2015-02-28 11:08:00

D: Anti-Griechen-Kampagne eine „blanke Polemik“


Der deutsche Bundestag hat entschieden. Mit großer Mehrheit hat er für eine Verlängerung der Griechenlandhilfen abgestimmt. Zuvor forderte jedoch die „Bild“-Zeitung in dieser Woche: „Keine weiteren Milliarden für die gierigen Griechen“. Der Direktor der Katholischen Journalistenschule ifp in München, Bernhard Remmers, verurteilt die Kampagne. Im Gespräch mit dem Kölner Domradio sagt er:

„Eine Boulevardzeitung wie die Bild-Zeitung hat natürlich ein Ziel: Sie will über Aufreger Aufmerksamkeit erregen. Das ist ihr gelungen, zum Glück ist es ihr nicht gelungen, politisch Einfluss zu nehmen auf Entscheidungen. Der Bundestag hat sich ja heute für die weitere Griechenlandhilfe entschlossen.“

Über 500 Parlamentarier haben sich nicht von der Bild-Kampagne politisch beeinflussen lassen. So eine Kampagne müsse allen Bauchschmerzen bereiten, betont Remmers. Es habe immer Medien gegeben, die in bestimmten politischen Situationen Partei ergreifen, in einem gewissen Rahmen sollte das auch in Ordnung gehen.

„Früher haben sich Zeitungen ja sogar vor den Wahlen eindeutig positioniert, das ging in meinen Augen zu weit. Aber auch kirchliche Medien versuchen mitunter Einfluss zu nehmen. Ich war einmal beteiligt an einer Aktion, wo versucht wurde Leserinnen und Leser in Sachen Lebensschutz zu mobilisieren, sich in Unterschriften einzutragen. Das halte ich bis zu einem gewissen Punkt für legitim. Es darf allerdings niemals jemand ausgegrenzt oder verletzt werden.“

Und das sehe er bei der Bild-Kampagne als Problem. Schlagzeilen wie „Die gierigen Griechen“ seien blanke Polemik, die alle Griechen unter einen Generalverdacht stellten und das Volk herabwürdigt. Als Direktor der katholischen Journalistenschule ifp sieht er die Aufgabe eines Journalisten auch darin, mit Sensibilität das journalistische Handwerk zu reflektieren, denn jede Veröffentlichung habe eine Wirkung.

„Wenn Menschen bloßgestellt und verletzt werden, wenn Verdächtigungen ausgesprochen werden, müssen wir uns immer die Folgen bewusst machen. Wir müssen darüber nachdenken, was ein solcher Journalismus mit Menschen macht. Gerade wir als eine katholische Journalistenschule sagen da: Es muss immer der ganze Mensch in den Blick genommen werden. Auch ein Politiker in Griechenland ist ein Mensch, der Respekt verdient hat, auch wenn man vielleicht seine Politik nicht für gut heißt.“

(domradio 28.02.2015 mg)








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