2015-01-30 14:04:00

Bergoglio-Skorka-Dialoge als Vorbild


Die Dialoge von Kardinal Jorge Bergoglio, dem jetzigen Papst, mit seinem argentinischen Freund Rabbiner Abraham Skorka sind ein Vorbild für das christlich-jüdische Verhältnis im 21. Jahrhundert. Das sagte der Präsident des Internationalen Rates der Christen und Juden (ICCJ), Philip Cunningham, am Freitag in einem Gespräch mit der österreichischen Nachrichtenagentur kathpress. 50 Jahre nach der bahnbrechenden Konzilserklärung „Nostra Aetate“ und der darin formulierten Absage an die lange Tradition des kirchlichen Antijudaismus sei insgesamt eine thematische Entkrampfung im Dialog eingetreten, so der US-Bibelwissenschaftler. Was der Papst und Skorka vormachten, sei „das gemeinsame Unterwegssein als Freunde“.

Cunningham lehrt an der Saint-Joseph's-Universität der Jesuiten in Philadelphia; er war aus Anlass einer Holocaust-Gedenkveranstaltung nach Wien gekommen. Beständige Reue und Umkehr aller Christen angesichts der „schweren Last der Schuld an der Ermordung der Juden“ sei notwendig, hatte der ICCJ-Präsident auf dem Heldenplatz eingemahnt. Er sei überzeugt, dass das „geradezu unaussprechlich Böse“ des Holocaust „nichts weniger als einer fest verwurzelten und profunden religiösen Antwort“ bedürfe, sagte er. Gleichzeitig warnte er aber vor einer „erdrückenden, selbstquälerischen Schuld“, die jeden „reuevollen Wandel des Herzens“ unmöglich mache.

Im kathpress-Gespräch präzisierte Cunningham und zitierte die „unübertroffene“ Aussage von Kardinal Walter aus dem Jahr 2002. Der damalige Judentumsdialog- und Ökumenerats-Präsident hatte erklärt, allen Katholiken sei mit größerer Klarheit bewusst worden, „dass der Glaube Israels der unserer älteren Brüder ist, und vor allem, dass das Judentum als ein Sakrament des Andersseins verstanden werden kann. Die Kirche muss lernen, es als solches wahrzunehmen, anzuerkennen und zu feiern.“ Der Päpstliche Rat begrüße deshalb laut Kasper alle Initiativen, die die wachsende Bindung an das Judentum, dessen theologischen und spirituellen Reichtum und seiner Kultur förderten.

Mit dieser Aussage habe Kardinal Kasper eine „spezielle Beziehung zum Glauben des jüdischen Volkes“ hervorgehoben, so Cunningham. Besonders hob er hervor, dass der nunmehr emeritierte Kardinal dafür das Wort Sakrament verwendet habe, das in der katholischen Tradition für die göttliche Gegenwart stehe: „Wenn wir die Heiligkeit im Judentum entdecken, ist es auch leichter, Heiligkeit in anderen Religionen wahrzunehmen.“

(kap 30.01.2015 sk)








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