2015-01-21 14:00:00

Gänswein fühlte sich durch Bußpredigt des Papstes angesprochen


Erzbischof Georg Gänswein hat sich nach eigenem Bekunden durch die vorweihnachtliche Mahnrede von Papst Franziskus angesprochen gefühlt. „Natürlich habe ich mich gefragt: Wo trifft es dich? Von welcher Krankheit bist du infiziert? Was ist korrekturbedürftig?“, sagte Gänswein in einem Interview der „Zeit“-Beilage „Christ & Welt“.

Franziskus hatte in einer viel beachteten Ansprache an die Leiter der vatikanischen Kurie am 22. Dezember 15 „Krankheiten“ benannt, an denen die Kirche und ihre Führungsspitze leide. In diesem Zusammenhang warnte Franziskus unter anderem vor übertriebenem
Ehrgeiz und „spirituellem Alzheimer“.
„An einer Stelle musste ich an meine vielen Umzugskartons denken“, sagte Gänswein unter Verweis auf die Passage, in der Franziskus eine „Krankheit des Aufhäufens“ geißelte. Seit dem Auszug aus dem Apostolischen Palast nach dem Rücktritt von Papst Benedikt im Februar 2013 lagerten nicht wenige seiner Sachen noch verpackt in einem Abstellraum, so der Erzbischof. „Ich kann darin aber keinerlei Krankheitsindiz erkennen.“
Was genau der Papst mit seiner Rede habe bezwecken wollen, sei vielen seiner Kollegen nicht ganz klar, so Gänswein weiter. „Offensichtlich hat er es für nötig gehalten, Klartext zu reden und zur Gewissenserforschung anzuleiten.“ Daraus einen Riss zu konstruieren, der zwischen Papst und Kurie gehe, sei jedoch abwegig. Allerdings habe die Ansprache „Wasser auf diese Mühlen gespült“ und einer solchen Interpretation Vorschub geleistet.

Den Umgang von Papst Franziskus mit den Medien sieht Gänswein mit gemischten Gefühlen. Franziskus gehe offensiv mit den Medien um und nutze sie „sehr geschickt“, sagte der Erzbischof. Allerdings führten manche Aussagen zu Missverständnissen und könnten von bestimmten Seiten vereinnahmt werden, so Gänswein. Deswegen habe der vatikanische Pressesprecher Federico Lombardi in einigen Fällen nach „einschlägigen Veröffentlichungen" eingreifen müssen, „um Klarstellungen vorzunehmen“.
Trotzdem gelte: „Wer aufmerksam auf die Worte des Papstes hört, erkennt darin eine klare Botschaft", sagte Gänswein, der sich vor einem Jahr noch mehr „inhaltliche Vorgaben“ von Franziskus gewünscht hatte. „Der wichtigste Akzent heißt Mission, Evangelisierung. Dieser Aspekt zieht sich wie ein roter Faden durch.
Erzbischof Gänswein dient Franziskus als Präfekt des Päpstlichen Hauses und ist damit für dessen offizielle Termine zuständig. Gleichzeitig ist er weiterhin Privatsekretär des emeritierten Papstes Benedikt XVI., der seit seinem Amtsverzicht zurückgezogen in einem umgebauten Kloster in den Vatikanischen Gärten lebt.

(christ&welt/kna 21.01.2015 gs)








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