2015-01-09 09:36:00

Warum der Papst schon wieder nach Asien reist


Es sind die zwei asiatischen Länder mit der höchsten Zahl an Katholiken, die Papst Franziskus in der kommenden Woche besucht: Sri Lanka und die Philippinen. Der Papst will mehr Aufmerksamkeit für die Kirche in Asien schaffen, sagt sein Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. Im Interview mit Vatikanmedien lobt Parolin zwei Stärken der Katholiken in Asien: erstens ihren Einsatz im Schul- und Gesundheitswesen, zweitens ihr interreligiöses Gespür. Zum ersten Reiseziel, Sri Lanka, sagt er:

„Mir scheint, bei diesem Land kann man wirklich mit Recht von einer Brückenfunktion sprechen. Und das gilt besonders für die dortige Kirche – auch deswegen, weil sie in ihren Reihen Gläubige beider großer ethnischer Gruppen hat, also der Tamilen wie der Singhalesen. Bei allen derzeitigen Problemen muss man doch sehen, dass Sri Lanka eine lange Tradition der Harmonie zwischen den verschiedenen Religionen hat und sich früher durch Begegnung, durch Dialog auszeichnete. Leider sind in letzter Zeit extremistische Gruppen aufgetreten, die Spannungen schaffen und die Religion für ihre Zwecke einsetzen. Wir hoffen, dass, auch durch die Mithilfe der Behörden, diese eigentlichen, grundlegenden Werte der Bevölkerung die Oberhand behalten.“

Diese besorgten Worte zielen vor allem auf fundamentalistische buddhistische Gruppen in Sri Lanka. Als erster Papst wird Franziskus auch das Tamilengebiet aufsuchen, das noch vom Bürgerkrieg gezeichnet ist.

„Der Wallfahrtsort Madhu, den der Papst besuchen wird, wird auch von Angehörigen anderer Religionen geschätzt und aufgesucht, nicht nur von Katholiken. Während des Bürgerkriegs lag Madhu direkt an der Front, hier hielten sich viele Vertriebene und Flüchtlinge beider Seiten auf. Ich gehe davon aus, dass der Papst alle an diesen Schmerz, diese vielen Tränen erinnern wird, die der grausame Konflikt damals mit sich brachte. Nicht um Wunden wieder aufzureißen, sondern um dann den Blick in die Zukunft zu lenken. Sri Lanka braucht innere Versöhnung; ohne eine Anerkennung der Wahrheit geht das nicht.“

Zweites Reiseziel des Papstes: die Philippinen, Asiens einziges großes Land mit katholischer Bevölkerungsmehrheit. Kardinal Parolin:

„Erst gestern Abend haben mir Filipinos, die gerade aus ihrer Heimat nach Rom kamen, gesagt, dass in diesen Wochen sehr, sehr viele intensiv für die Papstreise beten. Die Prämissen sind sehr positiv. Franziskus will teilnehmen an der Vorbereitung des 500-Jahr-Jubiläums der Evangelisierung der Philippinen, das 2021 begangen wird. In der Vorbereitung auf dieses Jubiläum haben die Bischöfe dieses Jahr 2015 zum ‚Jahr der Armen’ erklärt. Die Reise wird außerdem eine Anerkennung der Rolle, die die Kirche der Philippinen im regionalen, im asiatischen und im globalen Rahmen hat. Viele junge Leute aus angrenzenden asiatischen Ländern studieren an katholischen Unis auf den Philippinen, und viele Filipinos halten sich (als Arbeitsmigranten) in vielen Ländern Asiens, aber auch Amerikas und Europas auf. Das macht das Evangelisierungs-Potential, das von den Philippinen ausgeht, sehr hoch.“

 

(rv 09.01.2015 sk)








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