2015-03-24 12:59:00

Pater Samir: „IS will ganzen Nahost kontrollieren“


Die dschihadistischen sogenannten „Islamischer Staat“ IS-Terroristen kann man nur durch Bodentruppen bekämpfen. Das sagt der im Libanon lebende Jesuitenpater und Nahost-Experte Pater Samir Khalil Samir im Gespräch mit Radio Vatikan. Die dschihadistische Terrorgruppe sei derzeit eine große Gefahr nicht nur für Syrien oder den Irak. Denn das Ziel der Terroristen sei eindeutig den gesamten Nahen Osten zu kontrollieren. „Die Dschihadisten verwenden ein System, das nicht vorhersehbar ist. Denken wir an die Kamikazen. Diese vermischen sich in einer Menschenmenge und fallen vorerst gar nicht auf. Wir befinden uns also in einer verrückten barbarischen Situation.“

Die IS-Mitglieder seien unter anderen Bevölkerungsgruppen vermischt. Sie verwenden laut Pater Samir syrische oder irakische Bürger als „Schutzschilder“. Deshalb sei es  „wenig sinnvoll“ per Luftangriffe Bomben auf angebliche IS-Ziele zu werfen, man riskiere dabei unschuldige Zivilsten zu treffen. „Stattdessen müsste die internationale Staatengemeinschaft die Kurden oder Schiiten unterstützen, die ihr Leben riskieren und die Terroristen von Angesicht zu Angesicht angehen. Auch dürfen wir nicht vergessen, woher die Waffen kommen. Diese werden zwar im Westen oder in Russland produziert, aber von anderen arabischen Ländern an die Dschihadisten verkauft oder sogar verschenkt.“

Der IS sei an und für sich innerhalb der islamischen Welt schwach, so Pater Samir. Es gebe aber eine große Debatte innerhalb der muslimischen Gemeinschaft, welche Bedeutung das selbsternannte Kalifat habe, auch wenn das viele Muslime nicht wahrhaben wollen. „Es geht aber eigentlich um die Frage, wie sich der Islam weiterentwickeln kann. Das scheint mir eine sehr delikate Aufgabe zu sein, denn der Begründer des Islam, Mohammed, benützte selber Gewalt, um seinen Glauben zu verbreiten. Doch das war im 7. Jahrhundert. Es sind also 14 Jahrhunderte vergangen. Was damals zur damaligen Kultur gehörte, muss nicht unbedingt auch in unserer Zeit gültig sein. Das bedingt eine tiefe Reflexion in der islamischen Welt.“

Doch nicht nur die Gewalt des IS beunruhigt die Menschen vor Ort: Dutzende Organisationen der syrischen Zivilgesellschaft wollen ein Ende des Bürgerkriegs. Dazu haben sie am Montag einen bewegenden Appell an die Weltgemeinschaft gerichtet. Insgesamt 85 Gruppen haben sich dem Aufruf angeschlossen. In ihren Augen sei es falsch, sich nur auf den Kampf gegen den Extremismus – sprich gegen den sogenannten „Islamischen Staat“ IS – zu fokussieren.

(rv 24.03.2015 mg)








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