2015-01-16 07:26:00

Papstmesse: „Bildet Netzwerke der Solidarität“


 Was heißt es, Botschafter Christi zu sein? Dieser Frage ging Papst Franziskus in seiner Predigt in der Kathedrale von Manila nach. Er feierte die Messe gemeinsam mit den Bischöfen, Priestern und Ordensleuten der Philippinen. Sie rief er dazu auf, „Netzwerke der Solidarität“ zu bilden und gegen „skandalöse Ungleichheit“ in der Gesellschaft des Landes vorzugehen.

Jeder pastorale Einsatz wird durch Liebe geboren: Diese Botschaft setzte der Papst an den Beginn seiner Predigt, er sprach über die Jesusworte „Liebst du mich? Weide meine Schafe!“ (Joh 21:15.17). „Ja” antworteten die Menschen in der Kathedrale spontan, gefolgt von einem allgemeinen Lachen. „Sagt das nicht mir, sagt das Christus!“

Die Ordensleute und Priester stünden in einer guten Tradition der Verkündigung, aber auch der Taten der Liebe, des Aufbaus einer Gesellschaft, die von den Werten des Evangeliums geprägt sei, von Wohltätigkeit, Verzeihung und Solidarität. „Wie eure Vorgänger seid ihr berufen, brücken zu bauen, die Herde Christi zu weiden und der Frohen Botschaft in Asien zu Beginn einer neuen Zeit frische Wege zu bereiten.“

„Wir alle sind berufen, Botschafter Christi zu sein“, setzte der Papst seinen Gedanken mit Bezug auf die Lesung fort (2 Kor 5). „Unser Dienst ist ein Dienst der Versöhnung, wir verkünden die Frohe Botschaft der unendlichen Liebe, Barmherzigkeit und des Mitgefühls. … Dies kann den Aufbau einer wirklich gerechten und erlösten sozialen Ordnung inspirieren.“

Im Kern des Botschafter-Seins für Christus läge die persönliche Begegnung mit Jesus Christus (Evangelii Gaudium 3), so müsse das auch der Kern der Verkündigung sein. Gleichzeitig riefe diese Botschaft aber auch zu einer Gewissenserforschung auf, persönlich und als Gesellschaft. „Die Kirche auf den Philippinen ist dazu berufen, die Gründe für die tief verwurzelte Ungleichheit und Ungerechtigkeit zu erkennen und zu bekämpfen, die das Gesicht der philippinischen Gesellschaft entstellen und damit der Lehre Christi klar widersprechen. Das Evangelium beruft christliche Gemeinschaften dazu, ‚Kreise der Integrität’ zu bilden, Netzwerke der Solidarität, die sich ausweiten, um die Gesellschaft durch ihr prophetisches Zeugnis zu umarmen und umzuwandeln.“ Und spontan fügte der Papst hinzu: „Die Armen. Die Armen stehen im Zentrum des Evangeliums, wirklich im Zentrum des Evangeliums. Wenn wir die Armen aus dem Evangelium heraus nehmen, dann können wir die Botschaft Jesu Christi nicht verstehen.“

Als Bischöfe, Priester und Ordensleute müssten sie gemeinsam den ersten Schritt dazu machen, so Papst Franziskus weiter, es sei ein Aufruf zu ständiger Bekehrung und eine Absage an die „geistliche Weltlichkeit“.

„Für alle von uns bedeutet das, die Armut Christi zu betrachten, dessen gesamtes Leben darauf ausgerichtet war, den Willen des Vaters zu tun und anderen zu dienen. (..) Nur dadurch, dass wir selber arm werden und alle Selbstzufriedenheit ablegen, können wir an der Seite unserer schwächsten Brüder und Schwestern stehen. Wir werden die Dinge in einem neuen Licht sehen und so mit Ehrlichkeit und Integrität auf die Herausforderung antworten, die Radikalität des Evangeliums in einer Gesellschaft zu verkünden, die es sich mit soziale Ausgrenzung und der skandalösen Ungleichheit bequem gemacht hat.“

Einen besonderen Aufruf richtete er an die jungen Priester, Ordensleute und Seminaristen. Sie sollten ihren Enthusiasmus mit ihren Altersgenossen teilen, so der Papst. „Seid bei denen, die inmitten einer Gesellschaft leben, die von Armut und Korruption belastet ist, die im Geist gebrochen sind, die versucht sind aufzugeben, die Schule zu verlassen und auf der Straße zu leben. Verkündet die Schönheit und Wahrheit der christlichen Botschaft einer Gesellschaft, die von verwirrenden Vorstellungen von Sexualität, Ehe und Familie versucht sind.“

Die Tradition des Glaubens auf den Philippinen und besonders die Frömmigkeit enthalte missionarisches Potential, schloss der Papst seine Gedanken. Er rief die Gläubigen dazu auf, auf diesem Fundament aufzubauen. Er wünsche ihnen, dass sie sich selbstlos im Dienst für die Nächsten einsetzen könnten.

 

Begrüßt worden war der Papst von Kardinal Luis Antonio Tagle, dem Erzbischof der Stadt. In seiner kurzen Ansprache deutete er den Papstbesuch als Hilfe für die Menschen, nach Katastrophen und Leid immer wieder aufzustehen. Außerdem würdigte er den Besuch als einen Erneuerungsimpuls für die Kirche, Papst Franziskus bringe „Feuer der Reinigung, ein Erdbeben des Aufweckens und Waffen des Glaubens", so Tagle.

2.000 Menschen waren in die Kathedrale gekommen, Repräsentanten aller Bistümer der Philippinen und mit Kardinal Oswald Gracias war auch der Präsident der Bischofskonferenzen ganz Asiens am Altar.

Bereits zuvor war der Papst auf dem Vorplatz von Tausenden Menschen mit Jubel erwartet worden, auch während der Messe war die gesamte Umgebung der Kirche voller Menschen. Auch den fünf Kilometer langen Weg vom Präsidentenpalast, wo die offizielle Begrüßung durch Benigno Aquino und ein Treffen mit Politikern und Diplomaten stattgefunden hatte, zur Kathedrale säumten große Menschenmengen. Franziskus legte die Strecke in einem offenen Wagen zurück.

(rv 16.01.2015 ord)








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