2014-12-30 10:54:00

2015 im Vatikan: Reisepläne, Reform und Überraschungen


2014 war für den Papst und auch für den ganzen Vatikan ein bewegtes Jahr. An Schwerpunkten kann man die Reisen des Papstes benennen, die Kurienreform und die Bischofssynode zum Thema Familie. Pater Bernd Hagenkord, wenn wir jetzt einmal aufs kommende Jahr blicken, was wird uns da erwarten?

„Eine Fortsetzung der Themen des vergangenen Jahres. Der Papst wird wieder Reisen, obwohl er eigentlich kein Freund des vielen Reisens ist, da steht zuerst die Asienreise in knapp zwei Wochen an. Dann wird die Kurienreform sicherlich weitergeführt werden, unter anderem auch für uns hier bei Radio Vatikan, aber auch bei anderen Institutionen wird das sicherlich konkreter werden. Und die Bischofssynode zum Thema Familie oder besser der Synodale Prozess zum Thema Familie geht auch 2015 weiter und mündet dann in eine Bischofssynode im Oktober. Und wenn wir noch weiter blicken: Auch 2016 werden das Schwerpunkte sein, vor allem die Reform der Kurie wird sich sicherlich noch hinziehen, wenn sie tragfähig sein soll, und auch das Thema Familie lässt sich sicherlich nicht in wenigen Monaten abhandeln, das braucht noch Jahre, bis es umgesetzt ist.“

Kommen wir zuerst zu den Reisen, einige sind schon bekannt, andere noch nicht. Wonach richtet es sich, wohin der Papst fliegen wird?

„Zunächst ist sicherlich Asien wichtig, das hat Papst Franziskus 2014 mit seiner Koreareise schon gezeigt. Dorthin ist Papst Benedikt nie gekommen. Dann sind es thematische Gründe, so kommen zum Beispiel die USA auf die Reiseplanung, in Philadelphia findet im September das Weltfamilientreffen der Kirche statt. Die übrigen Reisen richten sich nach Einladung und Gelegenheit, dann aber auch nach ihrem symbolischen und realen Wert. Der Papst reist nie, um zu reisen, sondern er will Menschen treffen. Er hat von Frankreich als Reiseziel für das kommende Jahr gesprochen, von Lateinamerika und Afrika, dazu kommen sicherlich noch einmal Reisen innerhalb Italiens. Und so oft er vom Wunsch einer Irakreise spricht, wer weiß, mich würde jedenfalls nicht überraschen, wenn er 2015 oder vielleicht erst 2016 auch dorthin fährt.“

Thema Kurienreform, es wird 2015 sicherlich konkret werden. Was dürfen wir uns da erwarten?

„Nächste Schritte, noch viel mehr. Wenn man sich die bisherige Reformtätigkeit betrachten mit der Einrichtung etwa des Wirtschaftssekretariates und anderem, dann können wir davon ausgehen, dass es nicht den einen großen Wurf geben wird, sondern dass allmählich und nacheinander die Institutionen umgebaut werden. Und das finde ich auch richtig so, alles neu erfinden geht nicht, immerhin geschieht die Reform ja im laufenden Betrieb.“

Und in welche Richtung wird das gehen?

„Wie es der Papst in seiner Ansprache an die Kurie kurz vor Weihnachten gesagt hat: Die Kurie soll der Weltkirche dienen. Dort, wo sie nur sich selbst dient oder diesen Dienst nicht mehr erfüllen kann, dort müssen Änderungen her. Das wird nicht allen passen, aber es ist notwendig.“

In dieser Ansprache ist der Papst mit der Kurie recht rau umgegangen, fünfzehn „Krankheiten“ hat er diagnostiziert. Bekommt er denn auch die notwendige Unterstützung für seine Reform?

„Das wird sich 2015 noch mehr zeigen als 2014: Papst Franziskus baut nicht nur auf die Kurie selbst, sondern vor allem auf Rat von außen, also auf die Weltkirche. Das sieht man auch bei der Bischofssynode: Nicht alles soll hier in Rom entschieden werden, es sollen mehr Stimmen aus der ganzen Welt gehört werden und einfließen. Das wird 2015 noch sichtbarer werden.“

Stichwort Bischofssynode: Was können wir uns da 2015 erwarten?

„Papst Franziskus wird selber sehr viel zum Thema Familie sagen. Nicht nur seine Reise nach Philadelphia zum Weltfamilienkongress und andere Familientreffen werden das zeigen, er wird - wenn ich das richtig nachgerechnet habe - alle Generalaudienzen bis dahin zu diesem Thema sprechen. Es wird also starken Input dazu auch hier aus Rom geben. Dann kommt dazu, was die einzelnen delegierten Bischöfe aus den Ortskirchen mitbringen. Ich hoffe, dass sich die Debatten und die Öffentlichkeit während der Synode dann nicht auf „pro“ und „contra“ irgendwelcher Positionen beschränken werden. Aber das wird sich erst noch zeigen müssen.“

Was steht sonst noch im kommenden Jahr an?

„Vieles. Wir erwarten natürlich die versprochene Enzyklika zum Thema „Ökologie des Menschen“. Thematisch hat der Papst einige Themen aufgegriffen, den Menschenhandel zum Beispiel, auch dazu werden wir wohl mehr bekommen. Außerdem gibt es Kardinäle zu ernennen und einige Bischöfe, auch in unseren Ländern. Die Deutsche Bischofskonferenz kommt im September ad limina nach Rom, es steht also einiges auf dem Programm. Und dann natürlich: viele Überraschungen, sonst wäre Papst Franziskus nicht Papst Franziskus.“

 

(rv 20.12.2014 ord)








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