2015-02-13 10:12:00

Die 20 neuen Kardinäle


Am Samstag erhebt Papst Franziskus 20 verdiente Kirchenmänner aus allen Teilen der Welt zu Kardinälen. Wir übertragen das Konsistorium live ab 10.55 Uhr vom Petersplatz, mit Kommentar in deutscher Sprache, über den Vatican Player auf unserer Homepage sowie über Partnersender.

Von den 20 neuen Kardinälen sind 15 im Fall eines Konklaves stimmberechtigt, also unter 80 Jahre alt. Zehn der wählenden Kardinäle kommen aus dem „Süden", die übrigen fünf aus Europa, kein einziger aus Nordamerika. Vier stammen aus Ländern, die noch nie einen Kardinal stellten: Panama, Myanmar, Kapverden und Tonga. Leer gingen im Gegenzug die Inhaber etlicher großer Bischofssitze in Europa und den USA aus, die nach bisheriger Tradition stets in den Kardinalstand aufgenommen wurden: Brüssel, Venedig, Turin, Los Angeles, Chicago und Philadelphia. Auffallend viele der neuen Kardinäle – vier von jenen unter 80 - haben Führungserfahrung als Vorsitzende von Bischofskonferenzen.

Hier eine Aufstellung der 20 neuen Kardinäle:

Dominique Mamberti, Präfekt der Apostolischen Signatur (Vatikan, geboren in Marokko, Franzose)

Der französische Kurienerzbischof ist nach dem Papst der oberste Richter im Vatikan. Erst seit wenigen Monaten hat er das Amt des Präfekten der Apostolischen Signatur inne, mit dem traditionell die Kardinalswürde verbunden ist. Bereits fünf Jahre nach seiner Priesterweihe 1981 arbeitete er für den diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls. Stationen waren u.a. New York, Libanon und Algerien. Zuletzt wirkte Mamberti am vatikanischen Staatssekretariat als "Außenminister" des Heiligen Stuhles.  

Manuel José Macario do Nascimento Clemente, Patriarch von Lissabon (Portugal)

Als Patriarch von Lissabon gehörte Clemente zu den traditionellen Anwärtern der Kardinalswürde. Lissabon ist neben Venedig der einzige europäische Bischofssitz, mit dem der Titel ‚Patriarch’ verbunden ist. Vor seiner Zeit als Patriarch und Präsident der Portugiesischen Bischofskonferenz war er bereits Weihbischof in Lissabon und später Bischof von Porto. Von Hause aus ist Clemente Kirchenhistoriker; lange lehrte er an der staatlichen und später auch an der katholischen Universität in Lissabon.

Berhaneyesus Demerew Souraphiel C.M., Erzbischof von Addis Abeba (Äthiopisch-Katholische Kirche, Mitglied des Ordens der Lazaristen)

Souraphiel ist Erzbischof in einem der ärmsten Ländern der Welt – Äthiopien. Er setzt sich in einer Kirchendelegation dafür ein, dass Regierungsspitzen der EU Entwicklungsländern die Schulden erlassen. Daher ist Souraphiel für die europäischen Politiker kein unbekanntes Gesicht. Ihnen gegenüber beklagte der Erzbischof zudem, dass seine Region immer wieder von „stillen Tsunamis“ heimgesucht wird. Alle sechs Monate sterben in Äthiopien mehr Kinder an Malaria, als der Tsunami in Südostasien an Opfern gefordert hat.

John Atcherley Dew, Erzbischof von Wellington, Neuseeland

Mit John Atcherley Dew wird der vierte Erzbischof von Wellington in Folge Kardinal. Aus der Sicht der Weltkirche ist der 66-Jährige noch wenig in Erscheinung getreten. Die katholische Kirche auf Neuseeland ist unauffällig und klein. Sie umfasst 13 Prozent der Neuseeländer und wird vor allem durch Zuwanderer bereichert. Dew ist seit Mai 2005 Erzbischof der Hauptstadt-Diözese Wellington. Außerdem wirkt er als Militärbischof Neuseelands.  

Edoardo Menichelli, Ancona-Osimo (Italien)

Menichellis Ernennung zum Kardinal gehört zu den Überraschungen. Sein Bistum an der Adria ist keines, das mit der Kardinalswürde verbunden wird. Auch in der Italienischen Bischofskonferenz gehört er eher zu den ruhigeren Stimmen. Dort leitet er die Kommission für die Familie. Dass der Papst gerade dort seine Arbeit schätzt, beweist eine persönliche Einladung zur Familiensynode im Oktober 2014.

Pierre Nguyên Văn Nhon, Erzbischof von Hà Nôi (Vietnam)

Die Kardinäle Vietnams wechselten sich meist zwischen den Sitzen Ha Noi und Ho-Chi-Minh-Stadt ab. Der nun ernannte Erzbischof von Hanoi Nguyen Van Nhon ist der sechste Kardinal dieses Landes. Er vereint die westliche Namenstradition mit der vietnamesischen – Pierre als Vorname vor seinem Nachnamen und Văn Nhon als persönlicher Name hinter seinem Familiennamen. Der 76-Jährige, der lange seine Heimatdiözese Da Lat geleitet hat, wurde 2010 von Papst Benedikt XVI. zum Erzbischof von Hanoi ernannt. Bis Ende 2013 war er fast ein Jahrzehnt Vorsitzender der Vietnamesischen Bischofskonferenz. 

Alberto Suàrez Inda, Erzbischof von Morelia (Mexiko)

In 500 Jahren Bistumsgeschichte hatte Morelia noch nie einen Kardinal an der Spitze. Mit Alberto Suàrez Inda wird es nun in der meistbesuchten Stadt Mexikos einen Kardinal geben. Er leitet bereits seit 19 Jahren das Erzbistum von Morelia, dessen Altstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Die Region, die im Osten von Mexiko Stadt liegt, ist gezeichnet von blutiger Bandenkriminalität und Menschenhandel mit Migranten. 

Charles Maung Bo S.D.B., Erzbischof von Yangon, (Myanmar, Salesianer Don Boscos)

Mit der Wahl von Charles Maung Bo beweist Papst Franziskus ein weiteres Mal seine Solidarität mit Minderheiten und unterdrückten Christen. Myanmar hat bis 2011 unter einer Militärregierung gelitten, unter der besonders ethnische Minderheiten Schikanen und Gewalt ausgesetzt waren. Der Salesianerpater setzt sich in seinem Kampf gegen die Unterdrückung, die selbst jetzt noch unter der zivilen Regierung andauert, aber nicht nur für die Christen ein sondern für alle Minderheiten. Seit 2003 leitet Bo die Diözese Yangon.

Francis Xavier Kriengsak Kovthavanij, Erzbischof von Bangkok (Thailand)

Thailand bekommt seinen zweiten Kardinal nach Michael Michai Kitbunchu. Seit 2009 ist Kovthavanij Erzbischof von Bangkok. Während der politischen Unruhen 2010 versuchte er als Vermittler, zwischen Regierung und Opposition zu schlichten. Kriengsak hat Kurien-Erfahrung: Vor fünf Jahren wurde er von Papst Benedikt XVI. als Mitglied in den Päpstlichen Rat für soziale Kommunikationsmittel berufen.

Francesco Montenegro, Erzbischof von Agrigento (Italien)

Nach traditionellen Maßstäben ist die Erhebung des Erzbischofs von Agrigent in den Kardinalstand eine Überraschung. Mit Francesco Montenegro verleiht Franziskus dem engagiertesten Fürsprecher von Flüchtlingen in Italien den roten Hut. Die Flüchtlingsinsel Lampedusa gehört zu seiner Diözese; Agrigent liegt auf Sizilien. Als Papst Franziskus diese im Juli 2013 besuchte, war Montenegro es, der ihn begleitete. In der Italienischen Bischofskonferenz ist er Leiter der Migrationskommission.

Daniel Fernando Sturla Berhouet S.D.B., Erzbischof von Montevideo (Uruguay, Salesianer Don Boscos)

Der Salesianer ist einer von vier Ordensmännern, die Franziskus dieses Jahr zu den Papstwählern ernennt. Bereits mit 20 Jahren trat er den Salesianern Don Boscos bei. Vor einem Jahr wurde er zum Erzbischof seiner Heimatdiözese Montevideo ernannt. Berhouet ist in einem Land Bischof, das wie kein anderes in Südamerika säkularisiert ist und in dem die Kirche kaum politischen Einfluss hat. Nur drei Prozent der knapp 1,5 Millionen Katholiken gehen regelmäßig in den Gottesdienst. Nichtsdestotrotz hat der Klerus im Land aufgrund von Bescheidenheit und sozialem Engagement ein hohes Ansehen.

Ricardo Blázquez Pérez, Erzbischof von Valladolid (Spanien)

Der Erzbischof von Valladolid wird nicht gewohnheitsmäßig in den Kardinalstand erhoben. Blázquez Pérez ist allerdings ein Bischof mit viel Führungserfahrung. Nachdem er von 2005 bis 2008 bereits einmal Präsident der Spanischen Bischofskonferenz war, wurde er im vergangenen Jahr erneut gewählt und löste seinen Amtsvorgänger den Erzbischof von Madrid, Antonio María Rouco Varela ein zweites Mal ab. Nach seinem Eintritt ins Priesterseminar studierte er in Avila, Rom und auch in Deutschland Theologie.

José Luis Lacunza Maestrojuán O.A.R., Bischof von David (Panamá)

Zum ersten Mal in seiner Geschichte erhält Panama einen Kardinal. Maestrojuán, ein weiterer Ordensmann unter den neuen Papstwählern, ist Bischof der Diözese David mit 350.000 Katholiken. Er gehört der Gemeinschaft der Augustiner-Rekollekten an, empfing 1969 die Priesterweihe und wurde vor 30 Jahren von Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof von Panama ernannt.

Arlindo Gomes Furtado, Bischof von Santiago (Kapverdische Inseln)

Erstmals ein Kardinal von den Kapverden: Die Erhebung des Bischofs von Santiago in den Kardinalstand ist eine für Franziskus typische Wahl. Der portugiesisch-sprachige Inselstaat östlich Afrikas liegt abseits aller Reflektoren des Weltinteresses. Auf den Kapverden leben gut 500.000 Menschen, von ihnen bekennen sich 94 Prozent zur katholischen Kirche. Mindestens 700.000 Kapverden allerdings leben im Ausland. Bischof Furtado studierte Theologie in Portugal und wurde 2003 von Papst Johannes Paul II. zum ersten Bischof der neugegründeten Diözese Mindelo auf den Kapverden bestimmt. 2009 wechselte er als Bischof in die Hauptstadt-Diözese Santiago, eines der ältesten Bistümer Afrikas. 

Soane Patita Paini Mafi, Bischof von Tonga (Königreich Tonga, Inselstaat im Südpazifik)

Mit der Ernennung Mafis zum Kardinal geht Franziskus im wahrsten Sinne des Wortes an den Rand der Welt. Das Königreich Tonga ist ein Inselstaat im Südpazifik und ist wie kein anderes von den Folgen des Klimawandels bedroht – es droht sprichwörtlich unterzugehen. Soane Patita Paini Mafi ist seit 2008 Bischof der Freundschaftsinseln, wie die 176 Inseln früher genannt wurden, gleichzeitig Präsident der Bischofskonferenz der Pazifikstaaten. Mit seinen 53 Jahren ist er nach seiner Erhebung in den Kardinalsstand das jüngste Mitglied des Kollegiums.

 

Hier die Kardinäle, die bereits die Altersgrenze von achtzig Jahren überschritten haben und beim Konklave nicht mehr stimmberechtigt sind:

José de Jesús Pimiento Rodriguez, Erzbischof emeritus von Manizales (Kolumbien, 1919 geboren)

Mit 96 Jahren ist José de Jesús Pimiento Rodriguez der Älteste der Gruppe von neuen Kardinälen. Während des Zweiten Vatikanischen Konzils nahm er an allen vier Sitzungsperioden teil. Lange Jahre und vor allem in schwierigen Jahren war er Erzbischof von Manizales (1975-1996). In seine Amtszeit fiel ein jahrzehntelanger Bürgerkrieg, der Anfang der 1980er Jahre eine neue Härte erreichte. Man sprach von dem sogenannten „Schmutzigen Krieg“, bei dem paramilitärische Einheiten gegründet wurden, um oppositionelle Gruppen zu beseitigen. In dieser Zeit versuchte Rodriguez immer wieder Frieden zu stiften.

Luigi De Magistris, Titularerzbischof von Nova (Italien)

Nach den Gesichtspunkten der Tradition stand ihm der rote Hut schon länger zu. Im späten Pontifikat von Papst Johannes Paul II. versah der gebürtige Sarde De Magistris von 2001 bis 2003 an der römischen Kurie des Amt des Großpönitentiars. Die Apostolische Pönitentiarie ist der vatikanische Gnaden-Gerichtshof, der unter anderem für die Vergabe von Ablässen zuständig ist.

Karl-Josef Rauber, Titularerzbischof von Gubalziana, emeritierter Vatikandiplomat (Deutschland)

„Ein Mann der Weltkirche“ – eine Zuschreibung, die zu Karl-Josef Rauber als emeritiertem Vatikandiplomaten sehr gut passt. Seine Stationen waren Uganda, Rom, Schweiz und Belgien. Rauber galt zeit seiner Laufbahn als „Mann für die Krisenherde“. So sandte Johannes Paul II. ihn in den 1990er Jahren als Nuntius in die Schweiz, um den Fall des Churer Bischofs Wolfgang Haas zu klären. Der umstrittene Bischof übernahm wenig später das eigens gegründete Erzbistum Vaduz (Liechtenstein); so kehrte wieder Ruhe in der Schweiz ein. Heute lebt Rauber als Seelsorger bei den Schönstattschwestern in Ergenzingen.

Luis Héctor Villalba, Erzbischof emeritus von Tucumán (Argentinien)

Mit Luis Héctor Villalba ehrt Franziskus einen Landsmann. Er ist zwei Jahre älter als Franziskus und mit dem ehemaligen Erzbischof von Buenos Aires bestens bekannt. Villalba war der Vorgänger von Jorge Mario Bergoglio als Weihbischof in der argentinischen Hauptstadt. Bis 1999 leitete er das Bistum San Martin, bis ihn Papst Johannes Paul II. zum Erzbischof vom bevölkerungsreichen Bistum Tucuman im Nordwesten des Landes ernannte.

Júlio Duarte Langa, Erzbischof emeritus von Xai-Xai (Mosambik)

Der 87-Jährige ist der erste und mittlerweile emeritierte Bischof von Xai-Xai, einer 1976 gegründeten Diözese. In seine Amtszeit, die 2004 endete, fiel der blutige Bürgerkrieg (1977-1992), in dem mehrere hunderttausend Menschen starben, sowie die schwierige Zeit des Wiederaufbaus, an dem sich der neue Kardinal beteiligte. Papst Franziskus traf sich erst im Dezember 2014 mit dem Staatspräsidenten von Mosambik. Beide würdigten die Versöhnung zwischen den einstigen Bürgerkriegsparteien.

(rv/kna 13.02.2015 ord/pdy)








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