen, für kranke Eltern etwa oder alleinstehende Alte. Der Papst erwähnte aber auch die Menschen, die offen gedemütigt und verfolgt werden. „Denken wir an unsere Schwestern und Brüder, die verfolgt werden weil sie Christen sind, die Märtyrer von heute: Die verleumden Jesus nicht, sondern ertragen mit Würde Beschimpfung und Beleidigung. Sie folgen auf Seinem Weg. Wir können von einer „Schar von Zeugen“ sprechen (Hebr 12:1).“ Auf diesen Weg der Demütigung machen sich auch die Christen in der Karwoche, so der Papst. Nur so werden diese Tage zu einer „heiligen Woche“, wie die Karwoche in vielen Sprachen heißt. „Es ist die Liebe, die uns (auf diesem Weg) leitet und uns Kraft gibt. Und wo er ist, da werden auch wir sein.“

Rund 1,7 Milliarden katholische und evangelische Christen in aller Welt beginnen am Palmsonntag die „Heilige Woche“, den Höhepunkt des Kirchenjahres. Am Sonntag vor Ostern werden traditionell Palmzweige in der kirchlichen Prozession mitgetragen, mit Weihwasser gesegnet und in den Häusern anschließend hinter Kruzifixe gesteckt.

(rv 29.03.2015 ord)








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