2014-12-23 11:14:00

Papst macht Christen im Nahen Osten Mut


Franziskus hat den Christen im Nahen Osten anlässlich des Weihnachtsfestes einen Brief geschrieben. Der Papst macht darin den bedrängten Minderheiten im Irak, Syrien und dem gesamten Nahen Osten Mut und versichert sie seiner Solidarität und Nähe. „Ich hoffe sehr, dass mir die Gnade zuteil wird, persönlich zu kommen, um euch zu besuchen und Euch zu trösten und zu stärken", schreibt der Papst wörtlich. Weiter erneuert Franziskus seinen Appell an die internationale Gemeinschaft, sich unverzüglich für einen Gewaltstopp in der Region einzusetzen.

Den „Islamischen Staat“ kennzeichnet der Papst in dem vier Seiten langen Schreiben als „neue und besorgniserregende terroristische Organisation von bisher unvorstellbaren Ausmaßen“. Der Päpstliche Rat für Interreligiösen Dialog hatte die Machenschaften der Terrorgruppe im August 2014 als „barbarisch“ und „niederträchtig“ gegeißelt; es waren ungewöhnlich deutliche Worte. Die Gruppierung begehe „alle Art von Gesetzeswidrigkeiten“ und wende „menschenunwürdige Praktiken“ an, knüpft der Papst in seinem Weihnachtsbrief daran an. In einem aktuellen Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International ist über Vergewaltigungen, Folter, Versklavung und Zwangsheiraten vor allem jesidischer Frauen und Mädchen durch den Islamischen Staat die Rede.

Aufruf zur Verurteilung extremistischer Gewalt

Die „dramatische Situation“ der Christen im Irak, der Jesiden und anderen religiösen und ethnischen Minderheiten erfordere „eine klare und mutige Stellungnahme aller religiösen Verantwortungsträger, um einstimmig und unzweideutig solche Verbrechen zu verurteilen und öffentlich die Praxis anzuklagen, sich zu deren Rechtfertigung auf die Religion zu berufen“, betont Papst Franziskus. Je schwieriger die Situation sei, umso notwendiger sei der interreligiöse Dialog: „Es gibt keinen anderen Weg“, hält Franziskus fest. Die im muslimischen Kontext lebenden Christen des Nahen Osten können seiner Ansicht nach ihren muslimischen Mitbürgern zudem „helfen, mit Unterscheidungsvermögen ein authentischeres Bild des Islam zu zeigen – wie viele von ihnen es möchten, die immer wieder sagen, dass der Islam eine Religion des Friedens ist, dass er sich mit der Achtung der Menschenrechte vereinbaren lässt und das Zusammenleben aller fördern kann.“

Täglich verfolge er die Nachrichten über das enorme Leid der Menschen im Nahen Osten, so Papst Franziskus. Und mit Blick auf die Kinder, Mütter, Alten, Vertriebenen, Flüchtlinge, Hungernden und Frierenden ruft er zu konkreter Solidarität auf und macht den Leidenden Mut: „Dieses Leiden schreit zu Gott und ruft uns alle zum Einsatz auf, im Gebet und in jeder Art von Initiative. Allen möchte ich meine Nähe und Solidarität wie auch die der ganzen Kirche bekunden und ihnen ein Wort des Trostes und der Hoffnung zusprechen.“ Auch für die Entführten – darunter die in Syrien entführten orthodoxen Bischöfe, von denen bis heute jede Spur fehlt – hat der Papst ein Wort: „Mögen sie bald wohlbehalten in ihre Häuser und Gemeinschaften zurückkehren!“

Appell an die internationale Gemeinschaft

„Wie lange soll der Nahe Osten noch unter der Friedlosigkeit leiden?“, richtet sich der Papst an die internationale Gemeinschaft: „Wir dürfen uns nicht mit den Konflikten abfinden, als sei ein Wechsel nicht möglich!“ Um Frieden und ein Ende der Gewalt zu erwirken, seien Verhandlungen und Diplomatie der erste Weg, bekräftigt Franziskus. Den leidenden Bevölkerungen müsse man zuallererst durch die „Förderung des Friedens“ entgegenkommen, so der Papst. Und erneut verurteilt er entschieden den internationalen Waffenhandel: „Wir brauchen vielmehr Friedenspläne und –initiativen, um eine globale Lösung der Probleme der Region zu fördern.“

Franziskus erwähnt hier seine Heilig Land-Reise und das von ihm eingefädelte Gebetstreffen mit dem israelischen und palästinensischen Präsidenten in den vatikanischen Gärten. Und er lädt alle Menschen dazu auf, weiter für Frieden im Nahen Osten zu beten: „Dass diejenigen, die gezwungen waren, ihr Land zu verlassen, dorthin zurückkehren und in Frieden und Sicherheit leben können.“ Möge die humanitäre Hilfe gesteigert und dabei immer das Wohl des Menschen und jeden Landes in den Mittelpunkt gestellt werden, unter Achtung der jeweiligen Identität, ohne andere Interessen voranzustellen. Möge die gesamte Kirche und die internationale Gemeinschaft sich der Bedeutung Eurer Präsenz in der Region immer deutlicher bewusst werden.“

„Ihr seid wie der Sauerteig in der Masse“

Die Christen der Region ruft er zu Mut, Glaubensstärke und Einheit auf: „Möge die Prüfung, die Ihr durchmacht, Euer aller Glauben und Treue stärken! Ich bete, dass Ihr die brüderliche Gemeinschaft nach dem Vorbild der ersten Jerusalemer Gemeinde leben könnt. Die von unserem Herrn gewollte Einheit ist in diesen schwierigen Momenten nötiger denn je; sie ist ein Geschenk Gottes, das an unsere Freiheit appelliert und unsere Antwort erwartet.“ Mit Blick auf die orthodoxen Glaubensbrüder der Region spricht der Papst von einer „Ökumene des Blutes“: Die gemeinsam ertragenen Leiden der verschiedenen christlichen Denominationen leisteten einen „unschätzbaren Beitrag für das Anliegen der Einheit“, hält der Papst in seinem Brief fest.

(rv 23.12.2014 pr)








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