2015-02-17 12:09:00

Frühmesse: Padre, seien Sie doch nicht so negativ...


Wir alle sind dazu imstande, Gutes zu tun, aber ebenso, das von Gott Geschaffene zu zerstören. Das sagte Papst Franziskus an diesem Dienstag in der Predigt bei seiner Frühmesse im Vatikan. Er bezog sich auf die Erste Lesung, die von der Sündflut berichtet, und bemerkte dazu, in seiner Bosheit und Zerstörungswut scheine der Mensch „sogar noch mächtiger zu sein als Gott“:

„‚Aber Padre, seien Sie doch nicht so negativ!’, wird man mir vorhalten. Aber das ist die Wahrheit. Wir sind sogar dazu imstande, die Brüderlichkeit zu zerstören, siehe Kain und Abel auf den ersten Seiten der Bibel. Die Brüderlichkeit zerstören. Das ist der Anfang aller Kriege. Die Eifersucht, der Neid, soviel Machtgier, noch mehr Macht haben wollen – ja, das hört sich negativ an, aber es ist realistisch. Nehmen Sie sich doch irgendeine Zeitung, egal ob von links, von der Mitte, von rechts – irgendeine! Und Sie werden sehen: Neunzig Prozent der Nachrichten handeln von Zerstörung. Mehr als neunzig Prozent! Und das erleben wir Tag für Tag.“

„Was geht bloß im menschlichen Herzen vor?“, fragte der Papst. Jesus habe einmal formuliert, „dass das Böse aus dem Herzen des Menschen kommt“. Als eines der Grundübel benannte der Papst „den Willen zur Autonomie“: „Ich tue, was ich will, und wenn ich dies und das tun will, dann tue ich es auch! Und wenn ich einen Krieg lostreten will, dann mache ich das auch!“

„Warum sind wir so? Warum haben wir diese Möglichkeit zu zerstören? Das ist das Problem. Und dann die Kriege, der Waffenhandel… ‚Aber wir sind nun mal Unternehmer!’ Ja, aber wovon? Unternehmer des Todes? Da gibt es Länder, die verkaufen Waffen an Länder, die im Krieg mit anderen liegen, und so geht der Krieg dann weiter: Fähigkeit zur Zerstörung... Und das kommt nicht vom Nachbarn, es kommt von uns! ‚Alles Sinnen und Trachten seines Herzens war immer nur böse’ (vgl. Gen 6,5). Diesen Samen haben wir in uns, diese Möglichkeit. Aber wir haben auch den Heiligen Geist, der uns rettet! Allerdings müssen wir wählen, in den kleinen Dingen.“

Damit meinte Papst Franziskus vor allem das leichtfertige Geschwätz, „auch in der Pfarrei, auch im Verband“: „Das ist diese Fähigkeit zu zerstören, die wir alle haben!“ Und darüber gelte es, vor allem in der bevorstehenden Fastenzeit nachzudenken.

Franziskus schlug von da aus einen Bogen zum Tagesevangelium (Mk 8,14,21), in dem Jesus seine untereinander streitenden Jünger vor dem „Sauerteig der Pharisäer, vor dem Sauerteig des Herodes“ warnt und sie auffordert, an das Brot des Lebens zu denken. Die Jünger hätten, so der Papst, „nicht verstanden, weil ihr Herz von der Leidenschaft, von der Streitlust verhärtet war“. Dabei sei das, was Jesus sage, „keine außergewöhnlichen Dinge, das ist nicht die Rede eines Marsmännchens“: „Der Mensch ist imstande, soviel Gutes zu tun!“ Mutter Teresa, „eine Frau unserer Zeit“, sei dafür ein Beispiel. „Wir alle sind imstande, soviel Gutes zu tun, aber auch, zu zerstören; im Großen und im Kleinen zu zerstören, sogar in der Familie; die Kinder zu zerstören“, indem wir sie nicht „in Freiheit, gut aufwachsen lassen“; „die Kinder zu vernichten“. Es brauche „beständige Meditation, Gebet, Nachdenken“, um nicht unserer Neigung zum Zerstören nachzugeben.

„Und wir haben die Kraft dazu, Jesus erinnert uns daran. Denkt daran! Und heute sagt er uns: ‚Denkt daran. Denkt an mich, der ich mein Blut für euch vergasse habe; denkt an mich, der ich euch gerettet habe, euch alle; denkt an mich, der euch auf dem Weg des Lebens begleitet, nicht auf der Straße des Bösen, sondern auf der Straße des Guten, des den-anderen-Gutes-tun; nicht auf der Straße der Zerstörung, sondern auf der Straße des Aufbauens; eine Familie aufbauen, eine Stadt aufbauen, eine Kultur, ein Land aufbauen, immer mehr!“

(rv 17.02.2015 sk)








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