2014-12-19 13:44:00

Deutschland: Kirchenrechtler kritisiert Diözesanbilanzen


Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller sieht die meisten Diözesen in Deutschland von einer umfassenden Transparenz in Finanzfragen noch weit entfernt. Immer noch herrsche vielerorts etwa Unklarheit über die Verwaltung von Fonds, die aus nicht verbrauchten Kirchensteuermitteln gebildet worden seien, schreibt Schüller in einem Gastbeitrag für die Januar-Ausgabe der „Herder Korrespondenz“. Bei den Rücklagen gehe es etwa um den Erhalt von Schulen, den Unterhalt von Bauten oder Pensionsfonds, so Schüller. Diese „vorausschauende Vermögenspolitik“ sei „uneingeschränkt positiv zu bewerten“.

Allerdings stelle sich die Frage, „wer beispielsweise über die Anlage dieser Vermögensmassen und deren Verwaltung entscheidet“. Dies gelte auch für die Kirchliche Zusatzversorgungskasse mit einem angelegten Kapital von 16 Milliarden Euro sowie die Aachener Grundvermögen Kapitalanlagegesellschaft mit einem Volumen in nicht bekannter Höhe.

Kontrollgremien wie Diözesanvermögensverwaltungsräte oder Diözesankirchensteuerräte müssten mehr Kompetenzen erhalten, fordert Schüller. Zudem gelte es, personelle Verflechtungen zu vermeiden. So säßen in Diözesanvermögensverwaltungsräten nicht selten Mitglieder des Domkapitels. Faktisch bedeute dies, „dass sich die konkreten Mittelbewirtschafter selbst kontrollieren“.

Die Erfahrung nach dem Finanzskandal in Limburg lehre, dass die Kirche langfristig mehr Offenheit im Umgang mit Finanzen pflegen müsste, schreibt Schüller. Ein Vorbild könnten die kirchlichen Hilfswerke sein, die nur mit größtmöglicher Transparenz im Hinblick auf die Verwendung von Spendengeldern sowie staatlicher und kirchlicher Zuschüsse glaubwürdig bleiben. Schüller war von 1993 bis 2009 Leiter der Stabsstelle Kirchliches Recht im Bischöflichen Ordinariat Limburg.

(kna 19.12.2014 kin)








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