2015-01-29 13:18:00

Caritas-Generalsekretär erklärt „Globalisierung der Gleichgültigkeit“


Ankämpfen gegen die „Globalisierung der Gleichgültigkeit“:  Das ist das Anliegen von Papst Franziskus mit seiner jüngst veröffentlichten Fastenbotschaft 2015. Was genau meint Franziskus eigentlich mit dem Ausdruck „Globalisierung der Gleichgültigkeit“? Das fragten wir Michel Roy, den Generalsekretär von Caritas Internationalis; die Dachorganisation der nationalen Caritas-Organisationen hat ihren Sitz im Vatikan.

„Franziskus meint die Gleichgültigkeit, die besonders bei uns im Westen verbreitet ist, mit materialistischen und konsumorientierten Lebensstilen. Man denkt an sich und manchmal an die eigene Familie… Die modernen Kommunikationsmittel lassen uns mehr in unsere Mobiltelefone und Tablets versinken als in die Begegnung mit den Nachbarn. Die Botschaft des Papstes ist eine Einladung, aus sich selbst heraus- und auf den anderen zuzugehen. Der Mensch ist nicht zum Alleinsein gemacht, sondern zum Zusammenleben mit anderen, und die Kirche lädt uns immer dazu ein, nicht bloß mit jemandem zu leben, sondern sich gemeinsam einzusetzen, vor allem für jene, die irgendwie leiden: ob sie mit Behinderung oder einer Krankheit leben, Opfer von Armut, Ungerechtigkeit oder Unterdrückung sind.“

Franziskus ziele aber mit seiner Fastenbotschaft nicht bloß auf die Nachbarschaft, sagt Michel Roy. Nächstenliebe sei heute immer auch global angelegt.

„Man ist sensibler auf das, was sich beim Nachbarn und in der Wohnumgebung zuträgt, aber auch dort ist die Gleichgültigkeit stark. Ich denke, man muss sich lokal beginnen, aber gerade die Fastenzeit ist auch ein Moment, in dem man eingeladen ist, die Welt in den Blick zu nehmen. Die Welt ist heute globalisiert. Das war anders, als Johannes XXIII. im Jahr 1961 die Fastenkampagne ins Leben rief, damals lebten wir in einer Welt, deren Kommunikationswege keinesfalls die globale Vision ermöglichten, die wir heute haben. Die Welt ist dort. Besonders im Westen weiß man genau, was anderswo geschieht. Die Medien, das Fernsehen zeigen Bilder, die wachrütteln und mobilisieren. Ich gebe zu: die Spendenbereitschaft ist auch heute viel höher, wenn es starke Bilder gibt und ein Hilfsappell lanciert wird.“

Stichwort Tacloban: Papst Franziskus hatte diese Region der Philippinen eigens besucht, um die Angehörigen von Wirbelsturmopfern zu trösten. Allein die Geste, dort Halt zu machen, war ein Zeichen gegen die „Globalisierung der Gleichgültigkeit“, sagt Michel Roy.

„Der Papst ist eine charismatische Gestalt, die viele anzieht. Die Menschen interessieren sich für das, was er sagt und wohin er reist. Als er nach Lampedusa ging und begann, von der Globalisierung der Gleichgültigkeit zu reden, sah man eigentlich gleich Reaktionen in der Art, wie man bei uns Migranten aufnimmt. In Sri Lanka hat man gesehen, wie die Anwesenheit des Papstes nahezu die kollektive Sicht der Bevölkerung dort auf sich selbst und ihre Zukunft verändert hat. Das ist eine sehr gespaltene Gesellschaft, und meinem Eindruck nach ist es dem Papst gelungen, sie etwas zu einen. Das, was der Papst sagt und tut, kann auch eine breitere, eine globale Auswirkung haben.“

(rv 29.01.2015 gs)








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