2015-03-29 10:44:00

Palmsonntag: Die Papst-Predigt im Wortlaut


In der Mitte dieses Gottesdienstes, auch wenn er sehr feierlich ist, steht das Wort, dass wir im Philipperhymnus gehört haben: Er hat sich selbst erniedrigt. Die Erniedrigung Jesu. Dieses Wort zeigt uns den Stil Gottes und auch, das was für Christen gilt: Die Demut. Ein Stil, der niemals aufhört uns zu überraschen und uns in eine Krise zu bringen: An einen demütigen Gott gewöhnen wir uns nie!

Sich zu erniedrigen ist vor allem ein Stil Gottes: Gott erniedrigt sich, um mit seinem Volk zu gehen, um seine Untreue auszuhalten. Man sieht das gut im Buch Exodus: Was für eine Demütigung für den Herrn, alles dieses Gerede zu hören, die Klagen! Sie richteten sich gegen Moses, aber im Grunde gegen Ihn selbst, ihren Vater, der sie aus der Sklaverei herausgeführt hatte und sie den Weg durch die Wüste zum Land der Freiheit führte.

In dieser Woche, der heiligen Woche, die uns zum Osterfest führt, gehen wir diesen Weg der Demütigung Jesu. Und nur so wird sie für uns zu einer „heiligen“ Woche.

Wir werden die Verachtung der Ältesten seines Volkes und ihren Betrug hören, um ihn zu Fall zu bringen. Wir werden beim Verrat des Judas dabei sein, eines der Zwölf, der ihn für dreißig Denare verkauft. Wir werden sehen, wie der Herr verhaftet und weggeführt wird, so wie ein Verbrecher; verlassen von seinen Jüngern; vor den Sanhedrin geschleppt, zum Tode verurteilt, geschlagen und geschmäht wird.

Wir werden wie Petrus hören, der „Fels“ der Jünger, ihn drei Mal verleumdet.

Wir werden die Schreie des Volkes hören, aufgehetzt von ihren Führern, das die Befreiung Barbaras fordernd und ihn ans Kreuz. Wir werden die Verspottung durch die Soldaten hören und ihn von einem Purpurmantel bedeckt sehen, mit Dornen gekrönt.

Und dann, entlang des Leidensweges und unter dem Kreuz, werden wir die Beschimpfungen der Menschen und ihrer Führer hören, die sein Königtum und sein Gottes-Sohn-Sein verspotten.

Das ist der Weg Gottes, der Weg der Demut. Es ist der Weg Jesu, es gibt keinen anderen. Es gibt keine Demut ohne Demütigung.

Diesen Weg bis zum Ende gehend wurde der Sohn Gottes „wie ein Sklave“ (Phil 2:7). Und wirklich, Demut bedeutet Dienst, es bedeutet Gott Raum zu geben und sich von sich selbst zu entkleiden, leer zu werden, wie die Schrift sagt. Das ist die größte Demütigung.

Es gibt einen Weg, der dem Christi entgegen steht: Die Weltlichkeit. Die Weltlichkeit bietet und den Weg der Eitelkeit, des Neides, des Erfolges… . Das ist ein anderer Weg. Der böse Geist hat ihn auch Jesus vorgeschlagen, während der vierzig Tage in der Wüste. Aber Jesus hat ihn ohne zu zögern zurück gewiesen. Und gemeinsam mit Ihm können und Seiner Güte und Hilfe können auch wir diese Versuchung der Weltlichkeit besiegen, nicht nur zu wichtigen Gelegenheiten, sondern auch im Alltag des Lebens.

Unterstützt und begleitet werden wir auf diesem Weg durch das Beispiel so vieler Frauen und Männer, die in der Stille und im Verborgenen jeden Tag sich selbst aufgeben und anderen dienen: Einem kranken Elternteil, einem alleinstehenden Alten, einem Menschen mit Behinderung, einem Obdachlosen… Denken wir auch an die Demütigung so vieler wegen ihres dem Evangelium treuen Verhaltens, die diskriminiert werden und dafür mit ihrem Leben bezahlen. Denken wir an unsere Schwestern und Brüder, die verfolgt werden weil sie Christen sind, die Märtyrer von heute. Es gibt so viele. Sie verleugnen Jesus nicht, sondern ertragen mit Würde Beschimpfung und Beleidigung. Sie folgen auf Seinem Weg. Wir können von einer „Schar von Zeugen“ sprechen (Hebr 12:1).

Begeben auch wir uns in dieser Karwoche entschieden auf diesen Weg, mit viel Liebe für Ihn, unseren Herrn und Erlöser. Es wird die Liebe sein, die uns leitet und uns Kraft geben wird. Und wo er ist, da werden auch wir sein (Joh 12:26).

Amen

(rv 29.03.2015 ord)








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