2015-02-12 08:57:00

Ukraine: Caritas vermutet zwei Millionen Binnenflüchtlinge


Einigung in letzter Sekunde? Unakzeptable Forderungen? Halten die Verinbarungen? Auch nach den Verhandlungen in der weißrussischen Hauptstadt Minsk bleiben viele Fragen offen. Die Staatschefs Russlands und der Ukraine verhandelten dort im Beisein von Frankreichs Präsident Hollande, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Gastgeber Aljaksandr Lukaschenka.

Gleichzeitig gehen vor Ort die Kämpfe ungerührt weiter. Eine „große humanitäre Katastrophe“ nennt die Situation in den umkämpften Gebieten der ukrainische Caritas-Präsident Andrij Waskowycz. Wahrscheinlich seien rund zwei Millionen Menschen auf der Flucht, davon mindestens 400.000 Kinder. Viele der etwa 5,2 Millionen dort lebenden Menschen seien von der Versorgung mit Wasser, Lebensmitteln, Medikamenten und Heizmaterial abgeschnitten, viele Ärzte hätten die Region verlassen, gleichzeitig gebe es durch den ständigen Beschuss immer mehr Verletzte: „Das ist die Realität im Osten der Ukraine, und das ist eine schreckliche Realität!“ Im Land seien rund eine Million Binnenflüchtlinge registriert; er gehe jedoch mindestens von der doppelten Zahl aus. Viele von ihnen seien traumatisiert: „Allein von den mindestens 400.000 Kindern waren 50 bis 80 Prozent Zeugen von Gewaltanwendung.“ Ein großes Problem seien auch die vielen nicht winterfesten Flüchtlingsunterkünfte. Die Solidarität innerhalb des Landes sei enorm, stoße jetzt jedoch an ihre Grenzen: „Die Menschen, die helfen wollen, haben selbst nichts mehr.“ Darum sei dringend Unterstützung aus dem Ausland nötig. Von den für diesen Donnerstag anberaumten Verhandlungen in Minsk erhofft sich Waskovycz „zumindest eine Waffenruhe, die es ermöglicht, den in Not geratenen Menschen zu helfen“.

Aber der Konflikt bleibt nicht geografisch begrenzt: Auch die ukrainischen Katholiken in München, der größten Gemeinde innerhalb Deutschlands, spüren den Konflikt immer stärker. Ihre Sorge um die Angehörigen im Heimatland wächst. Viele der etwa 2.500 Gläubigen haben Verwandte in der Krisenregion, sagte der Seelsorger und Pfarradministrator Vladimir Viitovitch dem Münchner Kirchenradio. In jedem Gottesdienst werde für die bedrohte Bevölkerung und eine gute Zukunft des Landes gebetet und der Toten des aktuellen Konflikts gedacht. Die Pfarrjugend in der Gemeinde Maria Schutz und Sankt Andreas sammle für einen Notarztwagen, der ins Krisengebiet geschickt werden soll. Zudem gebe es laufend Sammlungen für die dringend benötigte Winterkleidung und Medikamente. Verschärfte Spannungen zwischen den konfessionellen Gruppen unter den Ukrainern erkennt der Geistliche bisher nicht: „Ich glaube, momentan sind die Ukrainer, egal ob orthodox oder katholisch, auf der Seite ihres Staates.“

 

(Kirchenradio 12.02.2015 ord)








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